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Kinder und Rinder – Wie zwei Manager zum Galloway kamen

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Wie das Leben so spielt – holen zwei Männer in der Kita ihre Kinder ab, kommen ins Gespräch, über Gott, die Welt und die Ernährung. Andreas Kaulich und Carsten Leuchtenberger, beide 36, beide Berliner sind aufgeklärte junge Leute, intelligent, wissensdurstig, IT-Manager der eine, Unternehmensberater der andere.

Sie reden – mit dem Blick auf Anton und Lisa, ihre Kinder – über Analogkäse, Formfleisch und all die anderen Erfindungen der Lebensmittelindustrie. Die die aus minderwertigen Grund- und künstlichen Aromastoffen grausige Dinge herstellt, deren einziger Wert in einer hohen Rendite für ihre Produzenten liegt.

Irgendwann haben Kaulich und Leuchtenberger eine Idee. Wie wäre es, fragen sich die beiden, wenn wir wenigstens unser Fleisch selbst erzeugen würden? Zwei, drei Rinder, eine kleine Weide, das müsste doch möglich sein. Freunde erklären sie schlicht für verrückt. Und es scheint, dass da durchaus was dran ist. Kaulich entlockt zwar jedem Apple-Rechner auch noch sein letztes Geheimnis, und Leuchtenberger jongliert meisterlich mit Abschreibungsmodellen und Businessplänen – aber Rinderzucht?

„Rückhalt hatten wir lediglich in unserem unmittelbaren sozialen Umfeld“, sagt Kaulich. Damit meint er, dass die Familien der beiden die Idee für gar nicht so fix hielten. Es folgen Internet-Recherche und Literatur-Studium. Nach dem Besuch bei Marianne Wille, Züchterin in der Prignitz und Gesprächen mit Georg Menke, dem Vorsitzenden des Bundesverbandes Deutscher Galloway-Züchter, fällt die Entscheidung. Galloway, diese Rasse soll es sein. Weitere Konsultationen und Seminare. Die Erkenntnis reift – ob zwei oder zwanzig Tiere, das ist am Ende dann auch egal. Andreas Kaulich und Carsten Leuchtenberger suchen einen geeigneten Platz, schreiben einen Businessplan und gründen 2007 die Gallowayzucht Gorkow GmbH.

Heute stehen 30 Tiere auf 25 Hektar Weideland im Uecker-Randow-Kreis. „Landmeer – Sandmeer – nichts mehr“, so wurde die Gegend zwischen Pasewalk und polnischer Grenze früher beschrieben, sagt Kaulich. Wenn mit dieser DDR-Definition die Einsamkeit Vorpommerns gemeint war, hat sich bis heute nicht viel geändert. Die Urlaubsregion am Stettiner Haff ist gut 30, Stettin 25 Kilometer entfernt. „Ein idealer Platz für die Rinderzucht“, so Frank Lemke, der im benachbarten Rothenklempenow zu Hause ist. Er kümmert sich als Meister der Tierproduktion, eine Berufsbezeichnung noch aus DDR-Zeiten, um Weide, Wasser und die Gesundheit der Tiere.

„Galloways stammen ursprünglich aus Südwest-Schottland. Sie gelten als die älteste Fleischrasse auf den Britischen Inseln. Die hornlosen Robust-Rinder sind durch ihre vergleichsweise dicke Haut besonders widerstandsfähig und deshalb für eine ganzjährige Freilandhaltung geeignet. Die Herden grasen im Familienverband. Die Tiere sind pflegeleicht und liefern Fleisch von allererster Güte. Kaulich und Leuchtenberger haben ihre Lektion gelernt und sind inzwischen, auch was die Fleischvermarktung betrifft, auf dem richtigen Weg.

„Wir liefern, was die Kunden wünschen“, erklären die beiden Rinderzüchter. Ob vier Beinscheiben, sechs Porterhouse-Steaks, neun Rouladen, Entrecôte am Knochen oder eine ganze Keule. Ein Anruf bei „Gutes vom Lande“ genügt, Kaulich und Leuchtenberger reagieren schnell und flexibel.
Neben solchen Einzelbestellungen des saftigen, zarten und gut marmorierten Gallowayfleisches bieten sie auch ein sogenanntes Haushaltspaket: 12 Kilogramm – 6 Kilogramm Bratenfleisch, 3 Kilogramm Kochfleisch, 2 Kilogramm Fleisch für Mett und 1 Kilogramm Fleisch zum Kurzbraten für insgesamt 144 Euro.

„Zur artgerechten Tierhaltung kommen eine stressfreie Schlachtung. Die dreiwöchige Fleischreifung, eine professionelle Zerlegung nach Kundenwunsch und unser individueller Lieferservice“, fassen Andreas Kaulich und Carsten Leuchtenberger das Vermarktungskonzept ihres Betriebes zusammen. Sie sprechen von der „Faszination Gallo“, sowie auch ihre Kunden auf den Wochenmärkten am Kollwitzplatz in Prenzlauer Berg und an der Charlottenburger Preussenallee bestätigen das – mit dem Blick auf die hervorragende Fleischqualität der Tiere.

Gutes vom Lande

Gallowayzucht Gorkow
Tel. 030 – 56 59 92 09

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