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chinesisch – Haus des Lächelns an der B1

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Ein Pavillon, sagt der Duden, ist ein kleiner, frei stehender Bau. Legt man diese Definition zugrunde, so ist der Kaiser-Pavillon eher ein Palast. Groß und bunt steht er an der B1, kurz hinter der Berliner Stadtgrenze. Für Autofahrer ein Hingucker und häufig auch ein Grund zum Anhalten. Für Bies-, Kauls-, Mahls- und Hellersdorfer  ebenso wie für Dahlwitzer und Hoppegartener längst eine gute Adresse – nah, nett, praktisch, preiswert und ohne nennenswerte Alternative in dieser Gegend.

„Wir haben uns auf die kulinarischen Vorlieben der Deutschen hier eingestellt“, sagt Mr. Ye, „verstehen Sie also bitte, dass wir auf solche Spezialitäten wie die teuren Abalone-Muscheln oder auf Hühnerfüße, Quallen und 1000-jährige Eier verzichten.“

Mr. Ye spricht deutsch ohne jeden Akzent, er ist der Geschäftsführer des Kaiser-Pavillons. Der freundliche junge Mann, Typ Schwiegermutters Lieblingsschwiegersohn, gebürtig in der Provinz Zhejiang im Osten Chinas, kam als 6-Jähriger nach Europa, zuerst nach Wien, dann nach Berlin. Hier besuchte er die Schule, lernte das Restaurantfach und stieg in das Gastrounternehmen seiner Eltern ein.

Die hatten bereits 1992 in Oberschöneweide ihr erstes kleines Restaurant eröffnet, in einer Gegend also, in der die Eckkneipe dominierte. Statt Bockwurst mit Kartoffelsalat Schweinefleisch-Sate mit Erdnusssauce, das kam an. Die Familie verkaufte nun das Bistro, gründete am Zeuthener See ein größeres Restaurant, um schließlich 2008 den Kaiser-Pavillon zu bauen – 450 Sitzplätze, offene Küche, Sushibar, eine Etage für größere Gesellschaften.

„Die Entscheidung, hierher zu ziehen, fiel ganz bewusst. Lieber am Stadtrand die Nummer 1 als im Zentrum einer von vielen.“ Mr. Ye lächelt, der Kaiser-Pavillon läuft gut. Beliebt bei den Gästen ist vor allem das tägliche All-you-can-eat-Buffet: erstens, weil es Vielfalt bietet, zweitens, weil es mit 12,90 Euro preiswert ist und drittens – aber das hat schon mit der Philosophie des Hauses insgesamt zu tun – weil es im Kaiser-Pavillon so kinderfreundlich zugeht. Am spannendsten für Kleine und Ganz-Kleine ist der Blick in die Küche.

Hier agieren neben Küchenchef Ye Jian Sheng, das ist der Vater von Mr.Ye, vier Köche aus vier Provinzen: Mr. Fu aus Sichuan, Mr. Li aus Shandong, Mr. Zang aus Jiangsu und nochmal Mr. Ye, der aber nicht verwandt mit den Inhabern ist, aus der Hauptstadt Beijing.

„Sie bringen eine Menge Regionalität in unsere Küche, etwa was die Würzung oder die Zubereitung von Saucen betrifft“, erklärt Mr. Ye, der Geschäftsführer. Anschließend Grundkurs liefert er den kürzesten Grundkurs in chinesischer Küche: „Der Osten isst sauer, der Westen scharf, der Norden salzig und der Süden süß.“ So einfach ist das. Und wenn man dann noch weiß, dass man die Stäbchen weder in den Reis steckt noch über Kreuz auf den Teller legt, ist man schon auf der sicheren Seite. Aber selbst, wenn man es tut, üben die Gastgeber Nachsicht. Gerne bringen sie auch Messer und Gabel – aber noch lieber erklären sie natürlich die Handhabung des chinesischen Essgerätes. China für Anfänger. Service ist eben alles, und Freundlichkeit der wichtigste Teil dieser Erkenntnis.

Wenn dazu – wie im Fall des Kaiser-Pavillons – noch eine hohe Qualität der Speisen ohne Glutamat-Orgien kommt und die Gerichte so klangvolle Namen wie „Ente im Glück“, „Huhn im Nussgarten“ oder „Schatzkammer des Kaisers“ tragen, ist eigentlich alles geritzt.

Zum Schluss noch ein Blick auf den Tiger über dem Eingang, schließlich ist er Namensgeber des   in China am 14. Februar eingeläuteten neuen Jahres.

„Für Hasen wird das Jahr des Tigers ein gutes, für Ratten ein schlechtes Jahr“, sagt Mr. Ye. Wir beschließen, zumindest in diesem Jahr, Hasen zu sein.

Kaiser-Pavillon

Alte Berliner Straße 20
15366 Hoppegarten
www.kaiser-pavillon.de

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