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Der griechische Weinkönig

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Die großen Weinregionen der Welt – ein älterer Führer durch die Welt des Weins – 250 Seiten. Griechenland findet auf einer Seite statt, zwischen Balaton und Ägäis. Etwas jüngeren Datums, aus dem Jahr 2001, Knauers Großer Weinatlas – 320 Seiten. Auch hier steht Griechenland unter „ferner liefen“. Zitat: „Für eine Region, in der seit Tausenden von Jahren Wein gemacht wird, bietet in den meisten östlichen Mittelmeerstaaten die derzeitige Situation ein trauriges Bild. Schwere, oxidierte Weine gefallen vielleicht den einheimischen Konsumenten, doch die Weinbereitungsstandards bedürfen drastischer Verbesserungen, bevor die Erzeuger hier daran denken können, sich unter den Weinkellern der restlichen Welt einen Platz zu erobern.“

Christos Tzolis kennt solche Einschätzungen zur Genüge. Der heute 54-jährige kam 1978 nach Berlin, studierte an der Technischen Universität Berlin Chemie und kann sich noch gut an einen lockeren Spruch aus dieser Zeit erinnern: „Wenn du zum Griechen gehst, vergiss die Aspirin nicht.“ Der allgegenwärtige, mit dem Harz der Aleppo-Kiefer versetzte Retsína schmeckte wie eine Mischung aus Hustensaft und Möbelpolitur und bereitete weniger hartgesottenen Trinkern tatsächlich mindestens einen schweren Tag. „Masse statt Klasse war die Devise der großen Kellereien“, erinnert sich Tziolis. Der Ärger darüber, das Wissen um die Tradition des Weinbaus in Griechenland und die Liebe zum Wein ließen ihn handeln.
1997 gründete Christos Tziolis ein Spezialgeschäft für Weine aus Griechenland, das er Cava nannte, Weinkellerei.

Weine von Hellas nach Berlin

Zu seinen ersten Kunden zählten engagierte Gastronomen, die es leid waren, ihre Gäste mit der Wahl zu quälen: lieblicher Imíglikos, süßlicher Kokinelli-Rosé oder eben harziger Retsína.
Tziolis gelang, woran keiner so recht glauben wollte. Er holte Weine aus Hellas nach Berlin, die den internationalen Vergleich nicht scheuen mussten – weder was ihre Qualität und schon gar nicht, was ihren Preis betrifft. Damit brachte er auch viele Deutsche auf den Geschmack. Sicher, Rebsorten wie Aghiorghitiko, Assirtiko, Mandilaria, Mavrotragano oder Xinomavro gehen auch Kennern nur schwer über die Zunge, aber das Eis war gebrochen. Tziolis hatte mit vielen Vorurteilen aufgeräumt. Jahr für Jahr brachte er neue Rebensäfte sowohl der besten als auch vieler kleiner griechischer Winzer nach Deutschland. Dafür ist er zwei, drei Monate im Jahr zwischen Thrakien und Kreta unterwegs, und dafür gebührt ihm auch die Krone eines griechischen Weinkönigs.

Cava Weinhandlung
Schustehrusstraße 20
10585 Berlin-Charlottenburg
Tel. 030-342 03 68
www.symposio.com

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