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Grandiose Sammlung alter Kaffeemaschinen

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Ein Keller im Wandel der Zeiten.

Kartoffelkeller, Kohlenkeller, Luftschutzkeller, immer war der Zweck eindeutig: Ein Ort, geschaffen, das Überleben zu sichern. Als solche Räumlichkeiten nicht mehr gebraucht wurden, wandelte sich auch die Funktion dieses Kellers in einem typischen Berliner Mietshaus in der Holsteinischen Straße.
Sandra Sieber nutzt ihn beruflich, ihr Partner Peter Schwarzwälder geht hier seinem Hobby nach. Von ihm stammt auch der Name: Mokkakeller.

Ein Schild weist auf den Weg, ein zweites lenkt den Blick. „Bohnenkaffee über die Straße“, steht da. „Der Beweis, dass Coffee to go keine Erfindung der Neuzeit ist“, lächelt er und datiert die Werbung auf Mitte der 1950er. Stolze 350 Jahre älter ist eine Kaffeemaschine, eine von rund 1.500, die er in den letzten Jahren gefunden, gekauft, getauscht oder ersteigert hat.

Peter Schwarzwälder, 55, der nach einigen Semestern Geschichte und Politologie an der Freien Universität eine Lehre als Glas- und Wasserinstallateur absolvierte, seinen Meister machte und gemeinsam mit seinem Bruder Fritz in dritter Generation einen Handwerksbetrieb führt, ist Sammler aus Leidenschaft.

Zuerst waren es Toaster. Auf 900 Brotröstgeräte brachte er es, dann verkaufte er die Sammlung nach Amerika. Es folgten Wasserkessel, darauf Kaffeemaschinen. Der Sammlerwert vieler dieser antiker Stücke ist nicht zu verachten. Es gilt die Faustregel: Was alt ist, ist auch wertvoll. Und was alt und selten ist, besonders wertvoll.

Für Peter Schwarzwälder ist der monetäre Wert der antiken Kaffeemaschinen allerdings nicht das Wichtigste. „Es ist die Liebe zur Antiquität, das Interesse für die ausgefeilte Technik der Maschinen“, so erklärt er die Gründe für seine Sammelleidenschaft.
Über Geld redet Schwarzwälder in diesem Zusammenhang nicht gern, aber historische Kaffeemaschinen, einige davon mindestens so selten wie die blaue Mauritius, sinken, im Gegensatz zu Aktien etwa, nicht in ihrem Wert.

Auf dem Sammlermarkt herrscht Marktwirtschaft pur: Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Peter Schwarzwälder hat eine der größten Kollektionen Europas zusammengetragen, darunter Stücke, die manchem Museumsdirektor feuchte Augen bescheren: Englische Druckmaschinen aus Silber, Siphonkaffeemaschinen, solche aus Glas, andere aus Kupfer, wieder andere aus Zinn, eine unglaubliche Vielfalt an Formen und Materialien.

Enrico Maltoni, der italienische Kaffeemaschinen-Guru und selbst Sammler, hat ein Buch über die Geschichte der Zubereitung des aufmunternden Getränks geschrieben, das im nächsten Jahr erscheinen wird – darin auch Fotos 450 schönsten Stücke aus Schwarzwälders Sammlung. „Das macht schon stolz“, kommentiert er und präsentiert einer seiner Prachtstücke.

Die Espressomachine aus Messingguss, hergestellt in Mailand um 1910, bemalt mit ägyptischen Motiven und von innen beleuchtet, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit das weltweit einzige Exemplar dieser Art. „Andere leisten sich eben einen Zeitwagen…“, sinniert Peter Schwarzwälder.

Seine Lebenspartnerin steht nebenan in einer Kellerküche, grillt Zucchinischeiben, brät Garnelen, röstet Kürbiskerne, hackt Kräuter, die Handgriffe verraten den Profi. Sandra Sieber, Markenzeichen ansteckende Fröhlichkeit, betreibt seit sieben Jahren ein Cateringunternehmen.: klein, fein und außergewöhnlichkreativ. Ihre Spezialität: Fingerfood.

Die Kunden wissen das zu schätzen. Die 43-Jährige, gebürtig im baden-württembergischen Villingen-Schwenningen, Ausbildung zur Hotelfachfrau und seit 1999 in Berlin – „der Stadt und der Liebe wegen“ – liefert ihre kleinen Köstlichkeiten an Agenturen,  Galerien und Kanzleien, übernimmt aber auch die kulinarische Verantwortung für private Festlichkeiten. Für erstklassige Qualität bürgt sie mit ihrem Namen – „Sandra Sieber delikat essen“ nannte sie ihre kulinarische Unternehmung.

Doch sie hat nicht nur ein Händchen für besondere Produkt- und ausgefallene Aromenkombinationen, sondern auch für eine Art der Präsentation ihrer Häppchen, die ebenso künstlerisch wie praktisch ist.„Natürlich muss das Buffet gut aussehen“, sagt Sandra Sieber, „aber der Gast muss die Kleinigkeiten auch tückenlos essen können, das heißt, ohne die Gefahr fettiger Finger und öliger Flecke auf dem Chemisett.“
Rund 80 verschiedene Fingerfood Kreationen hat die umtriebige Catering-Unternehmerin derzeit im Programm, bei größeren Aufträgen platzt die 13 Quadratmeter große Kellerküche aus allen Nähten.

Deshalb wird Sandra Sieber demnächst umziehen. Positiver Nebeneffekt des Küchenwechsels: Ihr Mann hat dann einen Raum mehr für seine Kaffeemaschinen-Sammlung.

Sandra Sieber Delikat Essen

Derfflingerstraße 17
10785 Berlin-Tiergarten
Tel. 030 – 81 00 67 66

www.siebert-deli.de

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