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Genuss auf japanisch im Coco Genki

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„Wow, meine Lieblingsfarbe“, ruft Noriko Ishii, nachdem Georg Rixmann eine Blue-Congo-Kartoffel halbiert hat und strahlt über das ganze Gesicht. Als sie kurz darauf vorsichtig die Samenkapseln einer ausgewachsenen Lauchpflanze probiert, wird ihre Stimme beinahe kindlich leidend: “Boah, das mag ich gar nicht!“


Ayumi Ohara dagegen kann sich durchaus vorstellen mit dem milimetergroßen, aromastarken Lauchsamen Suppen oder Pürees zu würzen.Einig sind sich die beiden Frauen über den Geschmack, blauhülsiger Stangenbohnen, mattgrüner Gartenmelde, bunter Mangoldstiele und der eingenwilliggeformten, cremefarbenen Topinamburknollen der Uralt-Sorte Gute Gelbe: „Totemo oishii, sehr lecker.“

Ein Sonntagmorgen im Havelland. Ayumi Ohara und Noriko Ishii sind zu Gast auf dem Hof von Georg Rixmann und Sabine Schwalm in Linum, nicht zum ersten Mal. Diesmal wollen sie Kabocha und Co. Kaufen, Kürbis und seine Verwandten. Die beiden Japanerinnen haben in Berlin ein Bistro eröffnet und setzen in ihrer Küche sowohl auf fernöstliche als auch auf regionale Produkte und Zutaten. Für die Ressourcen aus der Region haben sie sich Landwirte im Berliner Umland gesucht, nicht die erstbesten, die ihnen über den Weg gelaufen sind, sondern solche, die ihren Vorstellungen von Ernsthaftigkeit, Glaubwürdigkeit und Nachhaltigkeit bei der Herstellung von Lebensmitteln entsprechen.


Georg Rixmann und Sabine Schwalm gehören dazu. „Wir wollen wissen, woher das Produkt stammt, das wir unseren Gästen anbieten, wie es erzeugt wurde und von wem, ohne Chemie und Gentechnik“, erklärt Ayumi Ohara. Und Noriko Ishii fügt hinzu: “Wir wollen die Geschichte hinter dem Produkt schmecken können, den Geist des Ortes. Genuss und Wissen, das gehört für uns zusammen.“ Deshalb haben sie sich Gummistiefel gekauft, fahren an den Wochenenden über Land und praktizieren eine Art des Lebensmitteleinkaufs, der eine Antithese zu den anonymen Lieferungen vieler Händler darstellt.

Der Name ihres kleinen Restaurants ist Programm. „Coco“ bedeutet „hier“, „Genki“ fit, lebhaft oder voller Kraft.“ Coco Genki ist also ein kulinarischer Ort, der Körper und Geist guttut. Was dafür auf die Teller kommt, ist nun – wenn ich das richtig sehe – nicht klassisch japanisch, bestenfalls davon inspiriert, und eher von ayurvedischen und makrobiotischen Ideen geprägt.

Vieles ist vegetarisch, manches vegan, einiges mit Fleisch oder Fisch, alles aber von einer wunderbaren Frische und feinen Aromatik. Irgendwo habe ich mal diese Metapher gelesen: Die europäische Küche ist wie Ölmalerei, die japanische wie Aquarell. Das betrifft ihre Zutaten ebenso wie deren Verarbeitung und bedeutet im Falle des Coco Genki: Was in Ayumi Oharas Küche kommt, ist nicht industriell konfektioniert und wird mit einer Kochtechnik verarbeitet, die von Sensibilität und einem differenzierten Verständnis für die Physiologie des Produktes gekennzeichnet ist.

Der Möhren-Rucola-Salat mit Rosinen und Pinienkernen ist knackig und fein abgestimmt, die in Sojasauce gegarten Auberginen haben eine sublime Würze, hinzu kommen Momo Mezza, Büffelmozzarella mit Bergpfirsich und Kimpira, gebratene Paprika mit Sardinen und Sesam. Ein Gericht, aromatechnisch bis ins kleinste durchdacht. Es gibt drei Frühstücksvarianten, eine kleine Lunchkarte und etliche Afterwork-Snacks, hausgemachte Smoothies, etwa aus Sauerampfer, Apfel, Birne und Banane sowie Bio-Bier, einige Weine, Sake und – besonders zu empfehlen – japanische Tees.

Sencha, Genmaicha und Houjicha. Die ehemalige Hotelmanagerin Ayumi Ohara und Noriko Ishii, die in Japan Germanistik studiert hat und 16 Jahre für Kyocera als Produktmanagerin tätig war, haben mit ihrem Coco Genki ein Lokal geschaffen, das gut nach Berlin und in die Zeit passt.

COCO GENKI

Wallstraße 36
10179 Berlin-Mitte
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