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Food, Fingerfood, Streetfood

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Zu gerne werden uns heute alte Selbstverständlichkeiten als aktuelle Trends verkauft. Das belegte Brot, aus unserer Schulzeit nicht wegzudenken, erfuhr in den vergangenen Jahren eine kulinarische Wiedergeburt. Verzichten viele Weltbürger daheim auf ein gutes Brot und greifen gern mal in das grausige Fertig-Gerichte-Regal im Supermarkt, setzt sich eine Gegenströmung in Gang, die tatsächlich bei Wind und Wetter vor die Tür geht, um sich in entsprechenden Läden eine Stulle schmieren zu lassen. Unglaublich. Hätte ich das früher meiner Großmutter erzählt, sie hätte mich für völlig verrückt gehalten.

Müssen Baguettes, Paninis und Co. weichen?

Möglicherweise, weil viele des italienischen Weißmehlgebäcks und der damit verbundenen Kohlenhydratorgien überdrüssig wurden, möglicherweise aber auch, weil neue kulinarisch kreative Ideen gefragt sind und entsprechende Angebote, jenseits der Schnell-Sattmacher, belegt mit müder Dauerwurst und welkem Salatblättchen, am Start sind.

Dabei gibt es belegtes Brot schon lange auch in anderen Ländern. Im Laden von Ida Davidsen in Kopenhagen beispielsweise. Hier werden mehr als 150 Sorten des berühmten Smørrebrød angeboten. Das dänische Restaurant mit gleichem Namen wie die Inhaberin gilt als Institution und ist bei Touristen und Einheimischen gleichermaßen beliebt.
Oder Trzesniewski in Wien, die selber von sich sagen: „Die unaussprechlich guten Brötchen“. Wobei die Brötchen eher Schnittchen sind. Seit den 20er Jahren teilte der Inhaber seine Brote in kleine Portionen, kreierte Aufstriche und so konnten die Kunden ohne Besteck und Teller seine kleinen Köstlichkeiten verzehren.
Und das bis heute mit dem Slogan ‚reduziert auf pure Qualität und Geschmack‘. Also nix mit neuem Trend.
Aber sicher haben Davidson und Trzesniewski dazu beigetragen, Fingerfood salonfähig zu machen. Handelt es sich hier ja um ‚Speisen die man mit den Fingern essen kann‘. Also kleine Snacks, Sandwiches, Canapés, Reishäppchen, Würstchen, Frikadellen, Petit Fours, Brownies oder Muffins, ob süß, herzhaft, Bio oder vegan – der Vielfalt sind keine Grenzen gesetzt. Reichte man früher diese kulinarischen Kleinigkeiten bei Firmenevents und Eröffnungsveranstaltungen, sind sie heute auch während der Arbeit oder für unterwegs gefragt.

Trends der Gastronomie

In der Kreuzberger Markthalle IX beispielsweise gibt es einen Berliner Street-Food-Market, der das Wort wirklich verdient. Jeden Donnerstag erfreut nun kulinarische Abwechslung das Herz jeden Foodies – von Arancini, Comit Caseira, Gözleme bis zu Steamd Pork Buns, Hot Pies und Vegan Curry. Und wem das zu exotisch ist – natürlich gibt es auch eine wunderbar geschmorte Wildschweinkeule.

Die Preise sind moderat, die Stimmung prächtig – kein Wunder, dass nun Donnerstagabends die Halle in der Eisenbahnstraße aus allen Nähten platzt. „Food eaten alone is not delicious“, so das Motto. Das sehen offenbar nicht nur viele Berliner und noch mehr Gäste aus der halben Welt genauso. Also auch hier, kleine Portionen, die sich mal eben im Stehen wegnaschen lassen. Für etliche Köche ein Einstieg in die Selbstständigkeit, denn was hier von den Kunden gut angenommen wird, kann dann auch im eigenen Restaurant funktionieren.

1 Kommentar
  1. Sophia sagt

    Ein sehr informativer Artikel! Ich hätte nie gedacht, dass es 150 Sorten des berühmten Smörrebröd gibt. Wahnsinn 🙂

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