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Arminiusmarkthalle – Wurstspezialitäten

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„Na, mein Engelchen, was nehmen wir denn heute?“ Das „Engelchen“ ist männlich, um die 60 und offenbar ein Stammkunde von Mayra Handza, die seit rund 35 Jahren in der Arminiusmarkthalle Wurst und Schinken verkauft. „Ich gehöre zur Halle wie die Sülze zur Bratkartoffel“, sagt die Frau mit der dunklen Kurzhaarfrisur, deren ewig gute Laune angeboren scheint.
Spezialitäten steht über ihrem Stand – der Name, die Sache, Punkt. Mehr braucht Mayra nicht, sie ist eine Institution. Der Begriff steht für eine stabile, auf Dauer angelegte Einrichtung, in der wohlgeordnete Handlungsabläufe herrschen. Das klingt zwar ziemlich spröde, aber beschreibt ganz und gar zutreffend, was Mayras Wurstverkauf ausmacht. Es ist ein Stand mit solider Basis, die Theke gehört zu den appetitlichsten weit und breit und Mayra zu den freundlichsten Händlerinnen. Sie packt dem „Engelchen“ sorgfältig ein paar Bockwürste ins Papier. „Mach Dir ´n schönen Tag damit.“ Der Mann lächelt. „Na endlich“, sagt Mayra.
Szenen einer Markthalle – und Bilder. Für ein schon ziemlich bejahrtes Werbeheftchen der Arminiushalle – Titel: „Schau’n Sie doch mal bei uns vorbei!“ – posierten 62 Händler für den Fotografen, der sie und ihre Verkaufsstände im Stil von Max Piepenhagen oder Heinrich Lottermoser ablichtet. Das Dokument einer einst prosperierenden Einkaufs- und Dienstleistungsstätte hat Mayra Handza unter ihrem Tresen. „Hier“, zeigte sie, „hier können sie sehen, was in der Halle mal los war, sogar’n Laufmaschendienst und’n Marktfriseur hatten wir.“ Auf die Frage, wie viele der abgebildeten denn noch da seien, folgte wieder so ein Typisch-Mayra-Satz: „Fast nur noch ich.“ Kurze Pause, dann die fröhliche Begründung: „Wurst und Schinken brauchen die Leute immer.“ Irgendwie hat die gelernte Wurst- und Fleischwarenverkäuferin wohl Recht.

Obwohl der Lebensmitteleinzelhandel im vorigen Jahr mit vegetarischen Fleisch- und Wurstalternativen einen Umsatz von rund 152 Millionen Euro erwirtschaftete – das ist übrigens doppelt so viel wie 2014 – scheint auch die Lust auf das tierische Original ungebrochen, so jedenfalls die Statistik. An den gut 60 Kilogramm Fleisch, die in Deutschland pro Kopf und Jahr verzehrt werden, haben Wurst und Schinken einen Anteil von 50 Prozent, 30 Kilogramm also. „Siehste“, grinst Mayra, mit den Zahlen konfrontiert, „bin ick doch voll im Trend.“ Wieder die kurze Pause und dann der Nachsatz: „Und wenn der Trend vorbei ist, geh ick in Rente.“
Mayra ist 58, aber das sieht man ihr nun wirklich nicht an.

www.arminiusmarkthalle.com

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