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Das Dream-Team von Habe die Ehre

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Gefragt, welche Art Lokale er mehr und welche weniger liebe, antwortete der bekannte österreichische Schauspieler und Kabarettist Josef Harder: „Teure Lokale mit gutem Essen sind unspannend; billige mit gutem Essen, das ist´s.“ Würde Harder in Berlin und nicht in Wien leben, hätten wir was für ihn. Habe die Ehre heißt der gastliche Ort, an dem kompromisslose Produktqualität regiert, das Servierte über jeden Zweifel erhaben ist und die Preise wohl in jenem Bereich liegen, dass der gute Harder wahrscheinlich Luftsprünge vollführen würde.

Die Restauration – eigentlich wäre „Beisl“ treffender, aber der Begriff dürfte in Deutschland auf wenig Gegenliebe stoßen – befindet sich in der Arminiusmarkthalle, die sich durch solche Ansiedlungen zunehmend zum kulinarischen Hotspot mausert. Jahrelang war die Markthalle Neun in der Kreuzberger Eisenbahnstraße in jeder Hinsicht der unangefochtene Klassenprimus, es folgte die Marheinekehalle, dann kam lange nichts und dann erst die Arminiushalle.

Inzwischen hat sich dort aber einiges getan. Bereits vor zwei Jahren zog mit Elisabeth Brandauer, ihrem Mann Toni und dem Naninka ein Stück peruanische Ceviche-Kultur in die Halle. Wenig später machten Lisa Meyer und Robert Haremann mit dem Rosa Lisbert und feiner Elsassküche Furore. Vom schnellen Erfolg beflügelt, eröffneten sie gleich nebenan auch noch das Lucha Libre, ein Taco-Bistro mit Cocktail-Bar. Dazwischen hat sich das Habe die Ehre etabliert – mehr kulinarische Vielfalt geht kaum. Das sprach sich natürlich schnell rum, die netzöffentliche Meinung tat ein übriges und flugs zieht die junge Hedonisten-Karawane immer öfter nach Moabit.

Im Habe die Ehre – deutsche Langfassung: „Es ist mir eine Ehre, Sie begrüßen zu dürfen!“ – bilden drei Österreicher ein Dream-Team. Übrigens: Dass sich eine Burgenländerin, ein Vorarlberger und ein Wiener dermaßen gut verstehen, liegt wohl auch an ihrer weltoffenen Jungendlichkeit. Es ist die Generation, die die landsmannschaftlichen Ressentiments ihrer Großeltern, vielleicht noch ihrer Eltern, über Bord geworfen hat.

Anna Szemes, 31, Tourismusexpertin aus Pinkafeld im Burgenland – Thomas Kos, 32, Restaurantfachmann und Sommelier aus Bregenz, der Hauptstadt Vorarlbergs sowie der Wiener James Doppler, 31, Koch – das ist die Habe-die-Ehre-Mannschaft. Das Trio hat es binnen anderthalb Jahren geschafft, sich an die Spitze der kulinarischen Alpenlandbotschaften in Berlin zu kochen, auch ohne Wiener Schnitzel übrigens. Zu dem, was da sonst noch auf ihrer Speisenkarte steht, müsste eigentlich immer der Kaiserwalzer gespielt werden – nicht nur wegen des Saiblingstatars mit roh mariniertem Hokkaidokürbis und Knochenmark, der Vorarlberger Käsknöpfle aus dreierlei Bergkäse oder des klassisch, also in drei Gängen servierten Tafelspitzes. Das Exotischste sind die salzigen (!!) Germknödel, die James Doppler mit gezupfter Barbarieentenbrust oder mit ebenso zerkleinertem Schweinefilet füllt. „Süß, also mit Powidln, das kann jeder“, so der Küchenchef.

Und alle Habe-die-Ehre-Gerichte kommen in einer Qualität auf die blanken Holztische, dass man nur mehr chouvinistisch-österreichisch im eigenen Saft schmoren möchte. Noch dazu, wo es als krönendes Dessert Topfenknödel und Zwetschgenröster gibt.
Nicht unerwähnt bleiben sollte auch die Tatsache, dass Anna Szemes, Thomas Kos und James Doppler auch kulinarische Brückenbauer sind. Die Formulierung bezieht sich auf einen formidablen Fleischkäse – eine Koproduktion zwischen zwei Metzgermeistern, einer aus dem Bregenzerwald, der andere aus Friedrichshain. Soviel Kreativität legt den Gedanken nahe, dass die Berliner Meisterköche-Jury dieses rot-weiß-rote Markthallenrestaurant mal unter die Lupe nehmen sollte.

Habe die Ehre

Arminiusmarkthalle
Arminiusstraße 2-4
10551 Berlin-Moabit

http://www.habe-die-ehre.berlin/

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