Brandenburg unter Dampf
Brandenburgs Köche geben Gas
Bisher war es so: zurückgekehrt von ihren kulinarischen Frühjahrsausflügen urteilten die Berliner Restaurantkritiker unisono vernichtend über die Gastronomie in Brandenburg. Meist zu recht. Ein Tisch am See in frischer Luft ist eben noch längst kein Indiz für gutes Essen, von einem guten Dutzend Leuchttürmen und -türmchen zwischen Eich-, Finster-, Lucken- und Reichenwalde mal abgesehen.
In diesem Jahr ist das zum ersten mal anders. Während ein Teil der meinungsbildenden hauptstädtischen Berufsesser nach wie vor dafür plädiert, bloß nicht in Brandenburg zu rasten, sondern direkt durchzufahren, bis Rügen beispielsweise (Nico Rechenberg), konstatieren die anderen neue Konzepte, überarbeitete Speisekarten und kulinarischen Ehrgeiz draußen im Lande (Bernd Matthies).
„Wir Brandenburger Köche sind besser als unser Ruf“, bemerkt Dieter Kobusch dazu. Der Küchenchef im Luckenwalder Vierseithof kann sich nach dem stressigen Hin und Her zwischen dem Dämeritz-Seehotel in Hessenwinkel und seinem noblen Stammhaus seit einiger Zeit wieder auf die Arbeit am Herd in Luckenwalde konzentrieren – und auf eine Aktion, die er vor Jahren mit ins Leben rief.
„Brandenburg unter Dampf“ startete im Jahr 2003 mit dem Ziel, das Interesse an Brandenburger Produkten zu wecken und den Beweis anzutreten, dass die Köche zwischen Prignitz und Lausitz mehr können als Fische totzubraten und Kürbis matschig zu kochen. Damals war das kein ganz leichtes Unterfangen. Tatsächlich kamen vielerorts anstelle einer gut gemachten Regionalküche zu vernünftigen Preisen bestenfalls halbgare Experimente auf die Teller. Lediglich im Spreewaldort Burg und in Luckenwalde vergab der Gault Millau 2002 zwei Kochmützen – für das Restaurant 17fuffzich im Hotel Zur Bleiche und für den Vierseithof.
Heute, sechs Jahre später, funkeln bereits drei Michelin-Sterne über dem Land und die kulinarische Landkarte ist nicht mehr gar so dünn besiedelt. Dennoch, ein bisschen Klappern gehört nach wie vor zum Handwerk, sagten sich sieben der besten Brandenburger Köche und luden am 24. April 2009 zum Galadinner ins Residenzhotel am Motzener See.
Neben dem Hausherren Roy Augustin, seinem Küchenchef René Tümmel, dem Brandenburger Meisterkoch 2009 Steffen Johst, und den bekannten Küchenkünstlern Dieter Kobusch, Stephan Malotki und Frank Schreiber stand dort auch eine junge Frau am Herd, deren Name selbst den meisten, gewöhnlich kenntnisreichen, hauptstädtischen Feinschmeckern bisher kaum etwas sagte: Magdalena Cupal-Schmidt.
Ihre Geschichte ist kurz und ungewöhnlich und beginnt damit, dass die Architektin Martina Marx in Brandenburg an der Havel ein alters Bürgerhaus sanierte und darin ein Restaurant einrichtete. Als sie sich entschloss, es auch selbst zu betreiben, wurde sie beim Arbeitsamt mit dem Wunsch vorstellig, ihr einen Koch ohne Job zu vermitteln. Mit dem Koch wurde es nichts, eine Köchin kam in das Restaurant am Humboldhain, Magdalena Cupal-Schmidt.
Die gebürtige Polin landete vor zehn Jahren als Dolmetscherin auf dem Spargelhof von Jörg Buschmann und Ernst-August Winkelmann in Klaistow, begann später ein Fremdsprachenstudium an der Uni Potsdam, schmiss nach einem Jahr und lernte Köchin. Ob es die gute Ausbildung im Berliner Esplanade, die kulinarischen Gene oder beides war, Magdalena Cupal-Schmidt erreichte auf Anhieb 14 Punkte im Gault Millau. „Immer stimmen Garzeit, Würzung und Optik“, lobten die Tester, „und der Preis stempelt ohnehin alles zum Supersparangebot.“ Das einfache Fazit:
Magdalena Cupal-Schmidt ist ein Glücksfall für Brandenburgs Gastronomie und eine Bereicherung für „Brandenburg unter Dampf“.
www.brandenburgunterdampf.de
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