Paula und Ben
„Eine Legende“, doziert Max, der Marketingmanager, „ist eine sagenhafte, unglaubwürdige Geschichte“. Dann sinkt er tief in seinen Ledersessel, lächelt altersweise und nuckelt genüsslich an einem Pick Me Up. Der besteht aus Sekt, Brandy, Angostura, Zitronensaft und Zucker und ist sein Lieblingsgetränk in der Bar namens „Die Legende von Paula und Ben“. Max ist Stammgast hier, seit Turadj Rahimian die Bar 2004 eröffnete.
Und seitdem beschwert er sich über deren Namen. Erstens sei die wahre Geschichte von Paula und Ben alles andere als eine Legende und zweitens, viel wichtiger, „Die Legende von Paula und Ben“ sei kein Name für eine Bar. Viel zu lang, viel zu deutsch, eben nicht knackig. Möglicherweise jedoch war gerade das in den vergangenen fünf Jahren ein Grund für den Erfolg des kleinen Kreuzberger Ladens. Nomen est omen eben.
Tatsächlich ist die „Legende“ wie die Bar von Stammgästen genannt wird, kein Aufreger Marke Lifestyle-Location mit Schicki-Micki-Publikum und Sehen-und-Gesehen-werden-Funktion. Diese Bar ist ein Treffpunkt, ein Anlauf- oder Anfahrpunkt (es gibt genügend Alkoholfreies hier) für Menschen, die sowas wie einen Tagesausklang brauchen. Hallo Nachbarn.
„Den Gastgeberqualitäten von Turadj Rahimian ist es zu verdanken, dass dies gelingt“, schreibt die für die Feier des 5. Bargeburtstags zuständige PR-Frau. Und das ist mal nicht PR-mäßig übertrieben.
Der Inhaber ist ein Kreuzberger Gastro-Urgestein. Rahimian, gebürtig in Teheran kam 1993 zum Studium nach Berlin, sattelte nach Informationswissenschaften und Betriebswirtschaftslehre auf das wirkliche Leben um und wurde Gastronom. Sein erstes Restaurant, das Thymian, war ein Beispiel, dass man auch mit vegetarischer Küche sein Geld verdienen kann. Ihm folgte „Die Legende von Paula und Ben“. Wieder ein Beispiel – diesmal dafür, das der Erfolg einer Bar in Berlin nicht in jedem Fall davon abhängt, wie schrill sie ist.
„Wir belehren niemanden“, erklärt der Chef sein Credo. Dazu mixt er aus guten Spirituosen 50 alkoholische und acht alkoholfreie Cocktails, bietet eine Weinkarte mit rund 100 Positionen auf und gibt Jazzklassikern den Vorzug vor juvenilem Geräuschterror.
Nun, nachdem die Legende fünf geworden ist, sollen verschiedene Veranstaltungen den Laden noch interessanter machen: Zigarrenabende, Rumverkostungen, Champagnertests.
Also, Glück auf den weiteren Weg.
Übrigens, die Geburtstagsgäste, darunter viele Berliner Küchenchefs, die in der Legende häufig den Feierabend feiern, spendeten auch hier für einen guten Zweck – „Hilfe für Helen“ hieß das Motto am 22. Februar.
Die Legende von Paula und Ben
Gneisenaustraße 58
10961 Berlin-Kreuzberg
www.paulaundben.de
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