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Restaurant NEU – und Gut

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Vor sieben Jahren schrieb Deutschlands Gastro-Guru Wolfgang Siebeck über McBride’s Brasserie in den Heckmannhöfen: „Sie gehört zu den Adressen, die man an gute Freunde weitergibt.“ Möglicherweise vergaßen das die Gäste – das kleine Restaurant musste jedenfalls trotz des Lobes des bekanntesten deutschen Gastronomiekritikers bald wieder schließen. Inhaber Brian McBride ging als Concierge ins Hotel de Rome, aus seinem Laden wurde eine Allerweltskneipe – bis Oliver Rother kam.

Der 31jährige Spandauer stammt aus einer Gastronomenfamilie, absolvierte ein Pädagogikstudium – Sport und Geographie auf Lehramt – und wäre wahrscheinlich heute Pauker an einem Berliner Gymnasium, hätten die Gene nicht gesiegt. Er stemmte eine Reihe von Club-Projekten wie die Baambi-Lounge und die Relais-Bar und eröffnete schließlich Ende August 2008 das Restaurant NEU.

Als der Name bekannt wurde, mutmaßten einige, dass damit wohl dem deutschen Krautrock der frühen 1970er Jahre ein Denkmal gesetzt werden sollte. „Mitnichten“, sagt Rother. Dass es einst ein Düsseldorfer Duo gleichen Namens (zusätzlich noch mit einem Ausrufezeichen versehen) gab, wusste er nicht. Nun will er deren Musik mal spielen, die immerhin von Herbert Grönemeyer vor acht Jahren auf seinem Grönland-Label wiederveröffentlicht wurde. Na dann, „Hallogallo“, hoffentlich finden’s die Gäste genauso gut wie Grönemeyer.

Der kleine Laden auf den historischen Höfen an der Oranienburger Straße könnte inzwischen genauso beschrieben werden wie einst das McBrides: ein Bistro, das nur das verspricht, was es halten kann. Die Gerichte sind frisch und manchmal – was die Kombinationen betrifft – sogar ein bisschen frech. Das wichtigste aber: die kulinarische Mottenkiste bleibt zu.

Natürlich kennen Küchenchef Max Stoll, 31,  und Sous-Chef Jan Haltinger, 35, deren Inhalt – aber die beiden sind viel zu sehr Profis, um den Touristenabfütterungsstätten der Gegend eine weitere hinzuzufügen. Dumpfe Hausmannskost, nachlässig gekocht, das ist nicht ihr Ding.

Stoll haben wir vor Jahren an der Seite Stephan Garkischs im Bieberbau kennengelernt, dann aber aus den Augen verloren – kein Wunder, der Mann ist ein kulinarischer Globetrotter: Australien, Kalifornien, Neuseeland. Der gebürtige Heidelberger liebt neben dem Kochen das Reisen und das Surfen. Hoffentlich – es wäre gut für’s NEU – wird sein Fernweh nicht allzuschnell wieder akut. Aber da ist ja dann noch Haltinger, Berliner und zuletzt sechs Jahre Küchenchef im Kölner Balthazar…

Die beiden Männer haben eine übersichtliche Speisekarte geschrieben, mit hohem Güteanspruch. Beispielhaft zubereitet sind die geschmorte Rinderschulter auf Bärlauchrisotto und das Zanderfilet auf Frühlingsgemüse. Auch für die Salate, Suppen und die Piadini – das sind Teigfladen, die dünn belegt werden, gilt: Es gibt gute Qualität fürs Geld und zwar ohne jeden Ausreißer und – wenn man mal vom Rucolaberg auf dem Steaksandwich absieht – auch frei von jeglichen modischen Banalitäten.

Alles echt, nichts übertrieben – das gilt auch für die Einrichtung des NEU – Bilder, Blumen, Lampen, blankes Holz und schicke Stühle, „echte Supernatural Chairs“ des britischen Desingners Ross Lovegrove, erfahren wir.

Die Weine empfiehlt und liefert Jürgen Hammer, der Auskenner, direkt aus seiner Kreuzberger Feinkostbar. Da kann also auch nichts schief gehen. Und wenn es schon diese Zusammenarbeit gibt, sagte sich Inhaber Oliver Rother, weshalb daraus nicht ein zweites Standbein machen? Gesagt, getan – in der oberen Etage entsteht nun eine Wein-Lounge – ein Raum also, der für Hammer-Seminare zum Thema Wein genutzt werden soll, aber auch für andere Veranstaltungen zur Verfügung steht.

Café Restaurant NEU

in den Heckmann-Höfen
Oranienburger Straße 32
10117 Berlin-Mitte
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