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Multikulti Kulinarisch

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Ausländer in Berlin: 73 Prozent der Deutschen essen gerne italienisch, 58 gerne griechisch. 54 Prozent haben einen Faible für die chinesische und 34 Prozent für die spanische Küche. In der Gunst folgen die französische mit 33 Prozent sowie die thailändische und türkische Küche mit jeweils 28 Prozent. Kein Wunder, dass einschlägige Gastroführer zunehmend mehr ausländische Restaurants verzeichnen – von armenisch und äthiopisch bis libanesisch und persisch. Die neue tip-Speisekarte Berlin 2010 beispielsweise führt unter der Rubrik „Abends“ rund 430 gute Kulinarische Adressen auf. Darunter sind – grob geschätzt – etwa 230 Restaurants, in denen anders als deutsch gekocht wird. Das sind satt über 50 Prozent – die Kategorien „International“ und „Mediterran“ nicht mal mitgezählt. Die Frage, ob diese Vielfalt in Berlin Tradition sei, beantwortete ein Reiseführer aus dem Jahre 1927. Eugen Szatmari, Schriftsteller aus Wien, besuchte vor 82 Jahren die deutsche Hauptstadt und notierte, „was nicht im Baedeker steht“. Nach dem Krieg folgen Wiederaufbau und Wirtschaftswunder. Die Gastarbeiter kamen und mit ihnen Teestuben und Pizzerien. 1952 startete in der Kantstraße die Paris Bar als fixe Idee des französischen Militärbeamten Jean Coupy, sein Heimatland kulinarisch nach Berlin zu holen. 1964 eröffnete in der Schlüterstraße Berlins erstes griechisches Lokal, die Taverna Apostolis – 1967 das Kalkutta, der erste Inder. Bei Pero in der Kantstraße wurde jugoslawisch gekocht, im Zlata Praha kam die Heimwehküche der Donaumonarchie auf die Teller. Und dann waren da die frühen Vertreter italienischer Ospitalita an der Spree, einige sogar michelinsterngeehrt: Anselmo Bufacchi (Anselmo), Salvatore Brai (La Vernaccia), Massimo Mannozzi (Bacco), Valter Nazza (Ponte Vecchio) und andere. Im Jahr 2000 übrigens wurde zum ersten und einzigen Mal ein Ausländer Berliner Meisterkoch – Bruno Pellegrini, damals noch Küchenchef im besten italienischen Restaurant der Stadt, dem Ana e Bruno in Charlottenburg. Seitdem – Fehlanzeige und die bescheidene Frage, weshalb die Jury das, was es da an gastronomischen Konstanten und kulinarischen Neuheiten gibt, nicht auch entsprechend würdigt. Wie wäre es beispielsweise mit dem ausländischen Aufsteiger des Jahres? Garcon jedenfalls wird in dieser und in den folgenden Ausgaben jeweils drei ausländische Restaurants vorstellen, die unseren Autoren und Lesern auffielen – als Hommage an alle, die Berlin auch kulinarisch internationaler machen.

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