Der gute Zug – Notizen zum Zigarrentasting
Ein Zigarrentasting bietet höchstes Vergnügen. Alle Sinne werden angesprochen. Zuerst erfreut die braune Schönheit das Auge, dann schmeichelt sie der Hand, die über das feine Deckblatt streicht. Der Nase schenkt sie noch vor dem Anzünden betörenden Duft, um dann beim Rauchen ihr spezifisches Geschmacksrepertoire zu entfalten.
Solches Vergnügen bietet natürlich nur eine exzellente Premium-Zigarre. Allerdings kann es auch vorkommen, dass das Tasting schonungslos die Schwächen einer Zigarre aufdeckt. Das A und das O beim Tasting ist die Konzentration auf das, was wir die „niederen Sinne“ nennen: Riechen, Schmecken, Fühlen, Tasten. Ein probates Mittel zum „Hineinhören“ in die niederen Sinne ist das Tasting.
Zu einem seriös durchgeführten Zigarrentasting gehört eine Anleitung, um die Aufmerksamkeit des Testers auch auf versteckte Eigenschaften der Zigarre zu lenken. Die Fingerkuppen können die haptische Qualität eines Deckblattes wahrnehmen. Ist es seidig, grob oder rauh? Und wie steht es mit der Rollung? Hat die Zigarrendreherin sorgfältig gearbeitet und die Einlageblätter schön regelmässig verteilt oder hat sie Verdickungen produziert, die im schlimmsten Fall dazu führen, dass man die Zigarre nicht rauchen kann, weil an solchen Stellen keine Luft mehr hindurchgeht.
Die an der noch nicht angezündeten Zigarre schnuppernde Nase lässt uns auf den kommenden Genuss hoffen. Doch Vorsicht: Eine Zigarre, die betörend riecht, muss nicht unbedingt auch ein Feuerwerk an Aromen produzieren. Hier gibt es leider keinen verlässlichen Zusammenhang. Über die Aromen entscheidet die Nase erst im Zusammenspiel mit dem Geschmacksempfinden des Gaumens. Und hier beginnt dann auch der komplizierteste Teil, zumindest für einen ungeübten Tester. Es gilt die Frage zu beantworten, welche Aromen die Zigarre kennzeichnen? Die Schwierigkeiten kommen daher, dass wir zwar spezifische Namen für die Geschmacksempfindungen haben (süß, sauer, bitter, salzig), aber nicht für die rund 10 000 Aromen, die ein Mensch zu unterscheiden imstande ist.
Üblicherweise behelfen wir uns damit, für diese Aromen Dinge zu nennen, an die wir erinnert werden: Heu, Früchte, Nüsse, Schwarzbrot usw. Hinzu kommt, dass bei zunehmender Komplexität einer Zigarre – ein erwünschtes Qualitätsmerkmal – viele mehr oder weniger dominante Aromen gleichzeitig festgestellt werden können. Sprachliche Verrenkungen sind hier leider zuweilen unumgänglich. Sie sollten aber als Hilflosigkeit unserer Sprache eingestanden und nicht als eine Marotte von Feinschmeckern abgewertet werden.
Anders als etwa bei einem Wein-Tasting kann der Zigarrenliebhaber nur eine Zigarre seriös verkosten, denn der Ablauf eines Zigarrengenusses ist nicht vorhersagbar. Manche Zigarren werden im Verlaufe ihres Verglühens stärker, andere schwächer und auch die Aromen ändern sich. Schön ist es, dabei die Asche zu beobachten. Unterschiedlichste Nuancen von Weiss- und Grautönen werden sichtbar und die Maserung ist immer wieder anders. Auch das Verhalten der Asche sollte genau registriert werden: Wann bricht sie ab? Wie fest ist sie nach dem Abfallen? Antworten darauf sind immer auch Teil der Bewertung.
Werden die wichtigsten Regeln eines Zigarrentastings eingehalten, so zeigt sich meist ein schon auf den ersten Blick erstaunliches Ergebnis. Die Tester sind sich in aller Regel einig über die Gesamtbeurteilung der Zigarre.
Zigarren Herzog
Ludwigkirchplatz 1-2
10719 Berlin-Wilmersdorf
Tel. 030 – 88 68 23 40
Die Kommentarfunktion ist geschlossen.