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Dieter Großklaus – Laudatio auf einen Jubilar

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Dieter Großklaus ist ein Pionier. Das kommt nicht von den beiden großen Organisationen her, in denen er jeweils das  Spitzenamt inne hatte.
Weder das Bundesgesundheitsamt noch die Confrèrie de la Chaîne des Rôtisseurs  sind , in welchem Sinne auch immer, „Pionierorganisationen“. Sie sind ehrwürdig und gediegen, neigen nicht dazu, über die Stränge zu schlagen.

Dieter Großklaus schon. Er ist ein Pionier gegen die Üblichkeit seiner Organisation. Es war nicht das Amt, es war die Person, die ihn dazu brachte, immer wieder neue Wege zu gehen. Wo andere Amtsträger sich schon mal um die Verweildauer in ihrem hohen Amt zu kümmern pflegen, veranlasste er Institutsgründungen, sorgte er mit dem Bundesgesundheitsamt für die internationale Wirkung von Deutschland aus und tat –  was man heute in seiner Brisanz gar nicht mehr richtig nachvollziehen kann – einiges für den prekären Standort Berlin-West.

Er hätte auch Präsident sein können, ohne all diese Initiativen zu entwickeln. Dieter Großklaus aber war und ist ein Mensch, der an solchen Initiativen persönliche Leidenschaft und seine individuellen Fähigkeiten entwickelt und zeigt. Hohe Amtsträger tragen ja oft vor allem ihr Amt und haben damit schon genug zu tun. Dieter Großklaus interessiert, was er mit seinem Amt machen kann. Ihn interessieren die Menschen und die Gesellschaft, in der er lebt. Und er ist bereit, etwas für sie zu tun.

Das galt natürlich für den engsten Bezug, den ich mit ihm hatte, der Gründung und vor allem der Praktizierung der Idee der „Berliner Meisterköche“. Ich muss gestehen, dass seine Rolle in der Confrèrie de la Chaîne des Rôtisseurs  mir vorher nicht bewusst war.

Ich kannte Dieter Großklaus nur als der Chef des Bundesgesundheitsamtes.

Und dann machten wir uns auf den Weg, eine Art Berliner Zeitenwende  auf einem Gebiet einzuleiten, das uns alltäglich und dann auch noch mehrmals beschäftigt: das Essen, die Küche. Da war Berlin in der Vergangenheit als Wüstenei bekannt, ausgestattet mit einigen wenigen Oasen.

Dinge sind ja nicht so wie sie sind, sondern sie sind so wie wir eine Vorstellung von ihnen entwickelt haben. Wie  wir ihnen einen Platz im Leben zugewiesen haben. Das gilt auch für das Kochen, für die Kochkunst, für die Köche. Und da hat Dieter Großklaus an einer im wahrsten Sinne des Wortes entscheidenden Stelle mitgeholfen, etwas zurecht zu rücken in den Köpfen der Berliner und ihrer Gäste.

Die Idee war einfach: wenn ein Kampf um die Besten angezettelt wird, dann gibt es eben jedes Jahr die Besten. Es gibt die Aufmerksamkeit für sie und für die Sache, für die sie stehen. Und man kann Jahr für Jahr nicht mehr darüber hinweg sehen, dass die Besten dann wirklich auch „Beste“ sind – sogar in Berlin. Das war unser Plan, und er funktionierte!

Heute ist Berlin, was die Küche angeht, ganz und gar nicht mehr eine Wüste. Und die Idee der Meisterköche war vielleicht wirklich der wichtigste Geburtshelfer. Als ich damals mitbekam, dass Dieter Großklaus der Berliner Chef – Bailli – der Confrèrie de la Chaîne des Rôtisseurs  war, wusste ich, dass mein Problem der für einen solchen Wettstreit wichtigen Frage der Qualität der Jury gelöst werden konnte.

Einen Mann wie Dieter Großklaus an die Spitze der Jury zu stellen, brachte viel auf einen Schlag: Das Gewicht und die Anerkanntheit der Person standen für die Ernsthaftigkeit nicht nur des Auswahlverfahrens, sondern des ganzen Unternehmens Meisterköche. Und im Gremium selbst, besetzt mit engagierten Vertretern der Presse und der Kochgilde, war Ordnung für ein zielführendes Verfahren garantiert.

Ich schildere das nicht nur wegen meiner eigenen und beglückenden Erfahrung mit Dieter Großklaus. Ich schildere das auch, weil es zeigt, dass Professor Großklaus ein Mann ist, der nicht nur Kompetenz und Sicherheit ausstrahlt, seriös und zuverlässig ist. Er ist eben auch für jede gute Überraschung gut.

Deshalb grüble ich auch nicht, wie ein Präsident des Bundesgesundheitsamtes zugleich Bailli bei der Confrèrie de la Chaîne des Rôtisseurs  sein kann. Ich mache es mir auch nicht leicht, indem ich darauf verweise, dass Fleischtechnologie zu einem seiner besonderen Fachgebiete gehörte. Die Sicherung der Qualität eines wichtigen Rohstoffs also für ein gutes Essen. Ich bleibe dabei: Dieter Großklaus ist einfach für gute Überraschungen gut. Das sieht man, wenn man ihm begegnet, wenn man sich das so reichhaltige Leben des nun – schwer zu glauben – 80-Jährigen vor Augen führt

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