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Restaurant zum Storchennest

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Mathias Voigt ist Koch und betreibt gemeinsam mit seiner Frau Bianka seit 15 Jahren das Restaurant zum Storchennest in Hamburg-Finkenwerder. Das ist ein klassisches Gasthaus hinterm Deich, wobei das Attribut sowohl für die Einrichtung als auch für Voigts Küche steht. Der 45-Jährige ist kein biederer Traditionalist, sondern sieht sich eher als behutsamer Bewahrer hanseatischen Kochens –  so jedenfalls das Urteil der Hamburger Restaurantkritik. Und das will schon was heißen in einer Stadt, in der nicht nur zehn Michelin-Sterne und zwölf Bib Gourmands glänzen, sondern viele junge Köche mit dem Mut zur Überraschung Zeichen setzen.

Sicher, Mathias Voigt gehört nicht zur kulinarischen Avantgarde der Hansestadt, aber sein Anspruch an die Frische der Produkte und die Güte ihrer Verarbeitung ist ebenso hoch wie dort. Das Storchennest – eine gute Adresse also und, wie wir hören, mit einer eingeschworenen Fan-Gemeinde.  Eine halbe Autostunde braucht es von der Binnenalster nach Finkenwerder, einem Stadtteil, der sich zu Hamburg verhält wie Spandau zu Berlin. Vor 775 Jahren zum ersten Mal urkundlich erwähnt, erlangte Finkenwerder einst lokale Bekanntheit als Heimathafen einer stolzen Fischereiflotte, als Geburtsort des Dichters Jan Kinau, der sich Gorch Fock nannte, als Hort der plattdeutschen Sprache und, seit 1936, als Standort des Flugzeugbaus.

Berühmt wurde Finkenwerder – zumindest kulinarisch – durch eine regionale Spezialität, die Kutterscholle Finkenwerder Art. Das heißt, mit Speck gebraten. Ebenso verfährt Storchennest-Küchenchef Mathias Voigt mit dem Stint, der jedes Jahr von Anfang Februar bis Ende März auf seiner Speisenkarte steht. „Kopf ab, Innereien raus, salzen, mehlieren, dann schnell und heiß erst in Öl anbraten, anschließend mit Speckwürfeln fertig braten, auf einer Platte anrichten und mit Bratkartoffeln oder Kartoffelpüree und frischem Gurkensalat servieren“, erklärt Voigt die Zubereitung der Stinte in einer für Norddeutsche ungewohnten Beredtsamkeit.

Nach einer Pause, in der Mathias Voigt frischen Dill für den Salat hackt, fügt er hinzu: „Viele frittieren den Stint, aber das ist Mist, denn dabei geht das leichte Gurkenaroma des zarten Fleisches völlig verloren.“ Wieder eine Pause. Dann der Satz: „Den Stint sollten nur Köche zubereiten, die den Fisch auch kennen.“

Wahrscheinlich war Wolfram Siebeck, Deutschlands bekanntester Berufsesser, vor Jahren bei einem Hamburger Koch zu Gast, dem der kleine Raubfisch fremd und die Fritteuse lieb war. Siebeck schrieb: „Beim Stint handelt es sich um einen überladenen Teller mit einem Haufen toter Fische und ebenso leblosen Kartoffeln.“

„Irgendwer hätte ihm den Weg nach Finkenwerder zeigen sollen“, kommentiert Kollegin Renate Peiler trocken. Wo sie Recht hat, hat sie Recht.

Restaurant zum Storchennest

Osterfelddeich  2
21129 Hamburg-Finkenwerder
www.storchennest-finkenwerder.de

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