BÀSHEBA UND CORINNA ON TOUR: Cookies Cream
Wir hatten im Tagesspiegel gelesen dass, das Cookies Cream zu den coolsten und unkonventionellsten Läden Berlins gehört und das dort nicht jeder einfach essen gehen kann. Oh man, da war die Aufregung verständlicherweise groß, als ich das Telefon abnahm um zu reservieren.
Sie nehmen kein Blatt vor den Mund: Básheba Flachs, li. und Corinna Garschke
Ich war erschüttert, auf meine möglichst coole, hippe und lockere Reservierungsanfrage, wurde ich ganz konservativ nach Vor- und sogar Zunamen gefragt und im weiteren Gespräch ge-Sie-zt. Die junge Dame bot mir sogar eine detaillierte Wegbeschreibung an, dabei sollten doch nur die furchtlosen und orientierungsmutigen den geheimen Weg finden. Uns kamen ernsthafte Zweifel auf, sollten wir lieber canceln. Hat die Location, in Berlins Schnelllebigkeit, bereits einen frühen Tod gefunden? Denn wenn es stimmt was man liest und hört, stimmt hier etwas nicht.
Die Lieferanteneinfahrt als Weg, vorbei an Müllcontainern & Schrott, beleuchtet von riesigen, wunderschönen Kronleuchtern, verwinkelt aber nicht unauffindbar. Das Großstadtkind wird unterhalten, ist aber noch nicht beeindruckt, ich will mehr. Eine kleine Treppe, ein unscheinbares Schild und ein paar Lämpchen, das erste Etappenziel war erreicht. Nach vier mal klingeln wurde uns sogar die Tür geöffnet. Vorbei an Abstellräumen, Garderoben und dunklen Fluren, waren nur der Geruch nach Essen und eine leichte Geräuschkulisse unsere Wegweiser in den 1. Stock zum Restaurant. Dort wurden wir mehr von einem riesigen, provokativem Kunstwerk und weniger vom Personal empfangen, aber dann doch von jenem welchen freundlichen zu unserem Tisch gebracht. Eine karge Hauswand als Aussicht aus dem einzigen Fenster, das nicht zu öffnen war. Innen schick, modern, weiß-puristisch ohne ungemütlich zu werden. Ein Blick in die Karte ließ Corinnas Vegetarier-Herz höher schlagen, aber lässt Non-Anglistik-Studenten im Dunklen.
Es werden große internationale Wörter ausgepackt und wir sind uns sicher , dass der eine oder andere nicht genau wusste was er bestellt bzw. man(n) enttäuscht war, wenn das Ergebnis fleischlos blieb. Als Großstädter bestellt man ohne Furcht; das 3-Gänge-Menü für 32€ und eine Grünen Veltiner für 28€, denn man will ja zeigen das man nicht nur zufällig hier ist. Fromage de Chevre mit gepfefferten Kirschen, Parmesan Dumplings with braised artichoke und pikanter BBQ Soße, als Vorspeise und Hauptgang, boten interessante Geschmackskompositionen und waren zufriedenstellend gut.
Der Wein eine gute Wahl. Die Bedienung durchaus reizend und sehr flott. 2-Gänge, der Wein, ein verschlossenes Fenster und die offene, einen guten Einblick bietende und dadurch Hitze spendende Küche sorgten für einen hohen CO2 Gehalt im Raum und O2 Mangel in unseren Köpfen. Es war heiß und wir sehr müde. Schade, denn das schmälerte die Vorfreude aufs Latte Macchiato Dessert. Optik: Germany 10 Points, der Geschmack: leider ein Graus. Der erste Löffel zog mir fast die Schuhe aus. Ein leckeres Schokoladenkuchenmousse mit Kaffeebohnenbruch, wurde von einer billigen und extremen Süße erschlagen, sodass ich mit dem daneben platziertem Coffee-Icecream vorlieb nahm. Der Service nahm Lob & Kritik freundlich auf und mein Fazit war klar. Der Kleinstädter geht auf eine provokative Erlebnisreise und sollte vorsichtshalber Stadtplan, Handy, und Wörterbuch bereithalten. Der Großstädter natürlich, geht entspannt, lecker und Preis-Leistungs-Fair essen, wird aber sicherlich nicht zum Wochengast.
COOKIES CREAM
Behrenstraße 55
10117 Berlin – Mitte
www.cookiescream.com
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