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Straßenbahndepot Heiligensee

26.713

Kaum zu glauben, aber hier draußen fuhr tatsächlich mal eine Straßenbahn. Am 29.Mai 1913 wurde die Linie bei Kaiserwetter feierlich eingeweiht, die fortan Tegel mit Heiligensee verband. Schienen, Oberleitung und Triebwagen hatte die Gemeinde Heiligensee bezahlt, die damals zwar nur 1.500 Einwohner zählte, aber – einschließlich der Vorortsiedlungen Joersfelde, Konradshöhe und Tegelort – über 6.000 Plätze in diversen Ausflugsrestaurants. Zur gleichen Zeit entstand mitten im Dorf das Straßenbahndepot Alt-Heiligensee. Entworfen wurden Halle und Nebenräume übrigens von dem bekannten Berliner Architekten Peter Behrens.


1920 kam Heiligensee zu Groß-Berlin und die gemeindeeigene Straßenbahn zur BVG, die die Linie bis 1958 betrieb, dann stilllegte und auf der Strecke Busse einsetzte. Das Depot wurde seit Mitte der 1920er nicht mehr als Wagenhalle und Werkstatt genutzt, war Arbeitsdienstlager, Tischlerei, Kunststofffabrik, Steinmetzwerkstatt und Bildhaueratelier. Dann stand das Industriedenkmal leer. Die Immobilienkaufleute Friederike Held und Jürgen Hensel erwarben vor vier Jahren das Gebäude und machten es der Öffentlichkeit wieder zugänglich. Aus der früheren Straßenbahnhalle wurde ein Konzert- und Veranstaltungssaal, aus der ehemaligen Werkstatt ein Restaurant, der riesige Hof dient den Landschaftsarchitekten der Firma „grünreich“ als Ausstellungsfläche, und es ist auch noch genügend Platz für Gäste, die im Frühherbst gern draußen sitzen.
„Uns ist es wichtig, dass das ehemalige Straßenbahndepot wieder ein lebendiges Stück Heiligensee wird“, erläutern Friederike Held und Jürgen Hensel ihr Konzept.


Hinter der ziemlich allgemeinplätzigen Formulierung verbirgt sich die Tatsache, dass sie ihre Halle regelmäßig Musikern für Konzerte zur Verfügung stellen. Von Jazz bis Klassik – die aktuellen Termine gibt es auf der Homepage oder bei Facebook. Mehrmals im Jahr wird der große Hof auch für Veranstaltungen – vom Herbstfest im Oktober bis zum Weihnachtsmarkt am dritten Advent. Natürlich haben es Held und Hensel nicht leicht da oben im Berliner Norden, doch Ihr Engagement verdient nicht nur Respekt, sondern vor allem ein Besuch.
Das geht mit dem Auto und einem funktionierenden Navigationssystem oder aber mit den Buslinien 124 vom U-Bahnhof Wittenau aus oder 133 ab U-Bahnhof Alt-Tegel.
Doch auch dann, wenn keine Veranstaltungstermine locken, lohnt sich die Fahrt nach Alt-Heiligensee – der Küche wegen. Philippe Strasbach und Mostafa Toŭami setzen hier auf exzellente Produkte und exakte Zubereitung, in vielen Fällen durchaus mit einem Aha-Effekt.
Tatsächlich fahren die beiden regelmäßig zum Karolinenhof nach Kremmen um Ziegenkäse zu besorgen oder zum Bauern nach Falkensee, um feldfrisch Gemüse einzukaufen. „Das hat wenigstens noch Biss und Geschmack und ist Meilenweit entfernt von agrarischer Massenware“ so Jürgen Hensel. Das Mieral-Geflügel kommt von einem kleinen elsässischen Lieferanten, und wenn befreundete Jäger in der Gegend erfolgreich waren, rufen Sie an, und dann steht Wild auf der Karte.
„J`ai besoin de créme!“ – „Un moment, s`il voǔs plaît !“ – „Allez, noǔs n`avons pas beaǔcoǔp de temps !“ – in der Küche wird französisch gesprochen. Küchenchef Strasbach, 38, stammt aus dem elsässischen Schirmeck; SousChef Toǔnami, 26, aus dem marokkanischen Agadir. Kein Wunder, dass auch die kulinarischen Offerten leicht frankophil geprägt sind. Es gibt Fines de claire-Austern mit einer erstklassigen Noilly-Prat-Sauce, die Rouille zur provenzalischen Fischsuppe ist hausgemacht, und die Ratatouille kommt nicht als Matschpampe auf die Teller. Blitzsauber auch die Poularde demi-deuil, das heißt mit Trüffelscheiben unter der Haut. Gästen, denen die Frankreich-Klassiker nicht so liegen, servieren Strasbach und Toǔami Bekanntes – ebenso schnörkellos und geschmacksintensiv zubereitet: Rehnüsse mit Pfifferlingen zum Beispiel, Schweineschnitzel mit Pommes Frites und häufig der Renner – Berliner Leber, natürlich vom Kalb mit Kartoffel-Schalotten-Püree. Schön, dass der Service was von Wein versteht und aus Jürgen Hensels respektablen Keller Passendes zum Essen empfehlen kann.

Das Restaurant ist leider geschlossen!

Strassenbahndepot Heiligensee

Alt-Heiligensee 73-75
13503 Berlin -Heiligensee
www.strassenbahndepot-heiligensee.de

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