Restaurant „Garage du Pont“ – Tolle Tanke
Man kam standesgemäß. Die einen mit besternter Limousine und Fahrer, die anderen saßen selbst am Volant ihres Aston Martin DB6, Maserati 250 GT, Citroen SM, Facel Vega oder eines anderen blitzenden Männerspielzeugs, dessen Preis sich im sechsstelligen Bereich bewegt. Nur Günter Jauch kam zu Fuß, er wohnt in der Nachbarschaft. Strenge Security-Typen, ein roter Teppich, die meisten männlichen Gäste sahen nach Casual Friday im Büro aus, Jackett, Jeans und Einstecktücher in der Farbe des Sakkofutters.
Brandenburgs Ministerpräsident, der Springer-Vorstandsvorsitzender, der Bild-Chefredakteur, Spitzen-Diplomaten, Top-Manager, Erfolgs-unternehmer- selten fand sich so viel High Society zu einer Restauranteröffnung ein. Aber nun ist die Garage du Pont nicht irgendein Restaurant und ihr Besitzer Kai Desinger nicht irgendein Gastronom.
Der 40-jährige Westfale studierte an der TU Berlin Maschinenbau, promovierte zum Dr.-Ing., arbeitete später im Bereich der Laser- und Medizintechnuk und gründete 1999 die Celon AG mit Sitz in Teltow. Das Unternehmen war mit Geräten für die sogenannte Schlüsselloch-Chirugie schnell erfolgreich und erwarb sich internationale Reputation. 2004 übernahm die Deutschland-Tochter des japanischen Olympus-Konzerns die Mehrheit an dem Brandenburger Mittelständler, auch für Desinger sicher kein schlechter deal.
Der Unternehmer, auch Mitglied verschiedener Innovationsbeiräte, Politikberater und Honorar-Professor, hatte nun mehr Zeit für sein Hobby- französische Oldtimer. Zufällig erfuhr Desinger davon, dass die denkmalgeschützte Tankstellen-Immobilie in der Berliner Vorstadt zum Verkauf steht. Er erwarb das Grundstück „aus Liebhaberei“, überzeugte die kritischen Nachbarn von seinem Konzept und schuf auf dem 950 Quadratmeter großem Areal in gut einem Jahr einen Ort, der Berlin und Potsdam gut zu Gesicht steht.
„Eine Tankstelle war schon mal der Ausgangspunkt einer außergewöhnlichen Gastronomenkarriere“, bemerkte einer der Eröffnungsgäste vielsagend. Tatsächlich begann für Borchardt-Inhaber Roland Mary 1987 der Aufstieg mit dem Umbau einer automobilen Füllstation am Savignyplatz zum Restaurant…
Nun wird Desinger kein Interesse daran haben, ein zweiter Mary zu werden und ein Potsdamer Borchardt-Ableger ist wahrscheinlich erst recht nicht sein Ding. „Die Garage du Pont will als Treffpunkt für Jedermann zum Entspannen einladen“, formulierte er sein Credo, und das hat er nun wirklich nicht mit der Berliner Regierungskantine zu tun.
Obwohl- die Welt, in der man mit alten Autos neues Kapital schafft, ist auch keine Jedermann-Welt. Die Gäste der Garageneröffnung allerdings kannten sich aus. Da war die Rede von dem legendären Flügeltürer der 1950er, dem Mercedes SL, der unter 400.000 nicht mehr zu haben ist oder gar von einem Ferrari 250 SWB Competizione, Baujahr 1960, der eben mal das Zehnfache kostet. Die Frage, wie viel er für seinen 650 PS-Fort GT 40 hinblättern müsste, der am Eröffnungstag das Garagengelände zierte, wollte der Besitzer allerdings nicht beantworten. Kommentar eines Gastes:“Schon das Nummernschild kostet ein Vermögen.“ Es lautete B-GT4.
„Ich stelle mir wechselnde Ausstellungen von Automobilherstellern vor, aber auch öffentliche Veranstaltungen zu Themen wie Mobilität im Alltag, Elektro- und Hybridtechnik“, erläutert Kai Desinger sein Konzept. Kunstausstellungen rund ums Auto, Benzingespräche, Lesungen, Konzerte- der Mann hat eine klare Vorstellung davon, wofür er die alte Tankstelle nutzen will.
Neben geistger Kost bietet das Haus auch respektable Kulinarik. Dafür bürgt der junge Küchenchef Andreas Responde mit seinem Team. Der 30-Jährige Berliner lernte sein Handwerk im damaligen Hotel Döllnsee in der Schorfheide und kam nach Stationen unter anderem im Adlon und im Schlosshotel Grunewald in die Garage du Pont. Hier mischt er die Küche der Region mit französisch-mediterranen Einschlägen. Seine Gerichte- ob Glienicker Bouillabaisse oder Kotlett vom Saalower Kräuterschwein im Cidresud zeugen vom selbstbewusst vorgetragenen hohen Qualitätsanspruch. „Gutes ganz einfach“, so knapp formuliert Responde sein Küchenmotto. Und für Jedermann bezahlbar, fügen wir hinzu und konstatieren: Die Garage du Pont hat Zukunft- als Ausflugsrestaurant mit hohem Wohlfühlfaktor ebenso wie als Veranstaltungsort mit ganz eigenem Flair.
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