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Bodenseefischerei

19.054

Bodenseefischerei ist nichts für Weicheier, da sind Männer gefragt. „Des muesch welle“, sagen sie. Man muß es wollen. Es ist 4.00 Uhr morgens und stockdunkel. Albin Lang und sein Sohn machen im Hafen von Iznang ihr Boot klar. Es ist 12 Jahre alt, 6,40 Meter lang und wird von einem 50-PS-Außenborder angetrieben.

Der 16-jährige Robert Lang, der eine Lehre als Fischwirt absolviert, verstaut Netzte und Netzhaken. Sein Vater checkt den Mercury Motor. Die Männer arbeiten schweigend, die Handgriffe sind Routine, die Zeit drängt. Die sogenannte Unterseefischereiordnung – der Bodensee ist fischreirechtlich in Ober- und Untersee getrennt – schreibt vor, wann Netze gesetzt und wann sie gehoben werden müssen.Albin Fischerei Bodensee (3)

Von Sonnenuntergang bis zwei Stunden vor Sonnenaufgang ist das Setzen und von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang das Heben untersagt. Wann die Sonne unter- und wann sie aufgeht, entscheidet der Gesetzgeber. Im September geht sie um 20.00 Uhr unter und um 6.00 Uhr auf, was sie wirklich tut spielt keine Rolle. Auch die Länge der Netze, maximal 100 Meter, deren Höhe, die Maschenweite und die Fadenstärke sind exakt vorgegeben. In Deutschland gibt es nur eine Firma, die Netze so genau herstellen kann. Dort müssen alle Fischer kaufen, das macht die Sache nicht eben preisgünstiger.

Albin Lang, 49, ist Bodenseefischer in der fünften Generation. Sein Vater Ernst, 89, und an diesem Morgen mit einem zweiten Boot unterwegs, gilt als der älteste noch aktive Fischer hier. Die Stellnetze gleiten in Wasser, sogenannte Bauchen, so heißen die Netzmarkierer, sollen das Wiederfinden erleichtern. Der Morgen graut, und endlich reden die Männer. „Vor hundert Jahren“, sagt Lang, „gab es am Untersee noch über 100 Berufsfischer. Heute sind es nur noch 30.“Offenbar ein aussterbender Beruf, doch Lang liegt das Fischen im Blut, und er ist Optimist. „Von zehn gibt es immer drei gute, drei schlechte und vier mittelmäßige Jahre.“

2012 wird wohl ein mittelmäßiges werden, vermutet Lang. Doch wie das so ist, Vorführeffekt oder Glücksbringer an Bord, der heutige Fang kann sich sehen lassen.Albin Fischerei Bodensee (1)
Während die Sonne aufgeht, holen die beiden Fischer die  Netze ein. Die Plastikkisten an Bord füllen sich – vor allem Felchen, ein schmackhafter Weißfisch, Barsche, die bei deutschen Bodenseefischern Kretzer und bei ihren Schweizer Kollegen Egli heißen und sogar sechs Schleie. Ein guter Tag.

Fischerei Albin Lang

Uferstraße 3a
78345 Iznang
Tel. 07732 – 48 00

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