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afrikanisch – Restaurant Bantou Village

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Berlin-Wedding, Afrikanisches Viertel. Swakopmunder-, Windhuker-, Sansibar-, Togostraße, die Namen gibt es seit über 100 Jahren. Sie erinnern fatal an die deutsche Kolonialpolitik vor dem Ersten Weltkrieg, an Carl Peters, seinen unseligen Alldeutschen Verband, die sogenannten Schutzverträge, und es ist nur allzu verständlich, das diese Straßennamen Diskussionen auslösen.

Babi ist das egal. Der Kongolese, der in Berlin Sportmarketing studiert hat, lebt seit 25 Jahren in diesem Kiez und kennt sich gut aus mit afrikanischen Restaurants in der Hauptstadt. Er empfiehlt uns einen Besuch im Bantou Village in der Kameruner Straße, weil Suzanne Saitz die beste afrikanische Köchin der Stadt sei. Nun ist das mit den gastronomischen Superlativen immer so eine Sache, außerdem fehlen uns die Maßstäbe, derart exotische Küchen wirklich fundiert beurteilen zu können. Schmeckt uns das oder schmeckt uns nicht, mehr ist da kaum drin.

Das Bantou Village also. Zwei große, fröhliche-bunte Räume, ein bisschen afrikanisches Kunstgewerbe und zwei große Flachbildschirme. Ab 14.00 Uhr läuft hier Al Jazeera Sport – vor allem Fußball und Rugby. Während wir auf die Chefin Suzanne warten, serviert uns ihr Sohn Kaffee. Wir kommen ins Gespräch und erfahren von den Träumen eines 16-Jährigen. Arthur Saitz erzählt uns stolz, dass er ab Dezember ein Fußballinternat in Nordrhein-Westfalen besuchen wird. Sein Ziel: Profifußballer. Position: Stürmer. Vorbild: Samuel Eto’o. Der Stürmerstar und bestbezahlte Fußballer der Welt, der derzeit bei Anschi Machatschkala in Russland kickt, stammt wie Arthur Saitz und seine Eltern aus Kamerun.
Das hat die Vorbildfindung des jungen Mannes sicher beeinflusst, möglicherweise aber auch die Tatsche, dass echte Stürmer im deutschen Spitzenfußball eher rar sind. Arthurs Mutter, die inzwischen eingetroffen ist, glaubt fest an die fußballerische Zukunft des Sohnes: „Er wäre nicht der erste Afrikaner in der deutschen Nationalmannschaft.“

„Suzanne, reden wir über ihre Küche?“
„Was gibt es da viel zu reden, ich koche so, wie ich es von meiner Mutter gelernt habe.“
Die resolute 43-Jährige gestattet uns einige Blicke in ihr Allerheiligstes. Es misst vier Meter mal vier Meter, ist weiß gefließt, blitzsauber und mit allem ausgestattet,  was auch deutsche Köche brauchen, außer vielleicht dem überdimensionalen Grill. Auf dem landen Abend für Abend mehrere Dutzend große Fische – Maquereau, eine Makerelenart, Barrakuda und Tilapia sowie Hähnchenkeulen und -flügel.
Lediglich Lamm- und Rindfleisch werden geschmorrt. Das Fleisch exotischer Wildtiere, in Suzsannes Heimat Kamerun als Bushmeat sehr gefragt, verarbeitet die Köchin allerdings nicht.

Noch ein Blick in den Gewürzschrank mit den vielen Pfeffer- und Chilisorten, dann ist Schluss mit lustig. Wenn Suzsanne Saitz kocht, duldet sie keine Zuschauer. Nach einer knappen halben Stunde serviert sie Kostproben ihrer Pikanterien: Ndolé, das ist Bitterspinat mit frittierten Kochbananen; eine Fischsuppe, die die Stimmung hebt und Wohlgefühl erregt und – als Höhepunkt – gegrillte Makrele mit Mbongo, einer tief dunkelbraunen, fast schwarzen Sauce, die den Fisch munter aufpeppt. Alles ist herzhaft abgeschmeckt, die Gerichte gibt es in wohlmeinenden Portionen und zu bescheidenen Preisen. Kein Wunder, dass das Bantou Village als beste Adresse im Afrikanischen Viertel gilt.

Übrigens: Die meisten der aus Westafrika stammenden Zutaten bezieht Suzsanne Saitz von einem holländischen Großhändler. Zwei Häuser weiter gibt es allerdings auch in den Africa Market von Monsieur Ebeny, der nicht schlecht sortiert ist.

Bantou Village

Kameruner Straße
13351 Berlin-Wedding
www.bantou-village.de

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