Fisch essen in Berlin
Diese Geschichte begann mit der fixen Idee, eine Bouillabaisse zu kochen. Aber nicht jene Berlin-brandenburgische Fischsuppe mit Gemüse und dem omnipräsenten Havelzander, dessen Herkunft meist mit dem namensgebenden Fluss nicht viel zu tun hat. Sondern eine richtige Bouillabaisse wie sie etwa im Le Miramar am Alten Hafen von Marsaille gekocht wird. Mit Olivenöl, Knoblauch, Tomaten, echtem Safran, getrockneter Orangenschale und vor allem mit den richtigen Fischen. Drachenkopf, Goldbrasse, Knurrhahn, Merlan, Petersfisch, Seeteufel sollten es schon sein. Am besten noch Congre, Meeraal, gerne auch einige Krusten- und Schalentiere, etwa Bärenkrebse und Miesmuscheln, vielleicht eine Languste oder wenigstens ein paar Kaisergranate. Devise: Viel Fisch – feel good.
Auf zum Fischkauf!
Die Discounter und einige SB-Märkte diverser deutscher Handelskonzerne blieben gleich links liegen. Denn entweder ist dort Frischfisch gar kein Thema oder, wenn es eine Frischtheke gibt, scheint die in vielen Fällen im Wettbewerb um die liebloseste Präsentation des Jahres zu stehen.
In der Feinkostetage des KaDeWe, im Delikatessenkeller des Lafayette und bei Karstadt-Perfetto am Alexanderplatz gibt es zwar ein durchaus respektables Angebot und fachkundig geleitete Fischtheken, aber Congre, Knurrhahn, Drachenkopf? Leider Fehlanzeige, wird zu selten verlangt. In den beiden Berliner FrischeParadies-Niederlassungen sieht es da schon besser aus – den kompletten Einkaufszettel könne man in 48 Stunden liefern, hieß es.
Bleibt der kleine Fischhandel. Doch wo gibt es sie noch in Berlin, die gut sortierten Fischgeschäfte mit wirklich frischer Ware? Wir gingen auf die Suche. Wir fanden sieben Händler, die nicht nur rhetorisch flink, sondern vor allem fachlich kompetent sind. Und deren Theken das Kennerherz entzückt – nicht nur mit den allgegenwärtigen Kabeljauloins und Seelachsfilets. Natürlich sind diese sieben nicht die einzigen Fischfachgeschäfte in Berlin, aber Tatsache ist auch, dass es in manchen Stadtteilen nur die tiefgekühlte Ware vom Discounter gibt. Aldi, Lidl, Netto, Real und andere Billigkaufstätten dominieren das deutsche Food-Geschäft inzwischen mit einem Marktanteil von mehr als 40 Prozent. Da scheint kein Platz mehr für attraktive Nachbarschaftsläden.
Oder doch? Viele Verbraucher achten nämlich – so stellten Experten fest – nicht mehr ausschließlich auf den Preis, sondern zunehmend auf Frische und Qualität. Und das ist die Chance des Fachhändlers. Übrigens: Die Fische für eine Bouillabaisse marseillaise gab es schließlich am Hermannplatz in Berlin-Neukölln bei Flying Fish, einem kleinen, aber fitten türkischen Händler…
Die Kommentarfunktion ist geschlossen.