Wie eröffnet man ein Restaurant? In Berlin gibt es entweder die Big Party, eventagenturunterstützt, damit der Promiauftrieb Schlagzeilen bringt, oder, zweite Möglichkeit, man sperrt einfach die Tür auf. Hallo, da sind wir. Das hat zwar den Vorteil, dass es nichts kostet, dafür allerdings gibt`s nicht mal die klitzekleinste Notiz in einem der bunten Blätter. Also – jeder macht`s wie er denkt und kann. Programmiert ist der Erfolg weder so noch so, weil er von anderen Dingen abhängt.
Das wissen natürlich auch die Adlon-Manager und erst recht Tim Raue, aber im Fall der Sra-Bua-Eröffnung galt es ja, nicht nur das neue Restaurant zu feiern, sondern eine Rückkehr – und zwar eine mit der Genugtuung des Siegers.
Dementsprechend wurde aufgefahren: Schon die Einladungen Luxus pur , der rote Teppich in Rollbahnlänge, der Service mit Dauerlächeln und wichtige Menschen in Regimentsstärke, persönlich begrüßt vom Meister. Lediglich mein Ich-darf-auch-rein-Bändchen passte irgendwie in seinen Farben nicht dazu, es sei denn, Tim Raue ist Borussia-Dortmund-Fan…
Gastfreundschaft ist das Wichtigste für ein Restaurant
Das alles ist nun 100 Tage her, die man jedem Gastronomen für den Feinschliff, die Kartenoptimierung und Teamfindung geben sollte. Letzteres scheint am besten gelungen. Im Sra Bua weiß man offenbar, dass Gastfreundschaft der größte Trumpf eines Restaurants ist. Dementsprechend arbeitet der aufmerksame Service – ohne Tamtam und Chichi sorgt er für eine lockere und freundliche Atmosphäre, das ist für Berliner Verhältnisse schon beispielgebend. Weniger gilt das für die Ausstattung des Sra Bua.
Kaum vorstellbar, dass die Sesselpolster in 100 Tagen dermaßen geschunden wurden, dass sie dringend erneuert werden müssten – wahrscheinlich sind es noch die Ma-Uma-Sitzgelegenheiten, die dringend in Handwerkerhände gehören. Auch die anstelle des antiken Ma-Pferdes installierte Lotasskulptur, die dem Restaurantnamen Rechnung tragen soll – Sra Bua ist thailändisch, bedeutet „Lotosblume“ und soll symbolisch für die verschiedenen Kulturen Asiens stehen – wirkt nicht sonderlich blickfangend, ebenso wenig wie die Plastik-Dekoration vor den beweglichen Scheiben. Für ein Haus wie das Adlon müsste es doch ein leichtes sein, dort mal einen Ausstatter vorbeizuschicken…
Feinste Nuancen, statt grässlicher Schärfe
Meister Raue allerdings muss wohl eher nicht kommen. Küchenchef Daniel Lengsfeld, der aus dem Katz Orange ins Sra Bua kam, zuvor allerdings schon mal ein paar Jahre unter Raues Küchenleitung tätig war, beherrscht sein Metier und übertrifft den Mama-Mix der meisten Berliner Asia-Lokale um Längen. Sein gelbes und grünes Curry zum Beispiel – Bestandteile des Ruam-Gan-Menüs – bestechen mit feinen aromatischen Nuancen statt mit grässlicher Schärfe, das Chang Mai mit grünem Spargel, Mango und Veilchen ist eine Klasse für sich und die Tuna-Pizza gilt ja ohnehin schon als Raue-Markenzeichen. So fein, leicht und appetitlich isst man nicht oft. Über die Weinpreise mokierte sich bereits Tagesspiegel-Kritiker Bernd Matthies, mir verschlugen sie nachgerade die Sprache.
SRA BUA BY TIM RAUE
Behrenstraße 72
10117 Berlin-Mitte
Tel. 030 – 22 61 15 90
www.srabua-adlon.de
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