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Einkehr im Gasthof zur Eisenbahn

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Brandenburger Meisterkoch ist er nicht geworden, wahrscheinlich hat er sich gedacht: „Gott sei Dank.“ Maik Fritsch ist ein bescheidener Mann, ein ruhiger Mitbürger mit Uckermärker Temperament. Das heißt: Lass die anderen reden und denk dir deinen Teil. Wirbel, erst recht um seine Person, ist ihm genauso zuwider wie Convenience in der Küche. Nein, dass er überhaupt für den Titel nominiert wurde, war schon eine kleine Sensation, die sein inneres Gleichgewicht störte. Viele Gäste sprachen ihn daraufhin an, Fotografen rückten an und Journalisten, die nach Kochstil, Warenbeschaffung und Würztechnik fragten. „Meine Güte.“ Jetzt also herrscht wieder Alltag im Gasthof zur Eisenbahn in Ringenwalde.

Mit Kaffee und Kuchen bestochen

Seit 1995 steht Maik Fritsch hier am Herd – 18 Jahre, da haben die meisten seiner Kollegen schon ein gutes Dutzend Stationen hinter sich. Damals führten noch Helma und Kristian Holfeld das Gasthaus. Gemeinsam mit Fritsch hatten die beiden Berliner, alte Uckermärkerinnen zu Kaffee und Kuchen eingeladen und um Rezepte aus den Bauernküchen der Gegend gebeten. Sie hörten von Kloppschinken mit Suernudeln, Zanderfilet mit Fliederbeerensauce und Nudelbraten mit Krautknödel. Küchenchef Fritsch kochte die alten Gerichte nach, verfeinerte und verschlankte, wo sie ihm allzu barock erschienen.

Das Hamburger Food-Magazin lobte das Engagement für die regionale Küche, hauptstädtische Tageszeitungen schrieben positive Kritiken, die Welt im Gasthof war selbst dann noch in Ordnung, als die namensgebende Eisenbahn im Jahr 2007 ihren Dienst einstellte und sie blieb es auch, als sich die Holfelds zur Ruhe setzten. Ein Berliner Architekt kaufte das Anwesen, Maik Fritsch und seine Partnerin Antje Strathmann pachteten von ihm den Gasthof. „Ein Koch mit Ausdauer und eine Frau mit Träumen – diese Kombination macht aus dem alten Gasthof ein zeitgemäßes Restaurant“, schrieb die bekannte Berliner Gastrojournalistin Eva-Maria Hilkerin einem Bericht, dem sie die Überschrift „Entrümpelter Neustart“ gab. Was das Ambiente des Gasthofs angeht, trifft sie den Nagel auf dem Kopf.

Sie sind auf dem Boden geblieben

Die angestäubte Jäger-und-Sammler-Einrichtung machte hellen Farben und einen wohltuenden Purismus Platz – reduce tot he max. Kulinarisch blieb das Gasthaus eine verlässliche Adresse. Fritsch zelebriert wie eh und je eine Uckermarkküche, die keinen Zentimeter vom Boden abhebt und weder bleischwer auf dem Teller noch im Magen liegt, auch, wenn einige Gerichte nicht unbedingt was für Kalorienzähler sind. Geschmorte dicke Rippe, die der Küchenchef mit Thymianrahmsauce und Krautknödel serviert, geschmortes Rinderherz, das mit Mandelbrokoli und Kartoffel-Schmand-Mus auf die Teller kommt und Kadümzel von der Rinderzunge mit Kartoffelpüree – das ist gutbürgerliche Küche für günstiges Geld, mit Können und Fantasie zubereitet, eben das ganze Gegenteil von gekünstelt oder überkandidelt.

Manches an Maik Fritsch erinnert an Carmen Krüger – auch der Küchenchef steht, wie die Brandenburger Meisterköchin alleine am Herd, auch er stellt das Produkt in den Vordergrund, kocht genauso schnörkellos und würzt genauso selbstbewusst. Dazu der unverkrampfte Service von Antje Strathmann, der diplomierten Sozialpädagogin, das alles lohnt schon einen Ausflug. Also, auf nach Ringenwalde!

Gasthof zur Eisenbahn

Dorfstraße 6
17268 Temmen-Ringenwalde
www.gasthof-eisenbahn-ringenwalde.de

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