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Koelle Messerschleifer

2.025

Vor seinem Haus steht ein Volvo, an der Tür klebt ein Schild – Varning för Hunden – und zweimal im Jahr macht er Urlaub in Schweden. Jan Markus Koelle liebt das Mittsommerland, die wald- und wasserreiche Natur, die lauen Julinächte im Sommerhäuschen am See, das klare Licht und die Husmanskost, Elchkäse und Renschinken. Und so ist es auch kein Wunder, dass in seiner Werkstatt schwedische Maschinen stehen, ,,sauteuer, aber supergut“, doch dazu später.

Messerschleifer Jan Markus Koelle stammt aus Naumburg, der Saalestadt im südlichen Sachsen-Anhalt. Er lernte Koch in Karlsruhe, stand acht Jahre am Herd, dann meldete sich die Bandscheibe. Der 38-Jährige zog nach Berlin, arbeitete als Plakatmann bei Wall, fand schließlich eine Hausmeisterstelle im Schöneberger Kiez und einen freundlichen Hausbesitzer, der es Koelle gestattete, in seiner Ladenwohnung eine winzige Werkstatt einzurichten. Zudem gefiel ihm wohl Koelles Idee, hier eine Messer- und Scherenschleiferei zu eröffnen. ,,Vor dem Krieg war das schon mal eine gute Adresse“, doziert Jan Markus Koelle Kiezgeschichte, ,,Meister Wilhelm Teske betrieb in diesem Raum und im Zimmer dahinter, wo heute mein Wohnstube ist, eine Schuhmacherei.“ Teskes Spezialität waren die Reparatur von Eislaufstiefeln und das Schleifen von Schlittschuhen. ,,Da bin ich doch gar nicht so weit weg von“, grinst der Enddreißiger. Koelle las Bücher über Werkstoffkunde, belegte Schleifkurse und trainierte mit Messern vom Flohmarkt. ,,Natürlich kam mir dabei mein erlernter Beruf zu Gute.“ Als ihn die Ergebnisse zufrieden stellten, investierte er – siehe oben – in die Maschinen Made in Schweden: Tomek T-7 Water Cooled Sharpening System, Geräte zum Nassschleifen also, dazu Schleifstützen, Schleifschablonen, ,,das ganze Programm“. Am 29. Juni 2013 hängte er ein Schild ins Schaufenster – ,,Schleiferei Koelle. Schärfe aus Leidenschaft“ – und schloss den Laden auf.

Inzwischen hat sich Koelles Kunstfertigkeit herumgesprochen. ,,Scharf und schnell, einfach gut“, kommentiert Andreas Lochner, Nachbar von gegenüber, das Ergebnis der Schleifarbeit von Jan Markus Koelle. Den macht das Kollegenlob natürlich besonders stolz. Nur zu gut weiß er, das gerade in der Küche ohne scharfe Messer der stumpfe Dilettantismus regiert und empfiehlt den Kochprofis, ihre Messer mindestens einmal im Jahr nachschleifen zu lassen. ,,Bei normalem Hausgebrauch reicht es, das alle zwei Jahre machen zu lassen“, so Koelle. Neben Koch- und anderen Küchenmessern schleift er auch Angel-, Jagd- und Rasiermesser sowie alle Arten von Menümessern und Scheren. Selbst bei Jahrzehnte alten Erbstücken, meist schon stark ramponiert und eigentlich schrottreif, sagt er nicht nein. Das schätzen vor allem ältere Kunden. ,,War’s das?“
,,Nein, natürlich nicht!“ Koelle riecht die Chance der kostenlosen Werbung und zählt auf: ,,Äxte, Beile, Rasenmähermesser, Rosenscheren, mir können sie alles bringen, was wieder scharf werden soll.“ Und er vergisst auch nicht zu erwähnen, dass er auch Fahrzeugteile oder Türbeschläge poliert und Sensen dengelt. ,,Viele?“ Er zuckt mit den Schultern: „Wenige. Sensen sind aus der Mode, und die meisten Menschen halten dengeln für was Unanständiges.“

www.schleiferei-koelle.de

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