Herzenssache – Schokoladenherzen
Joachim Hunold hatte die Idee mit den Schokoladenherzen. Der gebürtige Düsseldorfer war nach dem Studium der Rechtswissenschaften in der Luftfahrt gelandet und als Marketing- und Vertriebsdirektor maßgeblich am Ausbau der LTU beteiligt. Im April 1991 gründete er die Air Berlin GmbH & Co. Luftverkehrs KG und beförderte im Jahr darauf mit zwei Boeing 737 bereits 400.000 Passagiere. 2005 war die Zahl auf sagenhafte 13,5 Millionen gestiegen, 2006 folgte der Börsengang. Hunold sah sich am Ziel seiner Träume. Doch der Low-Fare-Carrier kam ins Trudeln, musste unter die Fittiche der Golf-Airline Etihad schlüpfen und hat mit Stefan Pichler inzwischen den vierten Chef in nur wenigen Jahren. Der ist zum Mega-Sparen verurteilt, um nicht in noch wildere Turbulenzen zu geraten.Trotzdem hält der Manager am Herz von Air Berlin fest, an einem 20-Gramm-Schokoladenherz, mit dem sich lächelnde Stewardessen bei jedem Passagier dafür bedanken, dass er mit Air Berlin geflogen ist. Bisher kam dieses herzige Mitbringsel aus der Hauptstadt-Manufaktur Rausch – Hunold hatte das einst eingefädelt – nun liefert es ein Schweizer Großproduzent.
Interview mit Geschäftsführer Robert Rausch
Keine Schokoladenherzen mehr aus ihrem Hause, eigentlich schade um das schöne Mitbringsel, Herr Rausch.
Wenn Sie die Herzen mit dem Aufdruck ‚airberlin‘ meinen, stimmt das, aber wir haben die Produktion natürlich nicht eingestellt. In unserem Geschäft am Gendarmenmarkt bieten wir die Schokoladenherzen beispielsweise mit dem Aufdruck des Berliner Wappens an.
Aber das Geschäft mit Air Berlin ist definitiv beendet?
Ja, Ende März erfolgte die letzte Lieferung an Air Berlin, wobei der Begriff ‚Geschäft‘ vielleicht nicht ganz zutreffend ist.
Weshalb nicht?
Ich würde es eher Marketingkooperation nennen, weil nennenswerte Gewinne mit diesen Schokoladenherzen von Anfang an weder geplant waren noch realisiert wurden.
Seit wann bestand die Kooperation?
Seit 1997 haben wir jährlich rund 13 Millionen der schokoladigen Mitbringsel an Air Berlin und an die dba geliefert, deren Geschäftsanteile dann im Jahr 2006 zu 100 Prozent von Air Berlin übernommen wurden.
Die Fluggesellschaft verzichtet nun aber nicht auf die Schokoladenherzen, die jeder Passagier nach der Landung beim Verlassen der Maschine erhält, sondern kauft sie bei einem Wettbewerber.
Ja, bei Lindt & Sprüngli in der Schweiz.
Wegen des niedrigeren Preises?
Ich vermute mal, dass hinter der Entscheidung die Möglichkeit der Einsparung von ein paar Cent pro Herz steckt.
Hätten Sie nicht auch ein für Air Berlin kostengünstigeres Angebot machen können?
Schauen Sie, wir haben diese Schokoladenherzen von Anfang an in einer Qualität gefertigt, die für alle Produkte aus unserem Haus gilt. Die herzigen Give aways beispielsweise enthielten 35 Prozent Edelkakao aus Papua-Neuguinea, auf geschmacksverstärkende Zuschlagstoffe verzichten wir ohnehin, außerdem wurden die Herzen manufakturell hergestellt. Natürlich hätten wir Kompromisse machen können, etwa durch die Verwendung von weit preisgünstigerem Konsumkakao, aber das wäre – ich formuliere es mal ein bisschen dramatisch – Verrat an unserer Philosophie gewesen.
Die lautet?
Wir wollen die beste pure Schokolade der Welt herstellen!
Und dafür nehmen Sie auch mal einen solchen Verlust in Kauf?
Air Berlin und Schokolade aus der Hauptstadt – das war mit Sicherheit eine gute Fügung, keine Frage. Deshalb bedauern wir es auch, dass sich die Airline Anfang des Jahres gegen unser hochwertiges Produkt entschieden hat. Ein wirtschaftliches Problem ist uns damit jedoch, wie gesagt, nicht entstanden.
Vielen Dank für das Gespräch.