„Für einen ausgiebigen Einkaufsbummel ist Lucca wie geschaffen“
Das wird uns gesagt bei der örtlichen Gästeinformation und verweist darauf, dass die Stadt und ihre vielen alten Geschäfte und kleinen Boutiquen nicht von Touristenströmen überschwemmt seien. Hinzu käme eine weitestgehend autofreie City. Tatsächlich ist Lucca eine auffallend ruhige Stadt, verglichen etwa mit Pisa oder gar Florenz.
Also, machen wir uns auf den Weg. Viele Reiseführer empfehlen den Besuch des Mercato del Carmine in der Via Mordini, der historischen Luccheser Markthalle. Von einem Place to be ist da die Rede, von einem atmosphärischen Ort, vom Händlerleben hinter alten Mauern mit pittoreskem Charme. Also dann.
Das Ergebnis ist ernüchternd, und als Fazit bleibt: Entweder waren die Autoren dieser Lucca-Guides nie hier oder ihre Offerte stammt noch aus dem vorigen Jahrhundert und wurde bei keiner Neuauflage überprüft. Wie auch immer – die Markthalle bietet einen traurigen Anblick. Pier-Luigi Pellicciotti, der letzte Händler zwischen den Säulen und Rundbögen, kennt die Fakten: „Als mein Vater 1962 das Geschäft hier eröffnete, gab es noch 120 Händler in der Halle. Als ich es 1985 übernahm, waren es noch 80, doch mit den Jahren verschwanden auch die. Nur ich bin geblieben und hoffe auf bessere Zeiten.“
Ein Schild kündigt die Reparatur des Daches an, beschlossen am 11.April 2014. „Vielleicht geschieht ein Wunder“, sagt Pellicciotti zum Abschied. Wir gehen weiter zur Via Fillungo, einer kilometerlangen Einkaufsstraße, in der sich Geschäft an Geschäft reiht.