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Fuhrmanns Früchtekorb – Rosenkohl

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Der Rosenkohl

Die im Berliner Ullstein-Verlag erscheinende Vossische Zeitung veröffentlichte in den 1920er Jahren regelmäßig, was ihre berühmtesten Autoren besonders anzog und was sie ablehnten. So erfuhren die Leser des Blattes beispielsweise am 1. Januar 1928 unter der Überschrift „Kurt Tucholsky liebt – haßt“, dass der Schriftsteller und Publizist (1890-1935) schön gespitzte Bleistifte liebte und das Militär hasste. Außerdem Menschen, die in der Bahn die Zeitung mitlesen und – Rosenkohl. Den Grund für die Abneigung ausgerechnet gegenüber diesem Gemüse behielt der Dichter allerdings für sich.
So ist das eben mit dem Rosenkohl – entweder man mag ihn oder man mag ihn nicht.

Herzhaft-würzig und gesund

Ich zähle mich übrigens zur ersten Kategorie, schätze sowohl den herzhaft-würzigen Geschmack als auch den hohen gesundheitlichen Wert des Bonsai-Kohls. Seine kleinen Röschen enthalten viele Mineralstoffe, Carotinoide, darunter das Provitamin A, sowie B-Vitamine und Vitamin C. Bereits 100 Gramm Rosenkohl decken den Tagesbedarf eines Erwachsenen an Vitamin C, das ist einmalig in der Gemüsewelt.

Zu langes Kochen zerstört allerdings viele der wertvollen Inhaltsstoffe, zudem wird der Kohl wässrig und bitter. Besser ist deshalb, die Köpfe zu blanchieren und dann im Backofen zu gratinieren oder als Pfannengemüse kurz zu braten oder zu schmoren. Bei der englischen Kochbuchautorin Nigella Lawson habe ich ein Rezept gefunden, das mir besonders gefällt: Rosenkohl auf italienisch. Dafür werden die geputzten und halbierten Röschen mit Rosinen und Zitronenabrieb auf einem Blech bei rund 220 Grad im Ofen gebacken. Danach wird das Gemüse mit Salz und Pfeffer gewürzt, Parmesan oder Pecorino darüber gerieben und mit etwas Zitronensaft abgeschmeckt. So passt der Rosenkohl hervorragend etwa zu Ente, Lamm oder Wild.

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Die Belgier kamen übrigens zuerst auf den Geschmack. Seit 1785 jedenfalls ist der Anbau der jüngsten aller Kohlarten rund um Brüssel schriftlich verbürgt – daher auch der Name Choux de Bruxelles, Brüsseler Kohl. Anfang des Jahrhunderts begann er seinen Siegeszug durch ganz Europa, sogar in Amerika fand er schnell Verbreitung. Von dort stammt auch die neuste züchterische Errungenschaft, eine hübsch anzusehende Kreuzung aus Grün- und Rosenkohl namens „Kalette“. In Deutschland wird das Hybridgemüse als „Flower Sprouts“ angeboten.

Das passende Buch zum Thema und für Menschen, die Grünkohl und Co. nicht nur als Bestandteil deftiger Hausmannskost servieren wollen. Hildegard Möller, Ökotrophologin mit langjähriger Erfahrung als Küchenchefin aus Münster, präsentiert das Trendgemüse von einer neuen Seite: als Rotkohl-Tsatsiki zu Ofen-Süßkartoffeln zum Beispiel, als Grünkohl-Quiche oder Rosenkohl-Frittata. Insgesamt gibt es 85 kreative, aber leicht nachzukochende vegetarische Rezepte, für 23 davon hat die Autorin auch eine Fleisch- oder Fisch-Variante parat.

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