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Beste Torten – Martins Place

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Wer steckt hinter Martins Place?

Sein Name: Joseph Martin, Beruf: Konditor. Martin, geboren 1954 in Tel Aviv, aufgewachsen in Haifa, absolvierte eine Hotelmanagementausbildung, dann zog es ihn zur Patisserie und zu Hans Bertele Der Chefkonditor des Hilton Tel Aviv, ein gebürtiger Schwabe mit israelischer Staatsbürgerschaft, gilt als Küchen-Guru im Land, als Meister echter Backkultur.

„Torten sind Inszenierungen“, pflegte der legendäre Franz Sacher zu sagen. Und von Hans Bertele stammt der Satz: „Ästhetik und Geschmack müssen eine Einheit bilden.“ Joseph Martin lernte, was es zu lernen gab, wurde selbst Chefkonditor, zog weiter nach München, Wien und Paris, absolvierte dort die berühmte Lenôtra-Schule und kam schließlich nach Berlin. Restaurant Gabriele, Kuchenmanufaktur Koriat, dann, 2012, die Selbstständigkeit: Martins Place. A place to be, vorausgesetzt man mag Tartes und Torten.

Joseph Martins Tortenwerkstatt befindet sich in der Neuköllner Pannierstraße zwischen Sonnenallee und Maybachufer. Ein winziger Laden, drei Tische, sechs Stühle, ein paar konditorische Antiquitäten, Blumen. Nebenan die Backstube, oder sollten wir besser Atelier sagen? Das opulente süße Sortiment ist in einer Vitrine aufgereiht: Datteltorte mit Marzipan, Schoko-Chili-Torte, Omas Apfeltorte und natürlich Ludwig-Torte, ein Bestseller der Manufaktur.

Dazu diverse Cookies und ein erstklassiger Kaffee – Martins Place ist eine wirklich gute Adresse und eine gastfreundliche dazu. Erstaunlich, dass dieses Manufaktur-Café im 2014 erschienen FEINSCHMECKER-Guide „Die besten Cafés und Röstereien in Deutschland“ nicht erwähnt wird, zumal Berlin darin immerhin 21 mal vertreten ist.

„Vielleicht haben sie uns nicht gefunden“, sagt Iris Martin, die Frau an der Seite des Konditormeisters. Fotografiert werden möchte sie nicht, Joseph sei der Meister, er sei es, der feine Zutaten in süße Kunstwerke verwandele, sie agiere nur im Hintergrund. Immerhin hatte Iris Martin wohl auch einen nicht unerheblichen Anteil daran, dass die Familie vor fast zehn Jahren nach Berlin kam. „Alle meine Vorfahren stammen aus dieser Stadt“, erzählt sie, „mein Vater betrieb in der Strelitzer Straße eine Pelz- und Ledermanufaktur, die zehn Generationen in Familienbesitz war.“

Während die 56-Jährige mit ihrem warmen hebräischen Akzent über ihre Eltern, die Kindheit in Haifa und die Entdeckung der eigenen Wurzeln in Berlin erzählt, bringt Sohn Edi neue Torten für die Vitrine: Granatapfel, ein bisschen auch Erinnerung an die Heimat, Tour de Miel, eine mit Honig gesüßte Torte und Orientalische Orange. Kurzer Kommentar einer Kundin zu diesem äußerlich recht schlichten Biskuit-Backwerk: „Amazing“. Wir probieren, die Geschmacksknospen schweben tatsächlich auf Wolke sieben. Kein Wunder, dass Kunden selbst aus Spandau, Charlottenburg und Zehlendorf allein wegen dieser Kreation nach Neukölln kommen.

Deshalb auch unsere Empfehlung: Sollte Ihnen beim Anblick des Farbenspiels cremiger Sahne- und Fruchttorten in Joseph Martins Kühltheke die Entscheidung schwer fallen, fragen Sie nach dem Orientalischen Orangenkuchen.
„Seit je her stehen wir Konditoren für edle Zutaten, handwerkliches Geschick, für Freude am Innovativen und für beste Qualität“, sagt Joseph Martin nicht ganz ohne Stolz. Ein bisschen Kunst ist mit Sicherheit auch dabei, finden wir. Bereits 1774 notierte ein gewisser Peter Nathan Stengel in seiner Abhandlung „Handwerk und Künste“: „ … der Conditor gehört in aller Absicht zu den Künsten.“ Martin lächelt milde: „Das Wichtigste – es muss den Leuten schmecken.“ Bei Meister Martin ist das keine Frage, wie die sonntägliche Schlange vor seinem kleinen Laden beweist.

Dann agiert die ganze Familie hinter dem Tresen, und Joseph Martins zweites Talent kommt voll zur Geltung. Der Mann ist ein Sprachgenie, jongliert mühelos zwischen Deutsch, Englisch, Französisch, Hebräisch und – wenn nötig – auch Arabisch. „Das ist zwar nicht perfekt, aber um sich zu verständigen, reicht es.“

„Wieviele verschiedene Torten haben Sie eigentlich im Programm?“

Die typische Journalistenfrage. „Rund vierzig Rezepte“, sagt Martin, „aber es gibt eine Menge Abwandlungen in den Zutaten, Mengen und Dekors, die dann zu neuen Varianten führen.“ Dabei hat er nicht mal die Pièces Montées, die Etagentorten, eingerechnet, die nur auf Bestellung gefertigt werden oder die Pastillage-Kunstwerke, Skulpturen aus einer Puderzucker-Wasser-Gelantine-Stärke-Mischung, die zum Verzehr zwar nicht geeignet sind, dafür als Dekoration festlicher Buffets viel Eindruck machen.

Martins Place

Pannierstraße 29
12047 Berlin-Neukölln
Tel.030-28 87 91 79
http://www.martinsplace.de/

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