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Schwammerl – Genuss in Neukölln

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„Mein Lokal – Dein Lokal“ heißt ein Kabel-1-Fernsehformat, bei dem Gastronomen um die Wette gastronomisieren. Je nach Grad des Vorhandenseins von Küchenwissen und dementsprechenden Urteilsvermögen bewerten sie sich mehr oder weniger realistisch gegenseitig. Wer am Ende die meisten Punkte bekommen hat, gewinnt das Preisgeld von 3.000 Euro und alle spekulieren natürlich auf ein bisschen Werbung für den eigenen Laden.

Fabian Zweimüller, Inhaber und Küchenchef.

In der Sendung am 16. Januar 2017 traten die bescheidene Seiteneinsteigerin Cathleen Potter, eigentlich Wirtschaftsgeografin von Beruf (Lesendro, Berlin-Prenzlauer Berg), der freundliche Iraner Soroush Efati (Olivengarten, Berlin-Wilmersdorf), der ebenso selbstverliebte wie kenntnisfreie Geschäftsführer Alex, dessen Nachname im Dunkel der Sendung blieb (Bison, Berlin-Charlottenburg) und die beiden Profiköche Lisa Meyer (Rosa Lisbert, Berlin-Moabit) und Fabian Zweimüller (Schwammerl, Berlin-Neukölln) gegeneinander an. Uns gefielen die sympathische Art des Schwammerl-Chefs, sein bescheidenes Auftreten und die Fairness bei der Beurteilung der Konkurrenz. Gute Gründe, sich das Schwammerl im Weichselstraßen-Kiez einmal genauer anzusehen. Rein äußerlich wirkt das Restaurant mit dem altväterlichen Namen, der in noch altväterlicheren Fraktur-Lettern über Tür und Fenster prangt, wie aus der Zeit gefallen.

Roy Braning war von Anfang an mit beim Schwammerl dabei

Oder ist genau das etwa schon wieder cool? Fabian Zweimüller grinst vielsagend: „Kann sein.“ Normalerweise hätte der 28-Jährige seinen Laden auch „Fabian und Friends“ nennen können – soviel Unterstützung bekam er von Freunden bei der Umgestaltung der leerstehenden Büroräume, dem Einbau der Küche, der Einrichtung des Gastraumes. „Jakob Diezinger, ein Designer aus meiner Heimat, hat hier nächtelang durchgearbeitet“, erzählt er.

Roy Branig, Restaurantleiter: „Frische Blumen machen gute Laune.“

Im Oktober 2015 eröffnete er das Schwammerl. Mit im Boot von Anfang an: Roy Branig, gelernter Hotelfachmann, auch einer aus Zweimüllers Bavaria-Connection. Er ist für die Drinks, die kleine Offerte offener Weine, das süffige Hefeweizen aus dem niederbayerischen Tittlingen und das Augustiner vom Hahn zuständig. Und natürlich dafür, dass sich die Gäste wohlfühlen, inklusive frischer Blumen auf den Tischen und freundlicher Gespräche bei Bedarf.

Und die Küche? Sie liefert Bodenständiges. Motto: Tradition trotzt Trendfood. Fabian Zweimüller gibt hier nicht den schöpfungswütigen Cuisinier, sondern kocht eine zwar unspektakuläre, aber grundehrliche Karte. Himmlisch das Backhendl mit tadellosem Spargel-Kartoffelsalat. Fast schon ein Muss ist der Hausklassiker – das Brauhausschnitzel, natürlich vom Kalb und mit Kartoffelsalat. Dazu eine kleine Vegi-Offerte – das alles schmeckt nach Heimat und nach mehr – wenn die Portionen etwas weniger reichlich wären.

Im Schwammerl lässt es sich gemütlich schlemmen

Entstanden ist ein gemütliches Stüberl mit viel hellem Holz, einer blickfangenden Wandbemalung und einem blanken Messingtresen, schlicht und schön und kein bisschen überkandidelt. Der Charme des Schwammerl erschließt sich jedoch nicht nur durch das Ambiente. Es ist vielmehr die starke Individualität, die das kleine Kiezrestaurant auszeichnet. Sie drückt sich im herzlichen und unkomplizierten Service des 28-jährigen Restaurantleiters Roy Branig ebenso aus wie in der beherzten Art der Küche von Fabian Zweimüller.

Hier ist kein Wichtigtuer am Werk, sondern ein Richtigtuer, der mit einem unbeschwerten Kochstil aufwartet, der einfach nur Freude macht. Zweimüller kam in Ingolstadt zur Welt – Vater Österreicher, Mutter Australierin – deshalb die Staatsbürgerschaft der Alpenrepublik. Er wollte Tontechniker werden und schrieb sich an der Berliner Beuth-Hochschule ein – Fachrichtung Elektronik und Kommunikationssysteme. Nach vier Semestern warf er das Handtuch – „irgendwie passte es nicht“ – und entschied, sein Hobby zum Beruf zu machen. Der Kochlehre im Adlon bei Hendrik Otto folgten das Brechts am Schiffbauerdamm, die Neuköllner Beuster-Bar und schließlich die Entscheidung, sich selbstständig zu machen.

Fabian Zweimüllers gut gefüllte Teller wirken ziemlich konträr zum immer aufgeregterem kulinarischen Zeitgeist. Das Brauhausschnitzel – in süßem Senf mariniertes und mit Beznbröseln paniertes Kalbfleisch – wird mit einem schon kanonischen Kartoffelsalat serviert, dem ein feines Kürbiskernöl seinen Kick gibt.

Die vegetarische Schwammerlofferte wird angeführt von Kaspressknödeln, dazu ein leichtes Karotten-Ingwer-Püree und lediglich mit Olivenöl und Salz angemachter Feldsalat.

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Schwammerl

Weichselstraße 55
12045 Berlin
Telefon: 030 – 54612458
www.schwammerl-berlin.de

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