Restaurant Chez Belmondo
Heinz Horrmann´s Lieblingsfranzose
Vor einiger Zeit vertraute Heinz Horrmann, bestgekleideter, höchstdekorierter und weitestgereister Hotel- und Restauranttester der Republik, dem Bielefelder Hochglanzmagazin A LA CARTE seine Berliner Lieblingsrestaurants an: 13 kulinarische Orte in Charlottenburg, Wilmersdorf, Kreuzberg, Tiergarten und Mitte – und alle waren gespannt, wo der Maestro so zu dinieren pflegt. O.K., das Adlon Esszimmer durfte man erwarten („der dritte Stern ist längst überfällig“), das Borchardt sicher auch („das Restaurant, das nie Pause macht“), den India Club („schlichtweg grandios“) nicht unbedingt. Der Beef Grill Club am Gendarmenmarkt („absolut empfehlenswert“) und das Chez Belmondo in der Knesebeckstraße („eine Küche…vergleichbar mit Ducasse und Robuchon“) überraschten die Gemeinde dann total.
Nix Tim Raue übrigens, nix Nobelhart & Schmutzig, nix Ernst, Horváth, Facil oder Rutz und auch nix aus dem von Horrmanns Kollegen allweil bejubelten The-Duc-Ngo-Gastro-Imperium, aber das nur am Rande. Ein Berliner Franzose auf einer Stufe mit Ducasse und Robuchon also, das macht natürlich neugierig, auch wenn wir es – im Gegensatz zu Heinz Horrmann – nicht wirklich beurteilen können.
O.K., in London waren wir vor gut zehn Jahren mal ins L‘Atelier de Joël Robuchon im Convent Garden eingeladen und in Monaco haben wir auch mal ein Blick in Alain Ducasses Le Louis XV im Hotel de Paris geworfen, aber das zählt ja nicht. Also dann, Chez Belmondo, Knesebeckstraße, nicht weit weg vom Renaissancetheater, eine gute Gegend, wie man so sagt.
Wir nehmen am Place Jean-Paul Belmondo gleich neben dem Tresen Platz und verschaffen uns einen ersten Eindruck – was gar nicht so einfach ist angesichts der vielen Devotionalien. Bébel hier, Bébel da, Bébel überall – als Kommissar Tellier, Spezialagent Beaumont, Pfarrer, Fabrikarbeiter, Lastwagenfahrer. Schade eigentich – als er 1998 nach Berlin kam, um die Goldene Kamera entgegenzunehmen, war das Restaurant noch eine Wäscherei… Die Promidichte scheint groß zu sein im Chez Belmondo.
Alain, der umtriebige Gastgeber, nennt wichtige Namen und bittet um Diskretion. Natürlich halten wir uns daran, auch weil wir nicht in Restaurants gehen, um Politik- oder Showbiz-Größen zu sehen. Nein, wir kommen, um zu essen und auf ein, zwei Gläschen Wein. Heinz Horrmann bejubelte die „prächtige Tischwäsche und die zu kleinen Kunstwerken geformten Stoffservietten.“ Wir wollen solche Petitessen zwar nicht schmähen, aber wichtiger ist uns schon, was auf die Teller und in die Gläser kommt.
Und das ist im Chez Belmondo tatsächlich aller Ehren wert (ob nun michelinsternverdächtig, wie unser berühmter Kollege meint, das vermögen wir nicht zu sagen). Sowohl die Vorspeisen – Avocadosalat mit gebratenen Riesengarnelen und Krustentiersauce sowie Wolfsbarschtatar mit Äpfeln, Tomaten und Koriander als auch das Hauptgericht – geschmorte Kalbsbäckchen mit Rahmwirsing und Kartoffel-Möhren-Püree – boten jene Art von mühelosem Genuss, der sich einstellt, wenn es auf den Tellern irgendwie stimmig zugeht.
Das gilt gleichermaßen für die Bouillabaisse marseillaise, dem die Chez-Belmondo-Küchencrew dermaßen aromatische Power verpasst, dass sie durchaus mit einigen der wuchtigen Roten von der Weinkarte mithalten kann. Wir bleiben trotzdem lieber beim Petit Chablis, den uns Emmanuel, der umsichtige Weinkellner, empfohlen hat und genießen die trotz des einsetzenden Stammgästeansturms gemütserhellende Atmosphäre des Charlottenburger Restaurants. Danke für den Tipp, Heinz Horrmann.
CHEZ BELMONDO
Knesebeckstraße 93
10623 Berlin-Charlottenburg
Tel. 030 – 36 28 72 61
www.belmondo-berlin.de