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Ad multos annos – Dieter Großklaus zum 90. Geburtstag

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Ein Symposium ist in des Wortes ursprünglicher Bedeutung ein Trinkgelage – aber das hatte die Kaiserin Friedrich-Stiftung für das Ärztliche Fortbildungswesen natürlich nicht im Sinn als sie am 3. März 2020 zu einem Symposium einlud. Anlass der Wissenschaftler-Versammlung: der 90. Geburtstag von Dieter Großklaus, Prof. Dr. med. vet. Dr. h. c. mult., Tierarzt, Lehrer, Forscher, ein anerkanntes Mitglied der Berliner Scientific Community – 1985 bis 1994 Präsident des damaligen Bundesgesundheitsamtes, 1981 bis 1997 Präsident der Weltvereinigung der Lebensmittelhygieniker, 1987 bis 1993 Präsident des Wissenschaftlichen Komitees der EU für Verbraucherschutz, dreifacher Ehrendoktor, Träger hoher nationaler und internationaler Auszeichnungen und noch heute Mitglied in 22 internationalen Vereinigungen.

Viele Festredner würdigten die Lebensleistung des Jubilars: Prof. Rita Süssmuth, frühere Bundesgesundheitsministerin und Bundestagspräsidentin; Prof. Axel Ekkernkamp, Geschäftsführer und Ärztlicher Direktor des Unfallkrankenhauses Berlin; Prof. Volker Hesse, Präsident der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. Eberhard Diepgen, Berlins Regierender Bürgermeister von 1984 bis 1989 und von 1991 bis 2001, erinnerte schließlich auch an die Verdienste von Dieter Großklaus um die kulinarische Entwicklung der Stadt.

Zu einer Zeit, in der die sprachliche Verknüpfung von Berlin und guter Küche als Paradoxon galt und der Gaumenführer Gault Millau die „Übersichtlichkeit der Berliner Edelgastronomie“ belächelte, leitete der genussfreudige Professor als Juryvorsitzender das Projekt „Berliner Meisterköche“. An dieser Stelle ein Wort in eigener Sache: Auch die GarconRedaktion verdankt dem kompetenten Kulinariker Dieter Großklaus viele wertvolle Gespräche, interessante Interviews und so manchen guten Tipp – eine Unterstützung, die nicht vergessen ist. Aber das nur am Rande.

Letzter Redner des Symposiums war dann ein Mann, der nicht auf der Laudatorenliste stand, aber viel zu sagen hatte und dessen Geschichte aus der Wendezeit mehr über den Menschen Dieter Großklaus erzählt als es manches blumige Lob vermag.

Volker Thurm, promovierter Mikrobiologe und heute 78, arbeitete 1989 im Institut für experimentelle Epidemiologie in Wernigerode, DDR. Wie soll es weitergehen?, fragten sich die Mitarbeiter nach der Wende besorgt. Weil niemand die Frage beantworten konnte, nahm Thurm die Sache in die Hand, reiste nach Berlin, fragte sich zum Bundesgesundheitsamt durch und stand dann im Arbeitszimmer von Professor Großklaus. Der lud ihn zu sich nach Hause ein, hörte zu und wies Wege. Das Institut kam 1990 zum Bundesgesundheitsamt und ist heute eine Außenstelle des Robert-Koch-Instituts. 90 Mitarbeiter wurden übernommen. „Keine Ossis mit Defiziten, wie damals manche meinten“, so Dieter Großklaus, „sondern bestens ausgebildete, engagierte Leute.“

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