Taco Tales – Rezeptgeschichten aus Mexico
Zwei Frauen, ein Buch
Taco Tales lautet der Titel eines Kochbuchs mit Rezepten und Rezeptgeschichten zur mexikanischen Küche. Das lesens- und ansehenswerte Werk stammt von Anne Wenkel und Ivette Pérez de Wenkel, mit denen wir in Berlin gesprochen haben.
Fachfrau für mexikanische Küche
Ivette, 50, stammt aus Mexico City und wuchs in einer Medizinerfamilie auf. Sie studierte an der Universidad Ibero Americana von Tijuana Medienwissenschaften. Ivette arbeitete beim Fernsehen, in der Werbung und sechs Jahre lang für die mexikanische Botschaft in London. Dort lernte sie Lars Wenkel kennen. Der ist Architekt aus Berlin und Annes Bruder. Nach der Übersiedlung in die deutsche Hauptstadt im Jahr 2010 heiraten die beiden. Ivette gründet die Taco-Tales-Unternehmung, bietet Caterings an, und veranstaltet Kochevents. In kulinarischen Kursen vermittelt sie Wissenswertes über Zutaten und Zubereitungen einer Küche, in der sich indigene und spanische Aromen vereinen. Von der UNESCO wurde diese traditionelle mexikanische Küche sogar ins immaterielle Weltkulturerbe aufgenommen.
Illustratorin mit interkulturellem Hintergrund
Anne Wenkel, Jahrgang 1983, ist Berlinerin. An der Hochschule für Technik und Wirtschaft ihrer Heimatstadt studierte sie Kommunikationsdesign. Für ihre Diplomarbeit reiste sie kreuz und quer durch Westafrika und gestaltete ein afrikanisches Märchenbuch. Nach erfolgreichem Abschluss entschied sie sich, fortan als Illustratorin zu arbeiten. Weil Kunst und Kulinarik Schwestern sind, lag die Idee eines gemeinsamen Kochbuches der beiden Schwägerinnen auf der Hand.
Persönliches Andenken und Liebeserklärung
„Das Buch ist ein persönliches Andenken an meine Heimat Mexiko mit Rezepten, die in meiner Familie von Generation zu Generation überliefert wurden, und es ist gleichermaßen an meine deutsche Familie adressiert, der ich mit ‚Taco Tales‘ erklären wollte, wer ich bin, woher ich komme, was mir meine Heimat bedeutet“, so Ivette Pérez de Wenkel.
Und Anne Wenkel fügt hinzu: „Für mich war es sowohl ein spannendes Projekt als auch eine Liebeserklärung an Mexiko, seine Menschen und deren kulinarische Gebräuche.“
Variantenreiche Küche
„Die mexikanische Küche ist wie ein Labyrinth“, schreibt die berühmte Küchenchefin, Kulinarik-Dozentin und TV-Köchin Margarita Carrillo Arront. Und tatsächlich gibt es Gerichte wie Tacos und Tamales in schier unzähligen Variationen. Tortillas, seit Urzeiten Aushängeschild der mexikanischen Küche, werden auf hunderte verschiedene Arten verwendet. Genauso vielfältig wie die bekannten Fladenbrote sind Chilis. Sie gibt es ebenfalls in mehr als 60 Sorten. Sie sind das Lieblingsgewürz der Mexikaner und die vielleicht berühmteste Zutat in den Küchen zwischen Baja California Norte und Chiapas im Süden. Diese sorgen nicht nur für Schärfe, sondern vor allem für Aroma in den diversen Gerichten.
Suche nach Identität
„Seit einigen Jahren entwickelt sich wieder verstärkt ein Gefühl dafür, zu unserem Erbe und unserer Vergangenheit zurückzuschauen und in einem Land, in dem sich die Menschen verletzt und verloren fühlen, unsere Traditionen zu bewahren. Wir sind auf der Suche nach uns selbst, nach ein wenig Frieden und Kraft in unserer Identität als Mexikaner“. So schreibt Ivette Pérez de Wenkel am Ende ihres Kapitels über den „Dia de Muertos“, den Tag der Toten. Er wird in ihrer Heimat alljährlich am zweiten November gefeiert, eine prähispanische Tradition zu Ehren der Verstorbenen. Starke Worte einer beeindruckenden Frau.
Es ist wie es isst
Gleichzeitig punktet Taco Tales mit den farbenfrohen Paper-Cuts von Anne Wenkel und den atmosphärischen Reportagefotos von Andreas Kannengießer. Dabei bebildern die beiden Künstler nicht einfach Rezept- und Kommentartexte, sondern heben sie in eine neue emotionale Situation. Mexiko, wie es ist und isst – appetitanregend, bunt und fröhlich und immer auch ein bisschen melancholisch. Schlussendlich ist der Band auch Geschichtsbuch und Reiseführer. So könnte man sich für ferne Nach-Corona-Zeiten die Tour über die Halbinsel Baja California im Norden Mexikos vormerken.
Übrigens: 2019 wurde Taco Tales mit dem Gourmand World Cookbook Award geehrt!
Erinnerungen an die Kindheit
Es gibt rezeptreichere mexikanische Kochbücher als Taco Tales – etwa den 700-Seiten-Mexiko-Wälzer von Edel Germany. Eins allerdings bieten sie alle nicht: Storytelling. Es sind die persönlichen Geschichten von Ivette Pérez de Wenkel, die diesem Buch eine besondere Würze geben. Wie die Prise Salz dem Tortillateig. So berichtet sie beispielsweise über ihre Kindheitserinnerungen an den Straßenmarkt von Villa Coapa in der Megametropole Mexico City. Das ist übrigens noch heute ein perfekter Ort, um wirklich traditionelles mexikanisches Essen zu finden. Und auch ihre Guacamole-Geheimnisse gibt sie preis. „Eine meiner Lieblingsspeisen“, verrät Ivette Pérez de Wenkel, „die mir immer ein Gefühl von Heimat, aber auch von Kraft und Halt gibt.“
Taco Tales
Rezeptgeschichten aus Mexico
Illustratorin: Anne Wenkel
Autorin: Ivette Perez de Wenkel
176 Seiten in Farbe
Für 6,00 € unter anderem im Jaja Verlag
ISBN 978-3-946642-44-2