Pikilia – griechische Delikatessen

Kleine Kostbarkeiten aus dem Schöneberger Kiez

Thomas Platt hat, wenn es ums Kulinarische geht, meistens Recht. In diesem Fall ganz besonders. Das heißt, mir fällt nicht mal das winzigste „ja, aber“ ein. Platt schrieb im tip (Nr. 12/2009) über gastronomische Vorlieben, Abneigungen und gute Adressen. Wer den feinschmeckenden und kenntnisreichen Mann aus dem Badischen kennt, weiß auch, dass Lobhudelei nicht seine Sache ist.

Um so schwerer wiegt wohl solche Einschätzung: „Die vertrauenswürdigste Vertreterin ihres Landes bleibt für mich das Spezialitätengeschäft Pikilia in der Goltzstraße, nicht allein wegen des besten Olivenöls (Elia aus Kalamanta), das ich bislang in der Stadt gefunden habe: griechische Vorspeisenplatte nebst Frappé auf einem Stühlchen auf dem Trottoir – und der Tag ist gemacht.“

Sicher hat Platts Superlativ, was das kleine griechische Delikatessengeschäft in Schöneberg angeht, auch damit zu tun, dass er gleich um die Ecke wohnt. Und sicher auch mit dem attischen Charme der Betreiberin Maria Kanellopoulou.

Die 34jährige, deren Eltern 1968 als Gastarbeiter nach Deutschland kamen, wuchs in Nordrhein-Westfalen auf, studierte in Berlin Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Marketing und machte sich 2006 mit ihrem kleinen Laden in der Goltzstraße selbständig.

Der Standort im Schöneberger Kiez war gut gewählt – nebenan verkauft die Apfelgalerie regionale Produkte, gegenüber bietet das Diodata Wiener Kaffeehausspezialitäten an, es gibt eine Kochschule, ein Schokoladengeschäft eine Weinhandlung und der Winterfeldtplatz mit seinem bekannten Samstagsmarkt ist auch nicht weit.

Wir sitzen unter hohen Robinien, Maria Kanellopoulou serviert Frappé, das aus griechischem Nescafé, Eiswasser und Zucker bereitete Sommergetränk, und zeigt Bilder von ihrem Vater Alekos Kanellopoulos, der im Heimatort der Familie auf dem Peloponnes, der südgriechischen Halbinsel, die Kalamanta-Olive erntet. Das daraus vor Ort kalt gepresste sortenreine Öl hat nur 0,3 Prozent Säure, riecht sanft nach frischem Gras, schmeichelt dem Gaumen mit mildem Bitterton und hinterlässt im Abgang ganz kurz seine pfeffrige Schärfe. Ich habe probiert und Thomas Platts Jubel verstanden.

Ebenfalls aus der Heimat ihrer Eltern stammen drei Senfsorten, fein mit Kräutern aromatisiert. Honigfreaks finden Orangenblüten-, Tannen- und Traubenhonig ebenso wie den berühmten kretischen Thymianhonig, dessen würziger Geschmack ihn nicht nur zum Süßen, sondern auch zum Kochen prädestiniert. Gewürze, Kräuter, Tapenaden, griechisches Bier und griechisches Mineralwasser sind ebenso im Angebot wie der unschlagbare Total-Joghurt. Dass griechischer Käse immer nur Feta ist, wiederlegt die Kühltheke ebenfalls.

Maria Kanellopoulou zählt ihre Käsesorten auf, bringt Kostproben und serviert einen zweiten Frappé. Kunden kommen, kaufen griechische Naturkosmetik, Olivenölkännchen und Diktomos, den legendären Kräutertee. Eine Dame bestellt, wir trauen unseren Ohren kaum, einem Präsentkorb. Das klassische 1970er-Jahre-Geschenk Marke „varatio delectat“ kommt im Pikilia offenbar wieder zu Ehren.

Ein junger Mann hat sein Geschenk, inklusive Glückwunschkarte schon mitgebracht. Er bittet nur um eine Übersetzung: „Können Sie mir ‚Alles Gute zur Hochzeit‘ aufschreiben?“ Maria kann. Und dabei lächelt sie so, dass nicht nur Thomas Platt schwach wird.

Pikilia

Goltzstraße 5
10781 Berlin-Schönebert
Tel. 030 – 43 20 04 26

www.pikilia.eu

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