Viva Gorgonzola

Käsekampagne startet in Berlin

Eins muss man den Münchnern lassen: wie man Veranstaltungen – pardon – Events organisiert, davon verstehen sie was. Die Agentur Kafka Kommunikation aus der Isarstadt beispielsweise startete im Auftrag des Consorzio per la tutela del formaggio gorgonzola, des Konsortiums zum Schutz des Gorgonzolas in Berlin eine Käsekampagne, die etlichen hauptstädtischen PR-Managern – wären sie dabei gewesen – die Neidblässe ins Gesicht getriebene hätte.

Also, man nehme einen Käse, der genauso typisch ist wie Insalata caprese oder spaghetti aglio e olio; einen Berliner Nobelitaliener in guter Lage wie das Il Punto; eine des Italienischen mächtige Moderatorin wie die ZDF-Schönheit Sandra Maria Meier; einen frisch gekürten Koch-Weltmeister wie Florian Neumann aus dem Berliner Maritim-Hotel; kompetente Käse-Macher; wichtige Feinkost-Händler, kenntnisreiche Food-Journalisten und moderne Fernsehtechnik – mixe daraus ein informatives, unterhaltsames und schmackhaftes Programm – und flugs ist der Gorgonzola in aller Munde.

Wozu der ganze Aufwand, fragt man sich allerdings. Der Blauschimmelkäse aus Norditalien gehört ohnehin zu den weltweit bekanntesten Käsesorten. Die jährliche Produktion beträgt rund 43.000 Tonnen. Ein Drittel dieser Menge wird exportiert, vor allem nach England, Frankreich und Deutschland.

Renato Invernizzi, Präsident des Consorzio per la tutela del formaggio gorgonzola, erklärt: „Auch ein erfolgreiches Lebensmittel kann nicht auf Werbung verzichten, vor allem deshalb nicht, weil inzwischen viele Imitate den Markt überschwemmen. Das ist der Grund für unsere Gorgonzola-Kampagne. Wir beginnen sie in Deutschland, weil es mit 3.800 Tonnen im Jahr einer der größten Abnehmer unserer Spezialität ist.“

Bei seinem Plädoyer für den vielleicht neben dem Parmagiano reggiano italienischsten aller Käse verweist Invernizzi vor allem auf die über 1000-jährige Gorgonzola-Tradition. Im Jahr 879 n. Chr. Soll der Käse zum ersten Mal in Gorgonzola, einer Ortschaft 20 Kilometer nördlich von Mailand hergestellt worden sein, die auch sein Namensgeber wurde.

Im verlauf der Jahrhunderte avancierte der Gorgonzola zum Käseklassiker. Bereits 1955 wurde ihm das D.O.C.-Prädikat verliehen (Denominazione di origine controllata). Es legt Herstellungsstandards und Produktionsgebiete fest und wurde in Italien bisher an 26 Käsesorten verliehen.

Danach darf Gorgonzola nur aus Kuhmilch hergestellt werden, die aus der Lombardei und dem Piemont kommt. Der Milch werden Kalbslab sowie Kulturen des Penicillium roqueforti zugefügt. Um das Edelschimmelwachstum zu fördern, werden die Käselaibe während der Reifung mit Kupfer- oder Edelstahlnadeln durchbohrt, damit Sauerstoff in den Teig gelangt. Die Rinde wird regelmäßig mit Salzwasser abgewaschen. Der junge Gorgonzola trägt den Beinamen dolce, er reift innerhalb von 60-75 Tage und ist eher cremig und mild. Der Gorgonzola piccante, der an seinen zahlreichen Edelschimmeladern und der intensiven blau-grünen Farbe zu erkennen ist, reift 80-120 tage. Er hat dann einen anhaltenden würzigen Geschmack und ist härter und trocken.

Viele Fakten, viele Diskussionen,vor allem über traditionellen und neuen Rezepte mit Gorgonzola.

Die meisten Käsekenner jedoch waren sich einig: nichts geht über die Klassiker, zum Beispiel den mit Parmaschinken zwischen Toastbrotscheiben ausgebackenen Käse. Renato Invernizzi, Präsident des 1970 gegründeten Konsortiums zum Schutz des Gorgonzola, dem derzeit 54 Erzeuger angehören, erregte mit einer Information noch besondere Aufmerksamkeit: „Gemeinsam mit prominenten italienischen Ärzten“, sagte der Käseproduzent, „haben wir herausgefunden, dass Gorgonzola für Menschen, die an einer Laktoseintolleranz leiden, keine Probleme bringt. Gorgonzola sei laktosefrei und leicht verdaulich.“

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