Die Kreuzberger ManuTeeFaktur

Gut, dass Berlin nicht überall so seelenlos gelackt ist wie am Potsdamer Platz, dass es Orte gibt, an denen die Stadt noch Charme hat. Das Kreuzberger Paul-Lincke-Ufer ist ein solcher Ort. In noblen Jugendstilhäusern leben links-alternative Bildungsbürger unter eigenfinanziertem Stuck, Edelrestaurants und Szenepinten existieren in fröhlicher Eintracht nebeneinander, und auf den Höfen herrscht Gründerzeit.

Beispielsweise Nummer 44. Blickfang hier ist allerdings erstmal ein Exemplar des legendären Volks-Volvos PV444: vier Zylinder, vier Sitze, 40 PS. Baujahr wahrscheinlich Anfang der 1950er, ein bisschen rostig, aber immer noch ein schönes altes Stück. Rechter Hand die Fenster einer Tanzakademie, links die Werkstatt eines Metalldesigners, dazu ein Internethandel und vor einem irgendwann zusammengeschusterten Anbau ein Schild, das so typisch Kreuzberg ist wie Kreuzberg typisch ist, typisch für alles abseits der gängigen Konventionen. „Open when open“, steht da, geöffnet ist eben, wenn die Tür nicht verschlossen ist. Was sonst. Der Weg zum Wissen führt über fünf hölzerne Stufen. Open. Manu Kumar begrüßt gestenreich: „Herzlich willkommen, schön, dass Du da bist, nimm Platz, möchtest Du einen Tee?“ Womit wir beim Thema wären. Reden wir also über Tee. Und über Trends. Chai Latte, Bubble Tea, Matcha Tee, Tea to go. „Nein“, sagt, „da bist Du bei auf dem falschen Dampfer.“

„Auf Reisen entdeckte ich abseits der ausgetretenen Wege den ‚eigentlichen‘ Tee: auf Märkten und in versteckten Teestuben, auf Hochlandplantagen, in einsamen Nomadenzelten oder in den herrschaftlichen Teehäusern der alten Handelskarawanen. In fernen Ländern, wo es jahrhundertealtes Wissen um Gewürze und Zubereitungen gibt und Rezepte traditionell von Alt an Jung weitergegeben werden. Wieder zurück, vermisste ich all dies, fand jedoch nichts Vergleichbares. So entschloss ich mich, den ‚eigentlichen‘ Tee zu uns zu bringen und eine völlig neue alte Welt zu erschließen.“

Der Wunsch war schnell formuliert, die Wirklichkeit dauerte dann etwas länger. Kumar experimentierte, kombinierte, variierte, bis ihn der Geschmack einer Kreation überzeugte. Dann probierten Freunde, und am 01. Mai 2012 schließlich gründete der Architekt und Künstler sein Teehaus, das er, der Erkenntnis folgend, dass ein Name nicht nur für eine Sache stehen, sondern auch für sie werben sollte, die ManuTeeFaktur. Das Kreuzberger Maifest lieferte den passenden Rahmen für die erste öffentliche Verkostung, und die sommerlichen Temperaturen taten ein übriges. Indian Masala Chai, Lemon Grass Tea und Tuareg Mint Tea waren schnell in aller Munde, sein Spruch „Handmade with Love“ passte nach Kreuzberg und in die Zeit. „ Ich glaube ganz fest daran, dass Produkte, die von Hand gemacht sind, deren Zutaten sorgfältig ausgesucht und verarbeitet werden, auch Werte wie Passion, Leidenschaft und Zuneigung in sich tragen“, erklärt Kumar.

Seine ersten Kunden sehen das genauso. Vielleicht schmeckten ihnen die Tees mit den feinen Würznoten auch nur oder sie führen darauf ab, dass es sich bei den Zutaten fast ausschließlich um Bio-Produkte handelte oder, dass Kumar seine Tees nicht in Plastik-, sondern Glasflaschen füllt. Oder, oder, oder. Die Unterschiede jedenfalls zu allem, was industrielle Massenproduzenten Tee nennen, sind gewaltig. „Gemeinsam haben sie wohl nur den Aggregatzustand“, kommentiert Kumars erster Manufakturmitarbeiter Christof Flock, ein gelernter Koch, der Manu Kumars geheime Gewürzmischungen zusammenstellt und schonend röstet.

It´s tea time am Paul-Lincke-Ufer…

ManuTeeFaktur

Paul-Lincke-Ufer 44A
10999 Berlin-Kreuzberg

www.manuteefaktur.com

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