Schokoladenmanufaktur Deli Cacao

Berlin hat viele Schokoladenseiten – im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. Erstere reichen weit zurück. Bereits 1817 gründete Theodor Hildebrand, Pfefferküchler, Konditor und Hoflieferant in der Spandauer Straße in Mitte eine Schokoladen-, Marzipan und Honigkuchenfabrik nach dem Vorbild der ersten deutschen Schokoladenmanufaktur in Steinhude bei Hannover, die zur Zeit der Hildebrandschen Unternehmensgründung bereits 21 Jahre bestand.

1868 war es dann Hugo Hoffmann, der in der Mohrenstraße, ebenfalls in Mitte, eine Manufaktur zur Herstellung  von feinen Pralinen, Fondants und Fruchtpasteten ins Leben rief. Später erwarb Hoffmann in der Friedrichstraße ein Geschäft und verkaufte dort seine Produkte unter dem Markennamen Sarotti. 1922 schließlich entstand der Sarotti-Mohr, eine auch heute noch bekannte Schokoladen-Werbefigur. Zu dieser Zeit galt das Sarotti-Werk an der Teilestraße in Tempelhof bereits als die größte Schokoladenfabrik der Welt.

Rund 300.000 Tafeln wurden hier jeden Tag versandfertig gemacht. Die Aktionäre jubelten – Sarotti-Papiere waren tatsächlich ihr Geld wert. Gemeinsam mit Dresden und Köln war Berlin der wichtigste Standort der Schokoladenindustrie in Deutschland. Mit dem Zweiten Weltkrieg allerdings begann der Niedergang. Es fehlte an Rohstoffen für die Schokoladenherstellung, Kakao und Kakaobutter waren nicht kriegswichtig.
Nach 1945 erholte sich die Branche, erreichte jedoch nie wieder die alte Größe. Heute sind es vor allem Manufakturen und mittelständische Unternehmen, die Berlins schokoladigen Ruf hoch halten.

Zu denen mit dem besten Ruf gehört Deli Cacao in Reinickendorf – Start 2010, fünf Mitarbeiter, Gründerin und Geschäftsführerin Romy Andrich und am Anfang mehr ein Versuchslabor für kakaoverarbeitende Spezialmaschinen, die in der Firma ihres Mannes, der BEAR Mühlen und Behälter GmbH, konstruiert und gebaut werden. „Aus dem schüchternen Beginn ist eine erfolgreiche Manufaktur geworden“, resümiert Romy Andrich am Ende des Jahres 2014 stolz. Deli Cacao-Schokolade gibt es inzwischen in Bonn, Frankfurt, Hamburg, Würzburg, Weil am Rhein und natürlich auch in einigen Spezialitätengeschäften in Berlin.

Mitte November in der Halle 9 der Koelnmesse. Trotz des bevorstehenden Weihnachtsgeschäftes ließ es sich Romy Andrich nicht nehmen, ihre Schokoladenmanufaktur und deren handwerkliche Kreationen auf dem traditionellen Salon du Chocolat in Köln zu präsentieren. „Obwohl wir so bekannte Standnachbarn hatten wie die Luxemburger Confiserie Oberweis oder Schell Schokoladen aus Gundelsheim, war der Zuspruch für unsere Produkte riesig“, sagt Romy Andrich.

Die 48-Jährige, gelernte Zahntechnikerin aus Sachsen-Anhalt, ist in den vier Jahren seit der Gründung von Deli Cacao Berlin zu einer Expertin für Kakao und dessen Verarbeitung geworden. Sie spricht darüber, woher ihre Firma gute Kakaobohnen bezieht und welche geschmacklichen Besonderheiten diese aufweisen. Madagaskar-Bohnen beispielsweise schmecken schwer und erdig, Bohnen aus Bali dagegen leicht und intensiv. Doch das ist noch nicht alles.

Wichtig für den Geschmack des Endprodukts Schokolade sind auch der Fettgehalt, die Fermentierung und die Röstung, die in eigenen Anlagen aus der Firma ihres Mannes erfolgt. Dazu kommen ausgesuchte Zutaten – Palmzucker, Rohrzucker, Honigpulver und Gewürze. Sojalecithin oder vergleichbare Weichmacher sind bei Deli Cacao tabu, Handarbeit dominiert. Das Ergebnis: limitierte Sorten handgeschöpfter Schokoladen, Kreationen, die so gar nichts mit den Industrieprodukten der Massenhersteller zu tun haben – weder produktionstechnisch und schon gar nicht geschmacklich.

Dafür steht auch Steffen Irrsig, der Chef-Chocolatier der Berliner Manufaktur. Irrsig, 34, absolvierte in seiner Heimatstadt Dessau eine Konditorlehre, machte dann seinen Meister und arbeitet nun schon seit zwei Jahren in der Reinickendorfer Manufaktur. „Wir stellen Schokolade mit 85, 70 und 53 Prozent Kakaoanteil her“, sagt der Chocolatier und fügt hinzu: „Welches Gewürz, Ackerminze, Holunder oder Passionsfrucht beispielsweise wozu passt, das versuchen wir in vielen Testrunden herauszufinden.“

Auf eine Kreation ist Irrsig besonders stolz. Ein Schokoladenstollen mit Nougat und einer interessanten Füllung, den es übrigens auch aus Ziegenmilch gibt. „Wir gehören zu den wenigen, die Ziegenmilch in der Schokoladenherstellung einsetzen“, sagt Romy Andrich, „weil wir auch an die große Zahl von Allergikern denken.“

Deli Cacao

Kopenhagener Straße 72
13407 Berlin
www.deli-Cacao.de

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