Museum mit Wow – Domäne Dahlem

Gefragt, welches Exponat seiner Ausstellung ihm das wichtigste sei, gibt Dr. Peter Lummel eine erstaunliche Antwort. Der Museumsdirektor der Stiftung Domäne Dahlem zeigt auf ein Weckglas mit eingemachtem Spargel und erklärt: „Das Gemüse wurde von einer Pankower Familie im Kriegssommer 1916 konserviert und weder in den folgenden Hungerjahren noch in den Notzeiten des Zweiten Weltkrieges oder nach 1945 geöffnet. Es blieb als Kostbarkeit im Regal, als Zeichen des Überlebens.“ Man darf sich Gedanken machen.

Das Glas ist eines von rund 900 Objekten im neuen Culinarium der Domäne, das Deutschlands erster Dauerausstellung zur Kulturgeschichte der Ernährung Raum gibt. Die am zweiten Juniwochenende eröffnete Exposition – Titel „Vom Acker bis zum Teller“ – nimmt die Besucher mit auf eine Reise, die von 1850 bis in die Gegenwart führt. „Es war unser Ziel, viele Facetten des Themas Ernährung anschaulich, verständlich und nicht zuletzt auditiv und visuell anspruchsvoll zu inszenieren“, so der Museumsdirektor.

Dass das gelungen ist, bestätigen die ersten Besucher. Keine mit Ausstellungsstücken vollgestopften Vitrinen, keine gymnasialen Erklärungen, kein Anspruch darauf, jedes Thema allumfassend zu behandeln – eher ein (übrigens zweisprachiges) Ausstellungskonzept, das auf Konzentration setzt, Fragen provoziert und beantwortet, zum Nachdenken und Mitmachen anregt, beispielsweise an einem gedeckten Tisch. In großen Tassen sind Lautsprecher installiert, per Knopfdruck werden fiktive Dialoge hörbar, etwa aus einer 68er Studenten-WG oder aus einer Ostberliner Kantine im November 1989. „Tischgespräche“, nennt Ausstellungsgestalter Tobias Kunz diese Inszenierung.

Wir meinen: Jede Berliner Schule und jedes Berliner Hotel sollte um diese neue Hauptstadt-Attraktion wissen. (PS: Eine Mutter mit ihrer etwa zwölfjährigen Tochter vor einem alten Schild: „Das Stoppeln von Kartoffeln ist verboten“. „Was ist Stoppeln, Mama?“ „Ich glaube, Schälen.“)

www.domaene-dahlem.de

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