Rund 13 Millionen Flaschen Champagner werden hierzulande Jahr für Jahr konsumiert, mal 100.000 mehr, mal 100.000 weniger, gut, aber trotz dieser Schwankungen ist der Markt stabil. Bestimmt wird er von wenigen Platzhirschen, unter denen Moët Chadon der größte ist: rund 30 Millionen Flaschen jährlich, die weltweit vermarktet werden und überall und immer wie Moët Chadon schmecken müssen: trocken, cremig, sanft, Mainstream eben.
Das ist übrigens nicht ganz so leicht hinzukriegen wie es klingt. Ein schlechter Jahrgang zum Beispiel kann nicht mal einfach so mit importierten Grundweinen ausgeglichen werden, sondern nur mit Wein aus dem Vorjahr oder aus der Champagne-Region zugekauften Vins de Réserve. Und das wiederum ist wohl auch ein Grund dafür, dass diesem Champagner dann und wann Ausdruck, Charakter und Finesse fehlen.
Eine Champagner-Degustation in der Torbar in Berlin-Mitte. Bollinger, Roederer, Taittinger, Moët & Co. spielen hier keine Rolle, Gastgeber Tamas Kovacs füllt die Gläser stattdessen beispielsweise mit eine Grand Cru von Francine und Flore Dauby, 75 Prozent Pinot Noir, 25 Prozent Chardonnay. Die Tester konstatieren ein angenehmes Bouquet, das neugierig macht, reifes Obst, Honig, einen Hauch Vanille, eine feine Mousseux, die mundfüllend und harmonisch wirkt, eine cremige Textur und einen schönen Abgang. „Ein anregender Aperitif und Speisenbegleiter zugleich“, so Matthias
www.champagne-therapy.com
Ich trinke gerne Champagner, empfinde allerdings das überhöhte Luxusimage der großen Häuser eher geschmacklos. Für mich ist Champagner einer der charakterstärksten, terroirbetontesten Weine, dessen Qualität durch das einzigartige Zusammenspiel der speziellen Böden, der klimatischen Besonderheiten und der langen Lagerung zustande kommt. Genau diesen Ansatz verfolgt Tamas Kovacs mit seiner kleinen Import-Unternehmung Champagne Therapy. Nicht selbstverständlich und deshalb umso erfreulicher.
www.viniculture.de
Ich habe den Champagnerfan Tamas Kovacs und sein Startup schon eine ganze Weile im Blick. Die Idee, überzeugende Qualitäten von hierzulande weitgehend unbekannten Winzern zu importieren, die ausschließlich Weine aus eigener Ernte verarbeiten, ist nicht neu, wird aber von Champagne Therapy zum ersten Mal konsequent umgesetzt. Die Champagner, zumeist Standard Bruts, sind überlegt ausgewählt, angenehm kalkuliert und bieten sowohl für den Endverbraucher als auch für die Gastronomie eine gute Alternative zu den immer noch übermächtigen Industriemarken.
www.gastro.martens.de