Ein Lebensmittelmarkt im Wandel der Zeit

15 Jahre Biolüske - Zeit für Veränderungen

Obwohl schon jenseits der 50, wirkt er immer ein bisschen wie ein großer Junge. Typ Ryan Reynolds. Frank Lüske, leidenschaftlicher Fahrradfahrer und ebensolcher Familienmensch, Gründer und Inhaber des Lebensmittelmarktes in der Drakestraße, ganz in der Nähe der S-Bahnstation Lichterfelde West. Die in seiner Branche übliche exaltierte Freundlichkeit ist ebenso wenig sein Ding wie der verbreitete Hang zur Selbstdarstellung.

Lüske ist als Gesprächspartner ungewöhnlich aufmerksam, kann gut zuhören und gibt sich
viel Mühe, phrasenfreie Auskünfte zu geben. Der 51-Jährige stammt aus Lengerich im niedersächsischen Landkreis Emsland. Nach Abitur und Gärtnerlehre ging er für drei Jahre nach Irland, jobbte auf einer Ziegenfarm und zog einen florierenden Versandhandel für gewachste Wetterjacken auf. 1994 bis
1998 Gartenbaustudium in Geisenheim, 2001 Umzug nach Berlin, Arbeit in einem Bio-Markt in Prenzlauer Berg.

2004  übernahm der Unternehmer Frank Lüske das heruntergekommene Filmtheater „Der Spiegel“, beauftragte das Architekturbüro Kleyer & Koblitz mit der Sanierung und eröffnete noch im gleichen Jahr einen Biosupermarkt. 500 Quadratmeter Verkaufsfläche und ein Kochstudio auf der alten Zuschauertribüne setzten Maßstäbe. Fachleute lobten, „dass die Geschichte des Hauses nicht negiert wurde und das ehemalige Kino erkennbar erhalten blieb bzw. wieder zum Vorschein kam.“15 Jahre sind seitdem vergangen, erfolgreiche Jahre, in denen Biolüske zu einer Institution im Berliner Südwesten wurde.

Eigentlich ein Grund zum Feiern. Lüske, ohnehin kein Mann für Big Partys, verzichtete darauf, Jubiläum hin, Jubiläum her. Er verpasste seinemSupermarkt dafür ein neues Konzept. Äußeres Zeichen ist ein frischer Schriftzug über dem Eingang, aus Biolüske wurde Lüske. Bio adé oder was hat es damit auf sich? Garcon besuchte den Supermarktbetreiber und sein Team in Berlin-Lichterfelde.

Die tagsüber nicht eben verkehrsarme Drakestraße wirkt selbst kurz vor sechs wie ausgestorben, das Leben beginnt hier zu einer christlicheren Zeit. Lediglich bei Lüske brennt schon Licht. Sascha Klawohn ist an diesem Tag die Nummer eins, also der erste im Haus. Der Chef des Bistros empfängt die Brot- und Backwarenlieferanten und ich frage mich, wie man so früh am Morgen schon so gut drauf sein kann.

Die coolen Krusten kommen aus Bäckereien, in denen Sauerteig noch das Nonplusultra des Brotbackens ist, künstliche Triebmittel und Zusatzstoffe tabu sind und keine Kompromisse gemacht werden, was die Qualität betrifft: Beumer&Lutum, Fahland, Sironi, Tillmann, Vollkern, Wiener Brot, Zeit für Brot. Und für die Güte der
Kuchen und Torten bürgen die Konditoreien Rabien in Steglitz, Wunderkuchen in Prenzlauer Berg und Suess Speisen in Kreuzberg.

Während Sascha Klawohn die Backwarenregale bestückt – was heißt bestückt, während er Brot für Brot und Brötchen für Brötchen akkurat platziert – kommen weitere Lüske-Leute: Oliver Harris macht die Fleisch- und Käsetheke fit, Günther Schröder kümmert sich um die meterlangen Regale mit Milchprodukten. Man merkt, die Männer haben Spaß an ihrer Arbeit. „Ohne“, so Schröder, „brauchst du hier gar nicht erst anfangen.“

Später diktiert er mir noch den Satz in den Block, dass die klassischen Supermarktprinzipien – optimiertes Angebot, höchste Effizienz und niedrigste Kosten – schon bei der Gründung des Marktes vor 15 Jahren auf den Prüfstand und in Frage gestellt wurden. Worum geht es dann?, frage ich mich. Am Ende meines Besuches in der Drakestraße glaube ich, es zu wissen: um Kundenorientierung, Qualitätsbewusstsein, Servicementalität und Arbeitsfreude.

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LÜSKE
Drakestraße 50
12205 Berlin-Lichterfelde
Tel. 030 – 80 20 20 160
www.lueske.berlin

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