Was macht eigentlich … Thomas Neeser?

Abschied aus Berlin

Die Einladung ins „Lorenz Adlon“ kündigte ein „Festival der Genüsse“ an. Die Küchenparty zum 10. Geburtstag des Gourmetrestaurants im Februar 2010 hielt dieses Versprechen. Am Herd standen Marc Haeberlin, Karlheinz Hauser und Lorenz-Adlon-Küchenchef Thomas Neeser mit seiner Brigade. In der Patisserie hielt Stephan Franz und im Service Boris Häbel mit seinem Team die Stellung. 150 geladene Gäste waren sich einig: Es war ein Abend der kulinarischen Superlative. Gleichzeitig war es der Abschiedsabend des Gastgebers, der letzte Arbeitstag von Thomas Neeser. Der damals 36-Jährige hatte im Juni 2002 die Nachfolge von Karlheinz Hauser als Küchenchef angetreten. Jahr für Jahr verteidigte er den von seinem Vorgänger errungenen Michelin-Stern und etablierte das Restaurant in der Berliner Spitzengruppe.

Gebürtiger Unterfranke

Dennoch taten sich die meisten Hauptstadtmedien schwer mit Neeser. Der wuchs in Burgerroth auf, einem 70-Einwohner-Dörfchen nahe Würzburg, und galt in Berlin als schüchterner Perfektionist. Seine Kreationen tgrugen den Stempel „Traditionsküche“. Dass er nie „Berliner Aufsteiger“ oder „Berliner Meisterkoch“ wurde, verwundert also nicht.

Umzug in die Schweiz

Vor gut neun Jahren wechselte Thomas Neeser in die Schweiz. Im Grand Hôtel du Lac in Vevey übernahm er die Küchenleitung des Gourmetrestaurants Les Saisons. Die 20.000-Einwohner-Stadt liegt im Kanton Waadt, direkt am Ufer des Genfer Sees. 1866 gründete Henri Nestlé hier den gleichnamigen und heute weltgrößten Lebensmittelkonzern. Thomas Neeser fühlte sich hier schnell zu Hause. Die französische Sprache, in der Westschweiz Amts- und Umgangssprache, beherrschte er schon damals perfekt.

Schweizer Hotelkoch des Jahres

2011 erkochte Neeser einen Michelin-Stern und 2015 – bisheriger Höhepunkt seiner Karriere – wurde er zum „Schweizer Hotelkoch des Jahres“ gewählt. „Der junge Deutsche konzipiert festlich-großzügige Menüs, in denen er mit Vorliebe Ungewöhnliches kombiniert und die er komplex zubereitet“, so das Urteil der Kritiker. Deren besonderes Lob galt Neesers Taubenzubereitung in einer mit Kakao aromatisierten Salzkruste sowie seiner Variation von Jakobsmuscheln und Périgordtrüffeln.

Spitzenküche und Familie

Die Schweiz scheint für Ex-Berliner Küchenkünstler ein gutes Pflaster zu sein. Als Küchenchef der Züricher Luxusherberge The Dolder Grand wurde Heiko Nieder 2019 dort vom Gault&Millau zum Koch des Jahres gewählt. In Berlin war Nieder einst Souschef in Kolja Kleebergs VAU. Nieder und Neeser haben übrigens zweierlei gemeinsam: Erstens sind sie exzellente Köche und zweitens ausgesprochene Familienmenschen. Und so beschäftigen sich die meisten Berichte, die in der Schweiz über Nieder und Neeser geschrieben werden, auch mit deren Familienleben.

Blonay als neues Zuhause

„Haute gastronomie et vie de famille“, überschrieb beispielsweise ein in Thomas Neesers neuem Heimatort Blonay erscheinendes regionales Magazin ein Porträt des Sternekochs. Er könne es sich nicht vorstellen, noch einmal woanders zu leben, sagte er dem Reporter. Seine Frau und seine drei Kinder fühlten sich hier wohl, Blonay sei ihr Zuhause. Auf die Frage, ob er Berlin vermisse, antwortete er: „Berlin war eine Station in meiner Karriere, die ich nicht missen möchte, aber vermissen, nein.“ Seinen Schweizer Michelin-Stern verteidigt Neeser bis heute, ebenso die 16 von 20 möglichen Punkte im Gault Millau.

Genuss für unterwegs – GARCON als APP

GRAND HÔTEL DU LAC
Rue d’Italie 1
1800 Vevey / Waadt
Tel. +41– 21 92 50 616
www.grandhoteldulac.ch

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