Fleischlos durch die Pandemie
„Wir haben geschlossen!“ Mit dieser bitteren Botschaft begrüßen Restaurants in ganz Deutschland seit Monaten potentielle Gäste. Und was machen die? Selber kochen. Das ist zumindest eine der möglichen Alternativen. Aus der Not eine Tugend machen – so könnte man es auch bezeichnen. Schließlich kann das gemeinsame Bruzzeln am heimischen Herd dazu beitragen, den Familienfrieden zu wahren und die pandemiebedingte Zwangszeit in den eigenen vier Wänden heil zu überstehen. Manch einer kommt dabei auf ganz verwegene Ideen und verzichtet auf das gewohnte Schweinekotelett. Mama, Papa, Kind kochen erstmals, noch wagen sie das Wort kaum auszusprechen, vegetarisch und die ganz Mutigen sogar vegan.
Verzicht für einen Monat
Glaubt man Veganuary, einer 2014 in Großbritannien gegründeten und auch in Deutschland aktiven gemeinnützigen Einrichtung, ist das immer häufiger der Fall. Weltweit hätten sich in diesem Jahr über 580.000 Menschen für ihre Vegan-Challenge registriert, verkündet die Organisation stolz auf ihrer Homepage. Die Aufgabe für Verbraucher: bei der Ernährung den ganzen Monat Januar auf Fleisch verzichten – und auf Fisch natürlich auch. Und überhaupt auf alle tierischen Produkte. Das Ziel: Menschen möglichst dauerhaft für eine tierfreie Ernährung begeistern.
Chance für Unternehmen
Dafür wurden die Teilnehmenden mit Ernährungsplänen, Rezepten sowie vielen Empfehlungen und Tipps ausgerüstet. Zwar wird beim Thema vegan so mancher immer noch stöhnen: „Schwere Kost“. Doch immerhin machen bei der Aktion auch namhafte Unternehmen mit, darunter „Supermarktketten, Lieferdienste, Fast-Food-Giganten“. Ob hinter deren veganem Engagement immer auch eine tiefere Einsicht steht, lässt sich schwer beurteilen, jedenfalls kommen sie um den Fleischlos-Trend nicht herum.
Online- und Offline-Angebote
Der wird auch beim Stöbern in Food-Online-Shops erkennbar. Bei hellofresh.de z. B. kann die Kundschaft Tomaten-Tofu mit Aprikosen und Basmatireis in die virtuelle Kochbox packen. Auch vegane Döner, Gemüsepfannen und Zimtsterne sind hier zu haben. Und während die einen die Zeit zuhause dafür nutzen, das ein oder andere davon auszuprobieren, bereiten sich andere auf den Weg zurück ins normale, hoffentlich pandemiebefreite, Leben vor. Konkret im Blick haben wir da ein Berliner Gastro-Paar. Dieses arbeitet gerade fleißig auf die Eröffnung seines zweiten veganen Restaurants hin. Wer die Beiden sind, wird in der nächsten GARCON-Ausgabe zu lesen sein.
Vielfältige Gründe
Die Gründe für solches Engagement sind übrigens vielfältig: Geringerer CO2- und Wasserverbrauch werden in einer Umfrage der Neuköllner Marktforscher von POSpulse genannt, nachzulesen auf statistia.com. Generell wollen viele Veganer der Umwelt demnach weniger schaden und stattdessen etwas für die eigene Gesundheit tun. An der Spitze steht aber der Wunsch, durch eine vegane Lebensweise weniger Tierleid zu verursachen.
Alte Haustierrassen auf dem Rückzug?
Manch einer handelt da sehr konsequent und meidet Fleisch selbst wenn das Tier, von dem es stammt, unter allerbesten Bedingungen gehalten wird. Der ein oder anderen alten Haustierrasse könnte diese Haltung allerdings zum Verhängnis werden. Denn wie heißt es doch noch mal: „Der Mensch schützt, was er nutzt.“ Oder umgekehrt: Wo kein Nutzen, da kein Schutz.