Endlich wieder da – die Trattoria Paparazzi

Ende Mai 2019 trafen wir uns für die Wie-Geht’s-eigentlich?-Rubrik dieses Magazins mit Doris Burneleit, drei Monate nach der Schließung ihrer Trattoria Paparazzi in Prenzlauer Berg.

Am 17. Februar 2019 hatte sie dort zum letzten Mal ihre legendären Malfatti in Salbeibutter serviert, dann blieb der Herd des Kultlokales kalt. „Und nun?“, fragten wir die stadtbekannte Gastronomin damals, „Rückzug ins kanadische Ferienhaus oder Neustart an anderer Stelle?“ Ihre Antwort kam prompt: „Auf jeden Fall wird es weitergehen, schon wegen meiner Mitarbeiter und meiner Tochter Nicole, die Mit-Geschäftsführerin unseres Unter­nehmens ist.“

Wir bleiben in Kontakt. Doris Burneleit informierte immer mal wieder über ihre Suche nach gastrogeeigneten Räumlichkeiten und hauptstädtische Üblichkeiten: „200.000 Euro Ablöse und 30 bis 45 Euro Quadratmetermiete sind eher die Regel als die Aus­nahme.“ Im November 2019 dann die Mail: „Endlich. Ein Ort ist in der engeren Auswahl.“

Am 13. März 2020 eröffnete sie ihre neue Trattoria Paparazzi. Nicht in Mitte oder Prenzlauer Berg, wovon sie geträumt hatte, sondern in Friedrichshain. Lehmbruckstraße, Oberbaumcity. Früher eine Miets­hausgegend, grau und freudlos, heute ein aufstrebendes Areal, Heimat junger Kreativer und gestandener Businessmenschen, die für ihren Job keine Charlottenburger Nobeladresse brauchen. Die bekamen nun ihren „Italiener“ um die Ecke, auch wenn der erstmal nur Pizza und Pasta to go offerieren durfte – drei Tage nach der Eröffnung musste Doris Burneleit ihren Feelgood-Laden wieder schließen. Am 16. März 2020 war die „Senatsverordnung über Maßnahmen zur Ein­dämmung der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2“ in Kraft getreten.

Sie überstand die Lockdown-Tristesse, und als sie gut ein Jahr später wieder Gäste empfangen und Essen auf Tellern servieren durfte, gehörten wir zu den ersten, die auf der Bürgersteig-Terrasse Platz nahmen, Malfatti bestellten und Nozze d’Oro tranken.

Sie hat Zeit, sich zu uns zu setzen, Tochter Nicole und ihre Küchen­profis Anke und Marco rocken den Laden locker. Erinnerungen an ein Gastronomen-Leben, das ein gutes Buch füllen würde.

Doris Burneleit, die aus Lutherstadt Eisleben stammende Küchen-und Servicemeisterin, die 1987 mit der Chuzpe eines Wilhelm Voigt als Hauptfrau von Köpenick dort das italienische (! ) Restaurant Fioretto eröffnete. Doris Burneleit, die nach dem Mauerfall zum Lieb­ling der Medien avancierte und zur bekanntesten DDR-Frau nach Katharina Witt. Die 1990 vom FEINSCHMECKER zur Aufsteigerin des Jahres gewählt wurde und ein Jahr später vom Gault&Millau zur Restaurateurin des Jahres.

Doris Burneleit, die 1992 den Sprung aus dem verschlafenen Spindlersfeld / Ost ins quicklebendige Charlottenburg / West wagte, dort das Fioretto by Carmers eröffnete und scheiterte. Die Bösartigkeiten („Italo-Ossi“) wegsteckte, nicht aufgab, 1997 in Prenzlauer Berg ihre Trattoria Paparazzi aufzog und 22 Jahre erfolgreich betrieb.

„Ja“, lächelt sie, „die Trattoria Numero due hier ist mein vierter Streich.“ Treu geblieben ist sie sowohl ihren Mitarbeitern als auch ihrem Konzept. Italo-Hausmannskost, handwerklich perfekt, da und dort auf modern gepolt und immer mit jenem Kick versehen, der beim Gast Zufriedenheit erzeugt – oder mehr.

Die Ostriche gratinate, gratinierte Speckaustern, sind zum Niederknien; die Scampi crosta, Tiefsee­garnelen im Korianderknusper, lassen einem die Ohren schlackern und die Malfatti, Ricotta-Spinat-Nocken mit Salbeibutter, macht man auch in der Lombardei nicht besser.

TRATTORIA PAPARAZZI
Lehmbruckstraße 9
10245 Berlin-Friedrichshain
Tel. 030 – 29 04 44 64
www.trattoria-paparazzi.de

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