Dahmequell und ihre Herstellung von Ölen

Vom Hobby zur Berufung

Dahmequell Landprodukte

Der Weg zum Ziel ist bestens ausgeschildert und – dort an­gekommen – gibt es sogar einen Rastplatz mit Info-Tafel. Aber sonst? Unter den wenig spektakulären Quellen vieler Flüsse ist die Quelle der Dahme die wohl unspektakulärste. Weder rauscht noch sprudelt es in dem Wäldchen nahe der Ortschaft Schöna-Kolpien im Brandenburger Landkreis Teltow-Fläming, lediglich ein paar feuchte Wiesen verraten, dass hier irgendwo Wasser sein muss. Ein Schild bestätigt die Annahme: „An dieser Stelle befindet sich die Dahmequelle.“

Anke und Jens Kottke ist diese Touristen-Enttäuschung nicht neu. „Einen Wasserfall dürfen Sie hier nicht erwarten“, erklärt Jens Kottke, „deshalb heißt es korrekt auch Quellgebiet.“ Gemeinsam mit seiner Frau betreibt der 57-Jährige im Dörfchen Schöna, nahe des besagten Gebietes, eine Lebensmittelmanufaktur mit schnuckeligem Hofladen, winziger Sonntagsbackstube und freundlichem Café. Und weil die Dahmequelle nun mal die größte Sehenswürdigkeit der Gegend ist (außer, man fährt in die benachbarte Kleinstadt Dahme), benannten sie auch ihre Unternehmung danach: Dahmequell Landprodukte Schöna. Deren erheblicher Bekanntheitsgrad allerdings liegt wohl weniger am Namen, sondern eher an den Offerten des rührigen Paares.

Die Gründung der Dahmequell Landprodukte war keine Fahrt ins Blaue mit ungewissem Ausgang. Bevor wir die erste Investition tätigten, haben wir uns viel umgesehen – zum Beispiel in der Bodenseeregion – um rauszukriegen, wie Leute arbeiten, die ähnliche Projekte auf die Beine gestellt haben. Wir wollten jedenfalls genau wissen, was bei einem solchen Vorhaben auf uns zukommt.
Jens Kottke, Unternehmer

Die Stadtflucht ist kein neues Phänomen. Etliche meiner Freunde fanden Berlin schon vor Jahren zu voll und zu teuer und zogen aufs Dorf. Dort erprobten sie neue Wohn-und Arbeitsformen, gründeten Co-Living-und Co-Working-Spaces, probierten sich im genossen­schaftlichen Arbeiten, einige erlernten sogar neue Berufe, um sich ihren Traum vom Öko-Paradies zu erfüllen.

Auch Anke und Jens Kottke sind Stadtflüchter. Als sie 1999 aus Schwedt/Oder nach Schöna im Landkreis Teltow-Fläming zogen, hatten sie allerdings weniger das Landleben als soziales Experiment im Blick, sondern folgten eher praktischen Erwägungen. „Wir wollten vor allem“, so Jens Kottke, heute 57 und diplomierter Sozialpädagoge, „dass unsere beiden Söhne in einer lebenswerteren Umgebung auf­wachsen als Schwedt sie bieten konnte.“

Als die Söhne dann zum Studium in die Welt zogen – „einer wird Arzt, der andere Lehrer“ – suchten Anke und Jens Kottke eine neue Herausforderung. Die fanden sie in der Herstellung und dem Vertrieb regionaler Lebensmittel. „Am Anfang war das Leinöl“, erzählt die ge­lernte Bürokauffrau Anke Kottke, „wir hatten uns eine eigene Ölmühle zugelegt und uns mit der Materie beschäftigt. Das erste Öl boten wir dann auf einem Erntefest an, es war ein voller Erfolg.“

Dann ging alles Schlag auf Schlag. Das Ehepaar kaufte das ehemalige Schönaer Schulzenhaus, richtete einen kleinen Hofladen ein und gründete 2015 die Manufaktur Dahmequell Landprodukte. Vier Jahre später machten Anke und Jens Kottke aus ihrem Hobby dann endgültig einen Beruf und sich als Lebensmittelproduzenten selbstständig.

Dem klassischen Leinöl – kaltgepresst und zwölf Stunden de­kantiert, damit sich grobe Schwebstoffe absetzen – folgte bald ihr Leinöl aus gerösteter Saat. „Unser absoluter Renner“, so Jens Kottke. Inzwischen gibt es auch Rapsöl aus gerösteter Saat, Walnuss-und Kürbiskernöl, ein halbes Dutzend Würz-und ebensoviele Kräuteröle, unter denen das Bärlauchöl bei den Juroren des pro-agro-Marketing­preises im Frühjahr 2021 große Anerkennung fand.

Wo Öl ist, sollte auch Essig nicht weit sein, sagten sich Anke und Jens Kottke und machten sich auf die Suche nach einem passenden Partner für ihre Premium-Öle. In einer Wustermärker Manufaktur wurden sie fündig. Inzwischen investierten die beiden rührigen Unter­nehmer in einen eigenen Essigreaktor, ernteten die Früchte der Bäume einer uralten Mostbirnenallee in Kolpien, pressten sie zu Saft und ließen ihn zu Essig vergären. „Die ersten Geschmackstests sind viel­versprechend“, so Jens Kottke.

Um die Kernidee eines guten Geschäftsmodells vorzustellen, braucht man nicht viele Worte. Im Fall der Dahmequell-Landprodukte-Gründer ist es der Satz „Wir sind angetreten, die Geschenke der Natur zu ver­arbeiten.“ Jens Kottke fügt hinzu: „Es geht nie um Geplänkel, sondern immer um Geschmack!“

Der Unternehmer, der gerne auch über ernährungsphysiologische Themen referiert, bezieht seine Bemerkung nicht nur auf die Produkte der eigenen Manufaktur, sondern auch auf die Kreationen anderer regionaler Lebensmittelhersteller in den Regalen des Schönaer Hof­ladens. Da stehen Eierliköre von „Scharfes Gelb“ in Senftenberg, Obstbrände der Brennerei Kullmann in Reppininchen, Heidelbeerhonige eines Hohenseefelder Wanderimkers und Gewächse des Jessener Weingutes Hanke. Anke Kottke: „Wir erweitern unser Sortiment schrittweise, allerdings nur mit Angeboten, die uns 100-prozentig überzeugen.“ Ihr Mann zeigt uns schließlich noch, was ihr Hof sonst so zu bieten hat: einen kleinen, liebevoll ausgestatteten Gastraum, der bis zu 40 Personen Platz für Feiern aller Art bietet; einen 135 Jahre alten Backofen, der aufwändig restauriert wurde und in dem die Kottkes Landbrot und Bauernkuchen backen. „Und sonntags Brötchen für die Schönaer und Kolpiener“, fügt er hinzu und vergisst auch nicht zu er­wähnen, dass – wenn es die Corona-Verordnungen erlauben – auch wieder Hoffeste, Grillabende und Mottopartys stattfinden werden.

„Abenteuer Vielfalt – Fernweh stillen, Brandenburg genießen“, lautet das pro-agro-Jahresmotto 2021. Vielleicht auch mit einem Besuch in Schöna.

DAHMEQUELL LANDPRODUKTE
Schöna 13
15936 Dahme / Mark OT Schöna
Tel. 035346 – 72 039
www.dahmequelllandprodukte.de

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