Wie geht’s eigentlich Andreas Staack?

Der Ort stellt sich vor

Bad Saarow also, 6.500-Einwohner-Gemeinde rund 75 Kilometer südöstlich von Berlin am Scharmützelsee, dem größten See Brandenburgs, den der Dichter und Wanderer Theodor Fontane „Märkisches Meer“ nannte. Neben dem großen Wasser stille Wälder, viel Natur.

Bereits 1914 entstand in Bad Saarow ein Moorbad, 1927 wurde eine Heilquelle erschlossen, Golf – und Tennisplätze angelegt und der Scharmützelsee für internationale Segelregatten genutzt. Finanzkräftige Berliner Prominente ließen sich noble Sommeresidenzen bauen, etliche zogen gleich ganz nach Bad Saarow – der Schauspieler und Regisseur Ernst Lubitsch, der Maler Karl Krauskopf, der Architekt Hans Hopp und natürlich der erste deutsche Box-Weltmeister Max Schmeling, der von 1930 bis 1938 in Bad Saarow lebte und hier 1933 der Schauspielerin Anny Ondra das Ja-Wort gab.

AS am See in Bad Saarow

„Irgendwann Ende 2013 bot mir ein Stammgast am Südstern eine Immobilie in Bad Saarow zur Pacht an“, erzählt Andreas Staack, „ich kannte den Ort und seine Vorzüge von gelegentlichen Ausflügen, da fiel die Entscheidung nicht schwer.“

Im Frühjahr 2014 eröffnete er das AS am See, dass war nicht direkt am Ufer des Scharmützel liegt, aber immerh in dessen Nähe – ebenso wie die angesagte Saarow-Therme mit ihrem Thermalsolebecken und der beliebten Brotbacksauna.

Die auf den ersten Blick stärksten Faktoren an Andreas Staacks gemütlichem Lokal sind das mediterran luzide Ambiente und das mannshohe Weinregal, in dem sich einige Dutzend Weiße und Rote stapeln, alles andere als die übliche Ansammlung großer Namen. Die Frage, wie es Andreas Straack denn geht, erübrigt sich eigentlich, so entspannt und fröhlich wie er uns empfing.

Persönlich, Reserviert und Vielfalt wird geboten

Er blieb auch bei bester Laune, als er Blumen in verschiedene Vasen drapierte, Weingläser polierte, Tische deckte, das Menü in den Computer tippte und ausdruckte, um sich dann dem Mise en place in seiner Küche zu widmen.

Wir staunten nicht schlecht – tatsächlich, Andreas Staacks AS am See ist eine gastronomische One-Man-Show, wenn man mal davon absieht, dass ihn abends stundenweise eine Studentin aus der Nachbarschaft im Service unterstützt. „Das passt auch deswegen, weil ich ausschließlich mit Reservierungen arbeite und wir ein Menü anbieten, dass allerdings aller zwei Tage wechselt“, so Staack .

Dieser personelle Minimalismus sprach sich rum, und er war es dann wohl auch, der die meisten lokalen wie nationalen Restauranttester in den letzten Jahren davon abhielt, sich auf den Weg nach Bad Saarow zu machen, um nachzusehen, was eigentlich auf Staacks Tellern los ist.

 

Eine der wenigen Ausnahmen: der Guide Michelin. Dessen Inspektoren befanden die Küche von Andreas Staack für würdig, einen Bib Gourmand zu tragen. Die seit 1997 vergebene Auszeichnung honoriert bemerkenswert Preis-Leistungs-Verhältnisse in deutschen Restaurants, sucht also landauf, landab nach Lokalitäten, in denen eine sehr gute Küche zu moderaten Preise angeboten wird.

Lediglich 199 Restaurants in Deutschland können sich derzeit mit der begehrten Ehrung schmücken – darunter seit Anfang März 2024 nun auch das AS am See. Das ist auch deshalb bemerkenswert, weil die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für das Gastgewerbe derzeit alles andere als günstig sind: der eklatante Personalmangel, gestiegene Lebensmittelpreise und die Wiederaufhebung der Mehrwertsteuer von sieben auf 19 Prozent machen der Branche schwer zu schaffen.

Mit einer Prise Spaß & Genuss

„Ich koche das, was mir Spaß macht“, antwortete Andreas Staack auf unsere Frage nach seinem Kochstil und wollte uns damit wohl auch sagen, was er von solchen Fragen hält. Auf jeden Fall scheint das, was ihm Spaß macht, auch anderen zu gefallen. Immerhin 16 Gäste hatten an einem regnerischen April-Donnerstag Plätze reserviert. Ihr Menü des Abends:

Jakobsmuschel – Kürbis – Panettone – Curryremoulade
Schwarzwurzelvelouté – Kalbstatar – Trüffel
Kabeljaurücken – Ratatouillecreme
Hirschrücken – Buchenpilze – Mohnjus
Gewürzmus – Baumkuchen – Holunderquitten – Mandarineneis

Das war stimmig von Anfang bis zum Ende: beste Produktqualität, schonende Verarbeitung, subtile Saucen, ausbalancierte Aromen, harmonische Kombinationen. Und das gab`s – Bib Gourmand – für 60 Euro!

So fällt das Fazit unseres Lokalaugenscheins im Bad Saarower AS am See auch ganz und gar positiv aus. Das Restaurant ist eine gute Adresse für überdurchschnittliches Essen mit zivilem Preisniveau, extrem nahbar und überaus stimmig gekocht.

Und Andreas Staack haben wir so erlebt, wie wir ihn aus seinen Berliner Restaurants kannten – als einen Gastronomen, der in sich ruht und nicht mit geschäftigen Ellenbogen und gespreizten Sprüchen posenhaft in den Vordergrund drängt.

AS am See
Seestraße 9
15526 Bad Saarow

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