Lieblingsmist aus Falkenthal – Natürlicher Dünger

Platz 1 des pro-agro-Marketingpreises in der Kategorie Direktvermarktung

Brandenburger Spezialitäten

Platz eins des pro-agro-Marketingpreises in der Kategorie Direktvermarktung ging 2024 nach Falkenthal. Das 600-Einwohner-Dorf gehört seit 1997 als einer von 17 Ortsteilen zur Gemeinde Löwenberger Land im Brandenburger Landkreis Oberhavel.
Obwohl das Örtchen von Berlin-Mitte aus gerade mal 55 Kilometer entfernt liegt, ist es für Nutzer des Brandenburger ÖPNV ziemlich j.w.d., weil die Regionalbahn einen großen Bogen um Falkenthal macht und Busse von Grüneberg, Löwenberg oder Bergsdorf nur derart spärlich verkehren, dass – vorausgesetzt, man ist gut zu Fuß – eine Wanderung von einem dieser Orte mit Bahnanschluss nach Falkenthal angebracht erscheint.
Mittelpunkt und Wahrzeichen des Dorfes ist die typisch märkische Feldsteinkirche aus dem 15. Jahrhundert, deren imposanter Turm von einem barocken Fachwerkaufsatz gekrönt wird, der allerdings dringend einer Sanierung bedarf. Unser Ziel befindet sich am Ende von Falkenthal: die Märkische Quarter Horse Ranch.

Schon der erste Blick auf das Anwesen am Dorfrand bestätigt

Es trägt den Namen „Ranch“ zu Recht. Flache, grob gezimmerte Blockhäuser, feldstein-gemauerte Einfassungen, Accessoires im Western Style – und über allem ein Hauch von Dave Dudley, Hank Snow und Charlie Pride. Und natürlich Pferde – Quarter Horses, ebenso muskulöse wie schnelle und wendige Tiere, deren Vorfahren bei der Eroberung des amerikanischen Westens eine wesentliche Rolle spielten.

Quarter Horses kamen in den 1960ern nach Europa und mit der Rasse auch das Westernreiten. Auf der Märkischen Quarter Horse Ranch in Falkenthal trafen sich jahrelang die Freunde dieses Sports und würden das sicher noch heute tun – wäre da nicht Corona gekommen.

Wenn Elfi und Günter Mainka heute über das Frühjahr 2020 sprechen, über die Absage der Internationalen Tourismusbörse im März, die folgenden Einschränkungen für Gastronomie, Hotellerie und Tourismus, über Gästeregistrierung, Abstandsregelung, Maskenpflicht, dann bleiben ihnen immer noch dann und wann die Worte im Halse stecken.
„Es war wie eine riesige Welle, die auf uns zukam“, beschreibt Elfi Mainka die damalige Situation, „wir sahen sie, wussten aber kein Mittel, um uns zu schützen.“ Und ihr Mann Günter ergänzt: „Eine Eventagentur ohne Events und ein Tourismusunternehmen ohne Touristen, das ist wie ein Auto ohne Räder.“ Andere hätten in dieser Situation wahrscheinlich das Handtuch geworfen, und viele taten es ja auch. Letzte Ausfahrt: Insolvenz. Schließung, Ende Gelände.
Für Elfi und Günter Mainka war das kein Thema. Unternehmer sein heißt, etwas zu unternehmen, wussten sie und widmeten sich einer Idee, die sie früher schon mal hatten, aber aus Zeitmangel ad acta legen mussten.

Natürlicher Dünger

Sie bestand – kurz gesagt – darin, aus dem, was sie hatten, reichlich sogar – nämlich Pferdemist – etwas zu machen: Dünger. Eigentlich nichts Neues.
1949 etwa, im Gründungsjahr der Bundesrepublik, als sich der Pferdebestand auf den Höfen des Landes noch auf 1,2 Millionen Tiere belief, hieß es: „Was ein Bauer ist, das zeigt er an der Deichsel.“ Hinzu kam: Je mehr Pferde er hatte, desto größer der Misthaufen auf dem Hof – auch ein bäuerliches Statussymbol, das sich auswirkte. „Gut Dung und Samen, das ist ein Amen“, sagte man.
Die meisten Pferde sind zwar verschwunden, aber der bodennährende Ruf ihrer organischen Hinterlassenschaften ist geblieben, zumindest bei Obst-, Gemüse- und anderen Gärtnern. Und genau das wollten sich Elfi und Günter Mainka zunutze machen.
Sie investierten in eine Trocknungs- und Pelletieranlage für Pferdemist, studierten Fachliteratur, kontaktierten Wissenschaftler und experimentierten. Die Methode try und error zahlte sich schließlich aus.

Größe und Textur ihrer Pferdemist-Pellets passten, die Tests im eigenen Garten übertrafen die Erwartungen. Der Rest war für die beiden Event- und Marketingprofis – na ja, zwar kein Klacks, aber eine größere Übung auch nicht. Elfi und Günter Mainka kreierten den Namen „Lieblingsmist“, ein befreundeter Grafiker gestaltete ein Logo und die Etiketten, und auch eine geeignete Verpackung war nach einigem Hin und Her gefunden. „2023 gingen die ersten Zwei- und Vier-Kilogramm-Tüten mit Lieblingsmist an die Kunden. Allerdings, so problemlos, wie diese Erschaffungsgeschichte klingt, war sie natürlich nicht. „Monatelang haben wir zwischen totaler Euphorie und mindestens ebensolcher Depression gelebt, weil vom Gelingen oder Scheitern des Projektes schließlich unsere gesamte Existenz hier in Falkenthal abhing“, so Elfi Mainka nachdenklich. Inzwischen ist das Geschichte, aber eine, die nicht vergessen werden soll…
Rund 20 Händler deutschlandweit beliefern die Mainkas derzeit mit ihrem Lieblingsmist – und die Tendenz ist steigend.

Die Pellets enthalten neben verschiedenen Nährstoffen

– etwa Stickstoff, Phosphor und Kalium – einen hohen Anteil an Ballaststoffen, die den Boden mit Humus anreichern. Künstliche Zusätze oder gar Schlachtabfälle sind im MQ-Ranch-Lieblingsdünger natürlich tabu.
Besonders geschätzt wird er von Blumen und Gehölzen mit hohem Nährstoffbedarf – Rosen, Beerensträucher und Obstbäume zum Beispiel.
Aber auch für das Gemüsebeet ist er bestens geeignet: Nährstoffhungrige Arten wie Kohl, Tomate, Rhabarber, Sellerie und Zucchini freuen sich besonders über diese Art der organischen Düngung. Lediglich für Möhren, Zwiebeln und Kartoffeln empfehlen Elfi und Günter Mainka ihren Dünger nicht, da mit ihm trotz Trocknung und Pressung Möhren- oder Zwiebelfliegen in den Boden gelangen könnten.
„Und für Rasenflächen, die mit Hilfe von Mährobotern kurz gehalten werden“, fügt Günter Mainka seiner Erklärung noch hinzu, „haben wir ein extra feines Pulver entwickelt, das nicht in den Boden eingearbeitet werden muss.“

Um nah bei ihrer Produktion zu sein, haben die Mainkas im vorigen Jahr Berlin verlassen und sind nach Falkenthal gezogen – von der Stadt aufs Land, von der Gesellschaft in die Gemeinschaft sozusagen. Hier engagieren sie sich inzwischen auch kommunalpolitisch, und auch Veranstaltungen gibt es wieder auf der Ranch.
„Die Fangemeinde ist uns nicht nur treu geblieben, sondern sogar kräftig gewachsen“, sagt Günther Mainka, „und das, obwohl wir keine touristischen Angebote – Ranchurlaub, Reittraining usw. – mehr machen“.

Märkische Quarterhorse Ranch
Pappelweg 8c
16775 Löwenberger Land OT Falkenthal

Mehr Brandenburger Spezialitäten findet ihr in diesen Beiträgen:

Platz 2 Baumkuchen aus Altdöbern und Platz 3 Kartoffel- und andere Salate aus Neuzelle des pro-agro-Marketingspreises

Und wie immer nicht vergessen, in unserer aktuellen Ausgabe gibt es nochmal alle Artikel

 

 

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