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Zeit für Brot

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Zeit für Brot, das ist das Motto einer jährlichen Veranstaltung rund um des Deutschen wichtigstes Nahrungsmittel. Zeit für Brot? Haben Sie, hochverehrter Backhandwerker, wirklich Zeit für Brot? Oder verwenden Sie Fertigmischungen und Fertigsauer, weil’s schneller geht? Und Sie, hochverehrter Bäckereikunde, nehmen Sie sich eigentlich Zeit für Brot? Oder ist für Sie der Brotkauf ein Akt beiläufiger Erledigung, bei dem einzig und allein der Preis eine Rolle spielt?

Anke Kähler, 53, Diplom-Soziologin, Bäckermeisterin und Vorsitzende des Vereins „Die Bäcker. Zeit für Geschmack“, der die Brot-Party in der Markthalle Neun organisiert hat, sagt: „Uns geht es einerseits darum, besonders gutes und leckeres Brot zu backen. Gerne nach einem handwerklichen Kodex, ohne Convenience-Produkte, ohne Backmischungen. Andererseits wollen wir Ernährungssouveränität und es geht um Nachhaltigkeit.“ Garcon traf in der Markthalle Neun den Dänen Magnus Grubbe.Weshalb will einer, der Politikwissenschaften studiert hat, unbedingt gutes Brot backen? Es könnte mit der Politik zu tun haben, mit dem Politikern oder auch mit etwas ganz anderem.

Bei Magmus Grubbe war es der Eigenbedarf. Der 37-jährige Däne aus Arhus lebt seit zehn Jahren in Berlin und fand kein Brot, das ihn zufrieden stellte. Er begann, am heimischen Herd zu experimentieren, gab das aber schnell wieder auf. Lediglich die Idee vom eigenen Brot blieb. Irgendwann lernte er den dänischen Meisterbäcker Per Brun kennen, sie vereinbarten eine Zusammenarbeit und am 3. November 2015 eröffnete Magnus Grubbe am Maybachufer in Kreuzberg The Bread Station. Ein heller schnickschnackfreier Laden, ein paar Tische und Stühle, die große Kaffeemaschine, Brotregale mit großen, aufgerissenen Laiben „Italienische Weizenbrot“, beantwortet Magnus Grubbe unseren fragenden Blick.

“Italienisches Weizenmehl, Wasser, Meersalz, der Vorteig ist aus Roggenvollkornmehl, es schmeckt auch nach Tagen aromatisch“, fügte er hinzu. Ansonsten hält sich Magnus Grubbe mit werbendem Lob für eigenen Produkte wohltuend zurück. Er ist – ebenfalls erstaunlich für einen Politikwissenschaftler – eher ein Mann des Faktischen. „Drei Dinge sind uns wichtig“, sagte er, „erstens verwenden wir ausschließlich Mehl, das in einer Steinmühle gemahlen wurde, weil die einzelnen Mehlpartikel größer sind als bei herkömmlichen Mühlen und dadurch das Wasser leichter halten und besser binden, zweitens arbeiten wir mit einer 24-stündigen Teigführung und drittens ohne Hilfe.“ Enzyme und Konservierungsstoffe sind natürlich ebenso tabu wie all die anderen Hilfsmittelchen der industriellen Brotproduktion. Kein Wunder, dass die Bread Station inzwischen jede Menge Stammkunden hat, von denen etliche zuallererst wegen der leckeren Zimtschnecken kommen. Skandinavien lässt grüßen.

Schönes Kochbuch zum Thema Brot – hier.

The Bread Station Berlin

Maybachufer 16
12047 Berlin

www.facebook.com/thebreadstationberlin

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