Restaurant Taverna Skala
Griechisches Restaurant in Nikolassee
„Berlin lebt in seinen Kiezen“, hatte mir früher mal jemand gesagt, als ich ihn nach diesem für mich fremden Wort fragte. Wer S-Bahn fährt, kann das sehen. Zum Beispiel Nikolassee. Der Bahnhof, 1902 eingeweiht, ist saniert und strahlt in voller Gründerzeitschönheit. Daneben eine Ladenzeile: Coiffeur Raguse, Antiquitäten, Schreibwaren, Fischladen, Fahrschule, insgesamt 13 Geschäfte.
„Wir haben hier alles, was wir brauchen, wir müssen nicht in die Stadt“, erklärt eine Händlerin. Tatsächlich, sie sagt „in die Stadt“ und meint damit wahrscheinlich den Kurfürstendamm oder das KaDeWe.
Auch dem Hohenzollernplatz sieht man an, dass hier Berlins nobelste Seite beginnt. Großbürgerliche Stadtvillen, gepflegte Vorgärten, Namensschilder die nicht aus dem Baumarkt stammen. S., F.R., Dr.B., vornehme Anonymität. Die Bewohner kennen sich, der Postbote trägt hier schon jahrelang aus, Fremde werden mit edler Dreistigkeit angesprochen: „Kann ich helfen?“ Anderswo in Berlin klänge das so: „Wat woll´n Sie denn hier?“
Wer nun glaubt, dass in solcher Gegend nur Sterneläden oder Edelitaliener Chancen hätten, der irrt. Im ersten Haus am Platz, einem lindgrünen Prunkbau mit Türmen und Zinnen, zog vor einem Jahr die Taverna Skala ein, ein griechisches Restaurant, dass für viele Bewohner von ringsum längst einen Art zweites Wohnzimmer geworden ist. Also nichts von „es gibt in Nikolassee keine Alternative“, was ja auch die Tatsache erklären könnte, weshalb es an einem Mittwochabend hier proppevoll ist.
Einige gaben dann ihren Eindruck zu Protokoll. Gemütlich, natürlich, unaufgeregt, das ist der einhellige Tenor. Und die Gäste machten nicht den Eindruck, dass sie zu denen gehören, die beim „Griechischen Wein“ feuchte Augen kriegen und mitsingen.
Ioannis Petros Tsitiribis, 36, und Georgios Tzaras, 40, sind die Regisseure der Taverna Skala, Tzaras in der Küche und Tsitiribis im Service – logische Arbeitsteilung, der eine ist Koch, der andere Restaurantfachmann von Beruf. Und Tsitiribis weiß natürlich nach sechs Jahren im Borchardt, wie man mit guten Gästen umgeht, wann ein Small-Talk gefragt ist oder wann man sie besser in Ruhe lässt.So zeigt er, wie entspannt und unprätentiös zeitgenössischen griechische Gastfreundschaft sein kann.
Wie gesagt, das honorieren die Gäste ebenso, wie die leichte mediterrane Küche von Georgios Tzaras. Sein Pulpo-Salat mit Paprika, Karotten, Zwiebeln und Minze beispielsweise spielt mit den Aromen, wirkt harmonisch und ist deshalb einfach nur lecker.
Die Lammroulade, gefüllt mit Gemüse, Rosmarin und Knoblauch, handwerklich aufwändig und raffiniert, lebt von der guten Qualität der Grundprodukte. Gleiches trifft auch auf die Fischgerichte zu. Dass allerdings zur Seezunge Brokkoli und Blumenkohl serviert wird, will nicht so recht einleuchten, weil der Kohlgeschmack dem appetitlichen Fisch kaum eine Chance lässt.
Die moderne griechische Küche in der Taverna Skala unterscheidet sich doch schon sehr von dem, was einst bei Berliner Griechen gekocht wurde und bei einigen noch gekocht wird.
Erinnerungen. Als beispielsweise das heute älteste griechische Restaurant Berlins, das Akropolis in der Charlottenburger Wielandstraße an den Start ging, kamen die Saucen noch wie fettige Pfützen auf den Tellern daher.
Der einzige Vorteil dieses Kochstiels war, dass er für die Mischung aus Hustensaft und Möbelpolitur, namens Retsina wenigstens ein kleines Gegengewicht bot.
Auch das ist natürlich kein Thema mehr. In der Taverna Skala werden Weine aus Hellas serviert, die den internationalen Vergleich nicht scheuen müssen – weder was ihre Qualität, noch was ihren Preis betrifft.
Sicher, Rebsorten wie Aghiorghitiko, Assirtiko, Mnadilaria, Mavrotrangano oder Xinomavro sind zwar Zungenbrecher, aber geschmacklich auf der Höhe.
Taverna Skala
Prinz-Friedrich-Leopold-Straße 1
14129 Berlin
Tel. 030 – 95 61 80 35