Kleine italienische Törtchen
Sempre lecker – Das Latodolce
Viele italienische Wörter klingen einfach gut, irgendwie weicher, poetischer als ihre deutschen Entsprechungen. „Latodolce“ zu Beispiel. Versuchen Sie doch mal „Die süße Seite“ mit genauso viel Schwung auszusprechen. Oder probieren Sie es mit „Tentazione“ und „Versuchung“. Keine Chance. Diese Tatsache macht uns viele italienische Geschäfte und Restaurants sympathisch, selbst wenn die Angebote dann nicht halten, was der Klang des Namens verspricht.
Beim Latodolce gibt es dieses Problem nicht. Es klingt gut und ist gut. Und die Tentazioni dort sind so groß, dass man sich ihnen nur mit äußerster Willenskraft entziehen kann. Aber will man das?
Die Geschichte der Pasticceria Italiana Latodolce im Kreuzberger Graefekiez ist eine Liebes- geschichte, in der Natalia Giordano und ihr Partner Lorenzo die Hauptrollen spielen. Die 43-jährige Genuesin hatte nach ihrem Studium der Informationswissenschaften einen gut dotierten Job in einer Consultingfirma, der ihr zudem Spaß machte und Sie ausfüllte. Dann lernte die Lorenzo kennen, Neapolitaner, Künstler und – für ihren Vater, einen renommierten Mediziner, das schlimmste – Lorenzo lebte in Berlin. Natalia beschloss, ihm zu folgen und in Berlin eine kleine Konditorei zu eröffnen.
Sie absolvierte in Brescia Kurse an einer Konditoreischule und in Barcelona das Espai Sucre, eine weltberühmte Ausbildungsstätte für Patissiers. Doch das war der Berliner Innung immer noch zu wenig. Nur Konditormeister dürfen eine Konditorei eröffnen. Sie machte eine Prüfung, bestand mit Glanz und Gloria, erhielt aber dennoch nur die Erlaubnis, Petit fours herzustellen. „Also dann eben alles in klein“, sagte sie sich und eröffnete im Mai 2015 ihr Geschäft – Latodolce, eine Pasticceria Italiana in Berlin.
Schon nach wenigen Monaten war der kleine Laden kein Geheimtipp mehr, und inzwischen gehören Natalia Giodano und ihre Mitarbeiter – Alfredo aus der Nähe von Rom, Roberto aus Florenz und die junge japanische Konditorin Chie aus Osaka – zur Gruppe der allseits anerkannten Kreuzberger Genusshandwerker. Das liegt natürlich zuerst an ihren filigranen Konditorei-Kunstwerken, die aus ausgesuchten Zutaten und mit viel handwerklichem Geschick hergestellt werden, ein bisschen aber vielleicht auch an der Art, sie zu präsentieren.
„Weniger Zucker und viel Geschmack, einfach lecker“, preist Roberto beispielsweise die Cannuncini an, Mini-Schillerlocken, außen blättrig, in zart und mit einer feinen Vanillecreme gefüllt, die nichts von dem häufig bei solchen Backwaren anzutreffenden knallsüßen Schockaroma hat. Es gibt Cremoso di mango und Cremoso pistaccio, Winzlinge mit hohem Suchtfaktor, eine handtellergroße Torta limone von allererster Güte und natürlich auch Mini-Pizza, gänzlich ohne Zucker, sondern mit Tomatenmark, Olivenöl, Oregano und geriebenem Parmesan.
Und wenn es jetzt richtig warm wird, plant Natalia Giordano noch eine Gelateria in der Pasticceria, denn vom Eis versteht das süße Quartett auch jede Menge. Ihr Mann Lorenzo hat vor der Tür Blumen gepflanzt, ein Bänkchen gezimmert und eine simple, aber praktische Vorrichtung gebaut, auf der man seinen Espresso auch mal abstellen kann. Die Kunden lächeln, der Künstler zitiert Leonardo da Vinci: „Einfachheit ist die höchste Form der Rafinesse.“ Ein bisschen Italien in Kreuzberg eben.
Latodolce Berlin
Graefestraße 11
10967 Berlin