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Le Bretagne – Spezialitäten aus Frankreich

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Jedem, der wissen will, woher aus Frankreich er denn komme, antwortet Charles Rocher, dass er „eine halbe Bretonne und eine halbe Normande“ sei. Ein sturmerprobter Menschenschlag also, einer, den nichts so leicht aus der Bahn wirft. Und trotzdem wäre der 47-Jährige im vorigen Jahr fasst verzweifelt. Der Grund: sein neues Café. Aber der Reihe nach. Rocher, der Mann mit bretonischen und normannischen Wurzeln, ein gelernter Fahrradmechaniker, kam 1996 nach Deutschland, zuerst Göttingen, später Berlin.

Am Anfang war er Fahrradkurier, dann wurde er Gastronom. In der Schöneberger Akazienstraße betrieb Rocher das Restaurant „Gourmandise“ und war mit seiner Cuisine bretonne ziemlich erfolgreich. Als er sich mit dem Vermieter nicht mehr über die Höhe der monatlichen Zahlungen einigen konnte, zog er in die Marheinekehalle nach Kreuzberg. Auch hier machte Monsieur Galette, wie ihn die Stammkunden nennen, schnell Furore – mit seinem Charme, dem besten Kaffee weit und breit, erstklassigen Crêpes und Galettes, feinen Kleinigkeiten und französischen Spezialitäten – Beurre salé, Jambon de Paris, Rillette d´oie, 25 Käsesorten, Cidre, Wein, Champagner.

Sein Le Bretagne ist Teil der Internationalität der Marheinekehalle und bietet zudem die perfekte Gegenwelt zur Coffee-to-go-Gesellschaft, der sowohl die Genussfähigkeit abhanden kommt, als auch das Gefühl für eine gesunde Gelassenheit. „Das Leben besteht nicht nur aus Pappbechern und heißer Hektik“, formuliert Charles Rocher. Vor zwei Jahren machte sich der umtriebige Franzose auf die Suche nach Räumen für eine richtige Küche. Was er fand, war ein richtiges Café, zwar nicht in Kreuz-, sondern in Schöneberg, aber Liebe auf den ersten Blick.

LeBretagne-essen

Im Februar 2016 wollte er Le Bretagne Nummer zwei eröffnen. Doch aus der geplanten Standardrenovierung wurde eine Komplettsanierung und aus dem Februar der Dezember, – inklusive schlafloser Nächte und beinaher Verzweiflung…

Also dann, Le Bretagne zum Zweiten, Karl-Schrader- / Ecke Barbarossastraße, unweit des Winterfeldplatzes. Am 15. Dezember 2016 feierte Charles Rocher mit seinem Team Eröffnung, seitdem steht der halbe Kiez auf Süß. Kein Wunder. Tarte au citron, Tarte chocolat crustillante, Tarte tatin, das klingt, wie es schmeckt – zart, fruchtig, schmelzend, manchmal knusprig, französisch eben. Der Mann, der für die kleinen Köstlichkeiten zuständig ist, heißt Benjamin Raepsaet, stammt aus Lille und lebt seit zehn Monaten in Berlin. Seine Konditorkarriere begann der 29-Jährige als Autodidakt.

Als das französische Fernsehen vor drei Jahren den besten Pâtissier amateur suchte, meldeten sich 5.000 Kandidaten. Benjamin kämpfte sich durch die Tortenschlacht und wurde am Ende Sechster. Er absolvierte eine private Pâtisserieschule und plante peu á peu eine Zukunft als Zuckerbäcker.
Eigentlich wollte Raepsaet noch einige Praktika machen, doch dann ging alles ganz schnell. Seine Frau, Paläontologin von Beruf, wurde an ein Berliner Museum berufen, er zog mit, lernte Charles Rocher kennen und stieg ins Le Bretagne ein. LeBretagne-Porträt

„Großartig, amazing, frapper“, so lautete die ersten Kundenkommentare. Benjamin Raepsaet, ein bescheidener Typ, wehrt ab und verweist auf seine Zutaten. Die Kuvertüre kommt aus Tain l´Hermitage im Rhonetal, die Fruchtpürees aus einer Pariser Manufaktur, Zusatzstoffe, Stabilisatoren und künstliche Aromen sind tabu.
Dennoch: Selbst die besten Zutaten machen noch kein gutes Backwerk. Dazu gehört schon auch handwerkliche Perfektion, Kreativität und eine gehörige Portion Begeisterung für süße Köstlichkeiten. Natürlich gibt es im Schöneberger Café Le Bretagne auch „normale“ Backwaren: Baguette classique und rustique, Croissants und das vielgefragte Pain aux raisins. Dazu Galettes und – Spezialangebot für die Kids der benachbarten Schule – Crêpes, zehn Sorten immerhin. Für die französischen Kaffeespezialitäten ist Dagma Drozdek zuständig, geboren in Lodz, aufgewachsen in Berlin, Französisches Gymnasium, Lehre als Köchin und seit fast acht Jahren im Team von Charles Rocher. „Kommen Sie unbedingt mal vorbei, wenn wir die Terrasse geöffnet haben“, sagt sie zum Abschied „dann ist es hier fast wie in Paris.“

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Le Bretagne

Karl-Schrader-Str.1
10781 Berlin – Schöneberg

www.lebretagne.de

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