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Fuhrmanns Früchtekorb – Okra im Patio Berlin

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In diesem Fall sind sich die Wissenschaftler einig: Okras gehören zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt. Ihre Spuren lassen sich bis ins zweite Jahrtausend v. Chr. zurückverfolgen, nach Ägypten und Äthiopien. Wo genau der Ursprung des Fruchtgemüses aus der Familie der Malvengewächse liegt, konnte bisher allerdings nicht geklärt werden. Heute sind Okras – also die Samenkapseln der bis zu 2,50 Meter hohen, gleichnamigen Pflanze – ein weit verbreitetes Gemüse, beliebt nicht nur in Afrika, sondern auch in vielen Teilen Asiens, in Süd-, Mittel- und im südlichen Nordamerika, in Griechenland, dem Libanon, der Türkei und anderen Mittelmeerländern.
Zu den kulinarischen Klassikern beispielsweise vieler griechischer Restaurants gehört Kotopoulo me Bamies, gebratenes Hähnchen mit Okras, Tomaten und Zwiebeln. In der Türkei serviert man Zeytinyağlı bamia, eine Vorspeise aus marinierten und in Olivenöl gegarten Okras.
Die israelische Küche kennt in Buttermilchteig frittierte Okras, in der indischen Küche werden sie mit einer Gewürzmischung aus Chili, Ingwer, Knoblauch, Koriander, Kreuzkümmel, Kurkuma sowie Pfeffer gefüllt und gedünstet, und in der sogenannten Cajun-Küche der amerikanischen Südstaaten schließlich gelten Okras als Hauptbestandteil des berühmten Gumbo, eines würzigen Eintopfes aus Reis, Gemüse, Fisch und Fleisch.
Die Hauptanbauländer des Fruchtgemüses sind Indien, wo mit rund 5,5 Millionen Tonnen jährlich die weltgrößte Okraernte eingebracht wird, gefolgt von Nigeria (rund 1,9 Millionen Tonnen) und dem Sudan (rund 290.000 Tonnen). Wir bekommen Okras aus Thailand, weil und der dortige Exporteur, die Siam Fresh Enterprise Company, seit Jahren eine gleichbleibend gute Qualität garantiert.

Allerdings – obwohl diverse Blogs die kalorienarmen, magenfreundlichen sowie mineralstoff- und vitaminreichen Schoten immer häufiger als „Neuling in der Superfood-Familie“ feiern – wir merken davon nicht allzu viel. Nur wenige Küchenchefs in Berlin und Brandenburg bestellen Okras, die geschmacklich übrigens an Bohnen erinnern – mild, leicht herb, säuerlich-pikant. Zu denen, die das Fruchtgemüse regelmäßig ordern, gehört Enrico Pawlak, der vor rund einem Jahr als Chef de Cuisine aus dem Restaurantschiff Patio am Helgoländer Ufer anheuerte. Hier bringt Pawlak das Filet vom Simmentaler Rind mit Süßkartoffelpüree, Feigen und Okras auf die Teller. Nun will ich mich nicht als Gastrokritiker aufspielen, aber dieses Gericht hat nach meinem Dafürhalten alles, was Besseresser suchen: Es ist fröhlich in der Optik und einschmeichelnd im Geschmack.

Und es wird an einem wirklich grandiosen Ort serviert – am Helgoländer Ufer mit Blick auf das Spreebogen-Areal und die prächtigen Gründerzeitvillen am gegenüberliegenden Holsteiner Ufer. Romantik pur mittenmang und deshalb für mich einigermaßen unverständlich, dass das Restaurantschiff Patio in den einschlägigen Berliner Gastronomie-Guides so wenig Beachtung findet. Eigner Mathias Böhme, gelernter Maschinenbauer und Restaurantfachmann, ersteigerte vor Jahren den früheren DDR-Arbeiterwohnkahn und machte ihn zu dem, was er heute ist: eins der originellsten Berliner Restaurantschiffe, ganzjährig geöffnet, mit teilweise überdachtem Ober- und gemütlichem Unterdeck inklusive Bar und Partylounge. Seit Anfang April 2007 liegt das Patio am Helgoländer Ufer vor Anker, vor gut einem Jahr heuerten die beiden Berliner Enrico Pawlak und Kevin Rau hier an und krempelten zuerst mal die Speisenkarte um – Pawlak, davor Küchenchef in der Fleischerei von Bernhard Hötzl, brachte einschlägige Erfahrung mit.

Dabei müssen die Gäste nun weder exaltierte Liaisons noch aromatische Akrobatik fürchten, selbst dann nicht, wenn Pawlak und Rau das Jakobsmuscheltatar mit Miso abschmecken oder das Kräuterlamm mit Shiitake und einer Cranberryjus auf die Teller bringen. Das alles ist geschmacksstimmig und sehenswert angerichtet. Und der Service trägt das Seine zum Behagen in dieser Entspannungsidylle am Wasser bei.

 

Restaurantschiff Patio

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Helgoländer Ufer/Kirchstraße
10557 Berlin
Tel.: 030 – 40 30 17 00
www.patio-berlin.de

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